Hochwasserlage, Niedersachsen

Auch heute hält die Flut vor allem Niedersachsen in Atem.

30.12.2023 - 05:11:30

Hochwasserlage hält an - Niedersachsen besonders betroffen. In Sachsen-Anhalt steigen die Pegelstände derweil wieder an. Das THW stellt sich auf Einsätze bis in die erste Januar-Woche hinein ein.

  • Sandsäcke liegen auf einem durchweichten Deich vor evakuierten Wohnhäusern in Lilienthal bei Bremen. - Foto: Focke Strangmann/dpa

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  • Ehrenamtliche Einsatzkräfte vom THW und der DLRG befestigen einen Deich in Niedersachsen. - Foto: Philipp Schulze/dpa

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  • Blick auf die teilweise unter Wasser stehende Altstadt von Verden an der Aller. In weiten Teilen Niedersachsens bleibt die Hochwasserlage angespannt. - Foto: -/dpa

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Sandsäcke liegen auf einem durchweichten Deich vor evakuierten Wohnhäusern in Lilienthal bei Bremen. - Foto: Focke Strangmann/dpaEhrenamtliche Einsatzkräfte vom THW und der DLRG befestigen einen Deich in Niedersachsen. - Foto: Philipp Schulze/dpaBlick auf die teilweise unter Wasser stehende Altstadt von Verden an der Aller. In weiten Teilen Niedersachsens bleibt die Hochwasserlage angespannt. - Foto: -/dpa

Die Hochwasserlage bleibt in vielen Teilen Niedersachsens kritisch. In der Nähe von Bremen können Hunderte Menschen weiterhin nicht in ihre Häuser. Die Evakuierungen in der Gemeinde Lilienthal (Landkreis Osterholz) dauerten an, sagte eine Gemeindesprecherin.

An einigen Pegeln der Weser befinden sich die Wasserstände noch über der höchsten Meldestufe, wie aus einem Lagebericht des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Morgen hervorgeht. Für die Leine, Aller sowie Ober- und Mittelweser gebe es eine Warnung vor großem Hochwasser, heißt es weiter in dem Lagebericht.

Auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG ist mit zahlreichen freiwilligen Helfern im Einsatz. Derzeit wirkten mehrere Wasserrettungszüge an der Bewältigung der Lage mit, teilte die Wasserrettungsorganisation mit. Der Schwerpunkt des Hochwassereinsatzes liege derzeit im Serengeti-Park in Hodenhagen im Heidekreis. Dort konnte unter anderem ein Durchfluss geschlossen werden. Die Helfer begannen dann mit dem Abpumpen des Wassers auf dem Gelände des Freizeitparks. Auch anderswo sind die Einsatzkräfte mit der Verteidigung von Deichen beschäftigt.

Zwischen Hannoversch Münden (Landkreis Göttingen) bis Intschede (Landkreis Verden) seien die Scheitelwasserstände hingegen bereits erreicht und die Wasserstände würden sinken. An vielen Orten gibt es laut NLWKN eine gleichbleibende Tendenz beim Pegelstand, in Schladen (Landkreis Wolfenbüttel) stieg der Pegelstand der Oker den Angaben zufolge um mehrere Zentimeter.

Die Pegelstände in der Stadt Meppen sanken minimal. Es sei allerdings weiterhin Vorsicht geboten, zumal es in den kommenden Tagen wieder Regen geben solle, teilt die Stadt mit.

Lagezentrum: Hochwassersituation stagniert

Eine Sprecherin des Lagezentrums teilte am Morgen mit, dass die Hochwassersituation insgesamt stagniere, es aber keine besonderen Vorkommnisse in der Nacht gegeben habe. Die Lagezentren der Polizei in Niedersachsen meldeten ebenfalls eine relativ ruhige Nacht. Einige Sprecher, wie vom Lagezentrum Göttingen, sprachen von einer sich entspannenden Situation. Es sei trocken geblieben, daher gehe man davon aus, dass sich die Lage beruhige und Pegelstände sinken.

