WM, Gina Lückenkemper

Die WM beginnt für das deutsche Leichtathletik-Team mit einigen guten Platzierungen, aber wie erwartet ohne Medaille.

20.08.2023 - 19:24:51

Deutscher WM-Start ohne Medaille - Lückenkemper muss zulegen. Gina Lückenkemper muss sich steigern, hat aber auch ein kleines Problem.

Mit dem erfüllten Soll und kleinen Wehwehchen beschäftigte sich Gina Lückenkemper nur kurz. Die Kapitänin präsentierte sich wie das deutsche Leichtathletik-Team zum Auftakt der Weltmeisterschaften in solider Form, die erhoffte Medaillenüberraschung gelang in Budapest am Wochenende noch nicht.

Bevor Lückenkemper an diesem Montag erstmals in ein WM-Finale über 100 Meter sprinten will, gab es am Sonntag Platz sieben für Siebenkämpferin Sophie Weißenberg sowie Platz neun für Weitspringerin Maryse Luzolo.

Geher und Co-Kapitän Christopher Linke hatte zum Start am Samstag über 20 Kilometer mit deutschem Rekord und Rang fünf als Vorbild allen Mut gemacht, die Mixed-Staffel über 4x400 Meter wurde Siebte. Möchte Doppel-Europameisterin Lückenkemper eine solche Platzierung schaffen, muss sie sich im Halbfinale am Montagabend (20.35 Uhr/ZDF/Eurosport) steigern.

Lückenkemper leicht gehandicapt

11,21 Sekunden im Vorlauf genügten zu Rang drei und dem automatischen Weiterkommen, überzeugend war der WM-Einstieg leicht gehandicapt nicht. Im unteren Rücken habe sich «ein bisschen was verschoben, aber nichts Wildes», erklärte Lückenkemper zu einem Zwicken. «Wenn sich da hinten nicht so hundertprozentig was gut anfühlt, dann traust Du Dich halt auch nicht, so volle Möhre da raufzugehen, wie Du es machen würdest, wenn es halt eigentlich okay ist», sagte die 26-Jährige.

Das Physiotherapie-Team sollte das kleine Problem binnen 15 Minuten in den Griff bekommen, prophezeite Lückenkemper. «Die Generalprobe soll doch immer irgendwie so ein bisschen durchwachsen sein, oder? Von daher, ich bin zufrieden», stellte Deutschlands Sportlerin des Jahres an einem schwül-heißen Tag in den Katakomben des neuen Leichtathletik-Stadions fest. Die amerikanische Mitfavoritin Sha'Carri Richardson musste sich derweil für ihre 10,92 Sekunden nicht verausgaben. Als bislang letzte deutsche 100-Meter-Läuferin stand Melanie Paschke 1997 in einem WM-Endlauf.

Weitspringerin Luzolo Neunte

Festtagsstimmung am ungarischen Nationalfeiertag kam in Budapest für die ersatzgeschwächte deutsche Auswahl noch nicht auf. Zu Unzufriedenheit gab es aber auch keinen Grund. In Abwesenheit der verletzten Titelverteidigerin Malaika Mihambo erreichte Luzolo immerhin das Weitsprung-Finale. Nach zwei ungültigen Versuchen reichte es aber nur 6,58 Metern, damit verpasste Luzolo drei weitere Möglichkeiten. Enttäuscht schlug die 28-Jährige die Hände vor das Gesicht. 

«Schade, dass es der neunte Platz geworden ist und ich nur um vier Zentimeter das Finale verpasst habe», sagte Luzolo. Aber nach der schweren Knieverletzung könne man mit dieser WM sehr glücklich sein. Vor einem Jahr in Eugene hatte es nur Gold durch Mihambo und Bronze durch die diesmal geschwächte Sprint-Staffel um Lückenkemper gegeben.

Weißenberg lag im Siebenkampf zwischenzeitlich sogar auf dem Bronze-Rang, nach den abschließenden 800 Metern fehlten dann trotz persönlicher Bestleistung 63 Punkte zur ersten deutschen Medaille bei dieser WM. «Der Stolz überwiegt bei Weitem», sagte Weißenberg trotz leiser Enttäuschung über die verpasste Olympia-Norm. Der Titel ging wie 2019 an die Britin Katarina Johnson-Thompson. Vanessa Grimm belegte den 14. Platz.

Diskuswerferinnen und Potye schaffen Qualifikation

Weitere der wenigen Hoffnungsträger wie die Diskuswerferinnen und Hochspringer Tobias Potye schafften es durch die Qualifikation. Die EM-Dritte Claudine Vita kam als Vierte mit 64,51 Metern in das Diskus-Finale am Dienstagabend. «Ich wollte mich nicht durch die Quali durchzittern müssen. Dass das am frühen Morgen so gut geklappt ist, ist natürlich super», sagte die 26 Jahre alte Neubrandenburgerin.

Shanice Craft als Sechste mit 63,42 Metern und die Olympia-Zweite Kristin Pudenz als Zehnte mit 62,71 Metern bewältigten die erste Aufgabe ebenfalls. Die Bestweite gelang Olympiasiegerin Valarie Allman aus den USA mit 67,14 Metern. Ein Jahr nach EM-Silber in München segelte Potye mit 2,28 Metern im dritten Versuch ins Finale am Dienstag. Zum Ende der Woche greifen in den Zehnkämpfern Niklas Kaul und Leo Neugebauer sowie Speerwerfer Julian Weber weitere deutsche Spitzenkräfte ein.

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