NFL, Kansas City Chiefs

Seit Wochen gibt es in der NFL ein Thema, das oft leidenschaftlicher debattiert wird als Touchdowns: Das Verhältnis zwischen Travis Kelce und Superstar Taylor Swift.

17.10.2023 - 10:51:08

Kelce und Taylor Swift - ein Marketinggeschenk für die NFL. Für die Liga ist es ein Geschenk.

Pop-Gigantin Taylor Swift und Super-Bowl-Champion Travis Kelce Händchen haltend in New York - das waren Fotos, die bei den Marketing-Menschen der NFL mindestens ebenso viel Freude auslösten wie bei Fans der beiden Mega-Stars.

Am Wochenende zeigten sich die Sängerin und der Football-Profi der Kansas City Chiefs zusammen in der Öffentlichkeit und befeuerten damit die Pärchen-Gerüchte, die den riesigen Swift-Kosmos und die Fan-Gemeinde Kelces seit drei Wochen kollidieren lassen. Echte frische Liebe oder doch nur ein extrem erfolgreicher PR-Stunt? Wohl auch, weil es noch keine klare Ansage der beiden gibt, ist die Aufmerksamkeit riesig - und die NFL freut sich. 

Seit Swift am 24. September das 41:10 der Chiefs gegen die Chicago Bears aus einer Loge des Arrowhead Stadiums in Kansas City bejubelte, bei Kelces Touchdown förmlich ausflippte und sich dabei dem Augenschein nach prächtig mit dessen Mama Donna (die seit dem Super Bowl mit beiden Söhnen im Februar selbst ein kleiner Star ist) verstand, ist die Sache für viele Fans und Beobachter klar: Da läuft was. Nach dem Spiel bewegten sich beide Hand in Hand durch die Katakomben des Stadions und fuhren schließlich gemeinsam in einem Cabrio davon. 

Nicht nur das Internet dreht seither völlig durch. Auch US-Medien sind heiß auf jedes Detail - und freuen sich, wenn Kelce die Aufgeregtheit mit Witzen selbstironisch befeuert. Am Wochenende war er nicht nur mit Swift essen, sondern hatte auch einen kurzen Gastauftritt in der Comedy-Show «Saturday Night Live». Swift übrigens ebenfalls, danach sollen beide stundenlang auf der Afterparty gewesen sein. 

Glücksfall für Marketing

Allein in der Woche nach dem Spiel gegen Chicago kamen nach Angaben von US-Medien 383.000 neue Follower auf Kelces Instagram-Account hinzu. Der offizielle Fanartikel-Anbieter der NFL, Fanatics, teilte mit, die Nachfrage nach Kelces Trikots sei um 400 Prozent gestiegen und er sei nun unter den Top Fünf Spielern der Liga. Die Vermutung liegt nahe: Die Abermillionen Fans von Taylor Swift beschäftigen sich selbstverständlich mit dem womöglich neuen Partner ihres Idols - und die NFL reibt sich die Hände für das Gratis-Marketing bei einer jungen und weiblichen Zielgruppe, die an dem Vollkontaktsport American Football im Verhältnis mit am wenigsten Interesse zeigt. 

«Das ist weltweit, man. Jeder hat seinen Spaß damit», sagte Kelce zuletzt auf einer Pressekonferenz in seiner Rolle als Chiefs-Profi. «Ich weiß, dass ich das selbst ausgelöst habe. Ich habe das Glück, dass ich bislang Spaß damit habe und das es, und das ist wirklich wichtig, hier niemanden stört», meinte er über die Kabine des Football-Teams aus Kansas City, das ohnehin schon zu den Mannschaften zählt, über die viel berichtet wird. Schließlich haben die Chiefs zwei der vergangenen vier Super Bowls gewonnen und in Patrick Mahomes den wohl aufregendsten Quarterback der Liga. 

Eben jener Mahomes winkte nicht nur vom Spielfeld in Richtung Swift, als er vom ersten Besuch erfuhr, sondern freut sich nach Meinung eines Ex-NFL-Quarterbacks auch sonst über die Situation. «Zum ersten Mal in seinem Leben ist der Fokus nicht auf ihm, er ist nicht der Typ in der Kabine, über den alle reden, und er kann einfach ein bisschen Durchatmen und sein Ding machen im Schatten von diesem Schlaglicht, das Travis Kelce da geschaffen hat», sagte TV-Experte Ryan Fitzpatrick bei Thursday Night Football auf Amazon Prime. Da holten die Chiefs ein 19:8 gegen die Denver Broncos - und Swift war erneut in der Loge und jubelte zusammen mit Mahomes' Frau Brittany über den Touchdown-Pass des Spielmachers. 

American Football in den USA die Nummer eins

So groß die NFL in den USA ist - kein Sport steht in der Gunst der amerikanischen TV-Zuschauer so weit oben - so klein ist die Liga im Vergleich mit Swift. 28,5 Millionen Menschen folgen dem offiziellen Instagram-Profil der NFL. Mit 16,8 Millionen Followern ist Odell Beckham Jr. nach Angaben des Datendienstleisters Statista der NFL-Profi mit der größten Online-Anhängerschaft. Travis Kelce steht bei 4,2 Millionen. Swift? Hat 274 Millionen Follower. 

Natürlich ist die Irritation zahlreicher Männer berechtigt, die sich in einem Online-Streich zuletzt meistens von ihren Töchtern oder Partnerinnen anhören mussten, erst durch Swift sei Kelce ja so richtig bekannt geworden, und darauf mitunter sehr ungläubig und deswegen sehr unterhaltsam reagierten. Kelce ist auf seiner Position als Tight End die Messlatte, an den zwei Super-Bowl-Siegen der Chiefs hatte er enormen Anteil und ist die liebste Anspielstation für Mahomes. Über die NFL hinaus aber kennen ihn vor allem außerhalb der USA kaum Menschen.

Swift dagegen ist derzeit wohl der Musik-Star schlechthin. Ihre laufende Eras Tour erwirtschaftet laut US-Medien an jedem Konzert-Abend allein 13 Millionen US-Dollar durch Ticketverkäufe, meistens spielt sie in einer Stadt drei Shows in Serie. Forbes berichtete, Swift hat bereits 92 Millionen US-Dollar durch die Tour verdient und schätzt ihr Vermögen auf 740 Millionen US-Dollar. Das beeindruckt sogar den notorisch grummeligen Trainer der New England Patriots, Bill Bellichick, einen bekennenden Fan der Sängerin. «Travis hatte schon viele große Fänge in seiner Karriere, aber das wäre sein größter», sagte er nach Swifts erstem Besuch einer Chiefs-Partie.

Ab dem 9. November ist sie in Südamerika zu sehen, Fans, die zum Spiel der Chiefs gegen die Miami Dolphins am 5. November in Frankfurt/Main kommen, werden sie daher wohl ziemlich sicher nicht als Überraschungsgast im Stadion erleben, sondern müssen auf die Tour-Termine im Sommer 2024 warten, wenn sie in Gelsenkirchen, Hamburg und München insgesamt sieben Konzerte gibt. Die NFL hat zu der Zeit Sommerpause. Womöglich steht Kelce also nicht wie vor ein paar Wochen noch in Kansas City im Publikum, sondern hinter der Bühne. 

@ dpa.de