In den Hochwassergebieten in Niedersachsen wird heute kein neuer Regen erwartet. Das sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf Nachfrage am Morgen. Im Tagesverlauf soll es demnach abseits der Küste in Niedersachsen nur vereinzelt und in geringen Mengen zu Schauern kommen. Zwischen Sonntag und Montag kommt es im Land voraussichtlich verbreitet wieder zu Niederschlägen, meist zwischen einem und fünf Litern Regen pro Quadratmeter. Diese Menge werde aber nicht zu einem Anstieg der Pegel führen, sagte der Meteorologe. Erst von Dienstag an würden wieder größere Niederschlagsmengen erwartet.

Regen lässt Pegelstände in Sachsen-Anhalt wieder ansteigen

Durch die Regenfälle in der Nacht steigen derweil einige Flüsse in Sachsen-Anhalt wieder an. Die schauerartigen Niederschläge seien stärker ausgefallen, als zunächst prognostiziert, teilte der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) mit. Weil die Böden bereits gesättigt seien, habe dies in einigen Bereichen zu ansteigenden Wasserständen geführt. So sei an der Dumme in der Altmark der Richtwert der Alarmstufe 2 überschritten worden, nachdem sich die Lage dort in den vergangenen Tagen zunächst entspannt hatte. Auch an Jeetze und Aland gebe es eine leicht steigende Tendenz der Pegelstände.

Im Süden Sachsen-Anhalts bleibt die Lage an der Helme weiter angespannt. Am Pegel Bennungen stieg das Wasser wieder, nachdem der Abfluss aus der Talsperre Kelbra erhöht wurde. Am Samstagmorgen stand das Wasser fast einen halben Meter über dem Richtwert der höchsten Alarmstufe von zwei Metern.

Das Technische Hilfswerk (THW) stellte sich auf einen Einsatz in den Hochwasser-Gebieten bis in die erste Januar-Woche hinein ein. «Es ist ganz klar, dass das über den Jahreswechsel andauern wird», sagte THW-Präsidentin Sabine Lackner der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in Berlin. «Was uns hoch besorgt, ist der Zustand der Deiche.» Sie seien massiv aufgeweicht. Täglich seien etwa 1000 Einsatzkräfte in den betroffenen Gebieten unterwegs.

Das Hochwasser der Elbe geht in Sachsen derweil weiter zurück. Am Pegel Dresden wurde am Samstagmorgen ein Wasserstand von 5,30 Meter gemessen, wie aus einer Übersicht des Landeshochwasserzentrums hervorging. Einen Tag zuvor waren es noch 5,92 Meter gewesen. Normal sind rund 2 Meter. In der Landeshauptstadt galt ebenso wie in Schöna an der tschechischen Grenze sowie flussabwärts in Riesa noch die Alarmstufe 2. Die Hydrologen rechnen mit weiter sinkenden Wasserständen. Für die übrigen Flussgebiete in Sachsen gab es keine Hochwasserwarnungen mehr.

Katastrophentouristen bereiten Probleme

Die Stadt Celle appellierte an Menschen, Sperrungen ernst zu nehmen und nur in die Stadt zu reisen, wenn es unbedingt notwendig sei. «Durch wachsenden «Hochwassertourismus» und Verkehr werden Rettungskräfte vielerorts am Durchkommen gehindert.» Auch die Feuerwehr Verden berichtete von störenden Katastrophentouristen. Der Landkreis Osterholz befürchtet darüber hinaus, dass zu Silvester viele Schaulustige im Hochwassergebiet unterwegs sein werden.

Zahlreiche Landkreise appellierten erneut, Deiche nicht zu betreten, da diese aufgeweicht seien und beschädigt werden könnten. In der Stadt Oldenburg gilt ein Betretungsverbot für Deiche, das mit bis zu 5000 Euro geahndet wird.

Weiter Einschränkungen bei der Bahn

Aufgrund der Witterung und des Hochwassers müssen sich Bahnreisende länger als geplant auf Verspätungen und Streckensperrungen einstellen. Die Verbindung zwischen Oldenburg und Osnabrück sei wegen des Hochwassers nach wie vor eingeschränkt, sagte eine Sprecherin der Nordwestbahn am Freitag.

@ dpa.de