Spur, Kohlemilliarden“

Leipzig - Bis 2038 soll Deutschland aus der Braunkohle aussteigen.

30.11.2023 - 13:14:20

„Die Spur der Kohlemilliarden“: MDR-Langfristprojekt verfolgt in Echtzeit, wohin Investitionen fließen. Betroffene Regionen wie etwa die Lausitz müssen sich neu erfinden. Doch wo fließen die 40 Milliarden Euro, die vom Bund in den Strukturwandel der Kohleregionen investiert werden, tatsächlich hin? Sind die als Kohlemilliarden bekannten Fördergelder sinnvoll angelegt? Und können die Milliardenzahlungen den Kohleausstieg zu einer Erfolgsstory für die Menschen in den Revieren machen? Der MDR widmet sich diesen und mehr Fragen im Rahmen einer neuen Dokumentation und eines interaktiven Datenportals.

„Hinter dem Abgrund – Aufbruch im Lausitzer Kohleland“ heißt die neue MDR-Dokumentation, die ab sofort in der ARD Mediathek abrufbar ist: Anknüpfend an die vierteilige Doku-Serie „Hinter dem Abgrund – Leben in der Lausitz“ aus dem Jahr 2022 erzählt sie die Schicksale der Lausitzer zwischen Weißwasser, Boxberg und Spremberg fort. In der Lausitz ist alles auf Kohle gebaut. Nun muss sich ein ganzer Landstrich neu erfinden, soll mit Milliardenhilfen Innovationsregion und grünes Kraftwerk der Republik werden. „Hinter dem Abgrund – Aufbruch im Lausitzer Kohleland“ begleitet Menschen durch den Wandel, den der Kohleausstieg bringt.

Interaktives Datenportal „Die Spur der Kohlemilliarden“ wertet bis 2038 regelmäßig Zahlen aus

40 Milliarden Euro werden vom Bund in den Strukturwandel der Kohleregionen investiert. Es ist einer der größten Subventionstöpfe seit der Wende und einer der umstrittensten. Tausende Arbeitsplätze sollen neu geschaffen und der Wegzug aus den Regionen gestoppt werden. Aktuell sind mehr als 20 Milliarden Euro verplant.

Ob die Milliardenzahlungen den Kohleausstieg zu einer Erfolgsstory für die betroffenen Menschen machen, wird sich erst auf längere Sicht zeigen. Auf längere Sicht ist deshalb auch das neue interaktive Datenportal „Die Spur der Kohlemilliarden“ angelegt: Der MDR aktualisiert über den gesamten Förderzeitraum die wichtigsten Daten zur den Kohlemilliarden, verfolgt in Echtzeit, wohin die Investitionen fließen und schaut langfristig, wie effizient die Investitionen sind und welche Auswirkungen sie haben.

MDR-Chefredakteurin Julia Krittian: „Der Abschied vom Kohleabbau prägt Regionen schon heute generationenübergreifend und wirkt noch Jahrzehnte nach – er ist hochemotional, hat ganz konkrete Auswirkungen und lässt sich in seinen bisherigen Entwicklungen genau berechnen. Mit unserem innovativen Datenportal liefern wir eine Echtzeiterfassung, mit der Nutzerinnen und Nutzer ganz genau nachvollziehen können: Was bedeutet der Strukturwandel vor Ort, welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich für mich, für meine Region, für meine Generation?“

Das Datenportal hat der MDR in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) in Halle/Saale und der Hoferichter & Jacobs GmbH entwickelt.

Erste Ergebnisse liegen vor

Die Förderung des Strukturwandels läuft bereits seit 2020. Knapp drei Jahre nach dem Beginn des bis 2038 laufenden Förderprozesses hat eine erste Auswertung der Daten ergeben, dass bereits jetzt fraglich ist, ob die Förderung das Arbeitskräftepotential in den Braunkohlerevieren ausreichend stimuliert. „Schon jetzt scheint fraglich, ob mit dem Geld tatsächlich im großen Umfang neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. Denn bereits jetzt fehlen tausende Fachkräfte in den Braunkohleregionen“, so Silke Heinz, Leiterin der Redaktion „Osteuropa und Dokumentationen“ beim MDR.

„Das Problem des Fachkräftemangels zu lösen, wird in den kommenden Jahren die größte Herausforderung“, betont Prof. Dr. Oliver Holtemöller vom IWH. Den Forschern des IWHs zu Folge werde noch unzureichend die schulische und berufliche Bildung gefördert, um Fachkräfte vor Ort auszubilden.

Auch das weitere Steuerungspotential werfe Fragen auf, denn mehr als die Hälfte des Geldes wurde bereits Projekten und Maßnahmen zugewiesen, obwohl erst drei von insgesamt 18 Jahren Förderlaufzeit vergangen sind. So zeigen sich bei den Fördergeldern in Verantwortung der Länder starke Unterschiede bei der Verteilung zwischen den drei großen Braunkohle-Revieren. In der Lausitz sind 5,7 Prozent (342 Mio.) des Budgets bereits zugewiesen, im Mitteldeutschen Revier 12,8 Prozent (358,5 Mio.) und im Rheinischen Revier noch 0 Prozent.

Während in Sachsen-Anhalt der angemeldete Bedarf für das Mitteldeutsche Revier die vorhandenen Mittel bereits überschreitet und der Geldfluss in die Projekte vor Ort schon begonnen hat, bleiben die Geldtöpfe im Rheinischen Revier bisher nahezu unangetastet.

www.mdr.de/kohlemilliarden

Hinweis für Journalistinnen und Journalisten

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