Tour de France, Mark Cavendish

Er war zu seiner letzten Tour de France gekommen, um als alleiniger Rekord-Etappensieger Eddy Merckx hinter sich zu lassen.

08.07.2023 - 17:42:31

Pedersen siegt - Cavendishs Rekord-Traum zerplatzt. Doch am Samstag musste Mark Cavendish aufgeben.

  • Siegte in Limoges: Mads Pedersen. - Foto: Jasper Jacobs/Belga/dpa

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  • Muss seine letzte Tour de France vorzeitig beenden: Mark Cavendish. - Foto: Thibault Camus/AP/dpa

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  • Bleibt erwartungsgemäß im Gelben Trikot: Titelverteidiger Jonas Vingegaard. - Foto: Jasper Jacobs/Belga/dpa

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Siegte in Limoges: Mads Pedersen. - Foto: Jasper Jacobs/Belga/dpaMuss seine letzte Tour de France vorzeitig beenden: Mark Cavendish. - Foto: Thibault Camus/AP/dpaBleibt erwartungsgemäß im Gelben Trikot: Titelverteidiger Jonas Vingegaard. - Foto: Jasper Jacobs/Belga/dpa

Als Mads Pedersen die Dominanz von Speed-König Jasper Philipsen durchbrach, war der beste Sprinter der Geschichte auf dem Weg ins Krankenhaus.

Mark Cavendish stürzte auf der achten Etappe am Samstag 60 Kilometer vor dem Ziel und musste die 110. Tour de France mit gebrochenem rechten Schlüsselbein aufgeben. Statt mit 35 Etappensiegen zum alleinigen Rekordhalter aufzusteigen, verabschiedete sich der Ex-Weltmeister mit Schmerzen und leerem Blick vom wichtigsten Radrennen der Welt.

«Es ist so traurig»

«Es ist so traurig, dass so eine Legende die Tour so beenden muss», sagte Pedersen. Der Däne hatte auf dem anspruchsvollen Sprint in Limoges den dreimaligen Tagessieger Philipsen auf Platz zwei verwiesen. Phil Bauhaus hatte an seinem 29. Geburtstag keine Chance, dafür aber tröstende Worte in Richtung Cavendish: «Es tut mir wirklich leid. Ich kenne Mark, ich bin ein Jahr mit ihm im Team gefahren, ein super lieber Kerl, ich mag ihn. Das wünscht man keinem. Es ist bitter für ihn.»

Für seine letzte Tour - Cavendish beendet im Herbst seine Karriere - hatte sich der Brite eigens seinen früheren Anfahrer Mark Renshaw als Sprint-Berater ins Team geholt. Am Freitag war dies fast von Erfolg gekrönt, als Cavendish als Zweiter nur wegen eines Problems mit der Schaltung den Sieg verpasste. «Ich will ehrlich sein, ich habe geweint. Wir haben so viel Arbeit da reingesteckt», sagte Renshaw. «Es tut mehr weh als gestern und ich dachte, das wäre gar nicht möglich. Seine Form ist da, er hatte die Beine.»

Auf einer geraden Landstraße in der Dordogne war Cavendish am Samstagnachmittag zu Fall gekommen. Sein Teamkollege Gianni Moscon fuhr unmittelbar neben ihm. «Cav hat mit dem Vorderrad das Hinterrad eines anderen Fahrers berührt und dann war es das. Es war schnell klar, dass er aufgeben muss. Den Rest der Etappe waren wir einfach nur traurig», sagte der Italiener.

Kittel: «Bricht mir das Herz»

Mit leerem Blick saß Cavendish im Kleinbus des Tour-Arztes und ließ sich eine Bandage um die Schulter legen. Der Tour-Funk vermeldete knarzend: «Cavendish abandon» - Cavendish gibt auf. «Das bricht mir das Herz», schrieb Marcel Kittel auf Twitter. Der Thüringer ist mit 14 Tageserfolgen deutscher Rekordhalter und bei der Tour als TV-Experte im Einsatz.

Cavendish hatte im Mai bekannt gegeben, seine Laufbahn am Jahresende zu beenden. Der Ex-Weltmeister wollte bei seiner 14. und letzten Tour seine insgesamt 35. Etappe gewinnen. Damit hätte er die Legende Eddy Merckx überflügelt, mit der er aktuell mit 34 Tageserfolgen gleichauf auf Platz eins liegt. Am Vortag war Cavendish in Bordeaux vor den Augen seiner Familie nah dran an einem Erfolg, doch aufgrund eines Problems mit der Schaltung musste er den Belgier Jasper Philipsen noch vorbeiziehen lassen.

Für sein großes Ziel hatte Cavendish vor der Saison noch einmal das Team gewechselt. Da er bei QuickStep keinen neuen Vertrag erhielt und in Fabio Jakobsen übermächtige Konkurrenz hatte, unterschrieb er bei Astana. Seine letzte Tour stand nur im Zeichen des Rekords. «Ich werde es bedauern, dass ich nicht den Moment und die ganzen Tour-Erfahrungen genießen kann. Ich habe aber einen Job zu erledigen», sagte der Profi von der Isle of Man.

Siege, Stürze und Rückschläge

Die Tour-Geschichte des Sprinters war von großen Erfolgen, aber auch immer wieder von Stürzen und Rückschlägen geprägt. 2014 stürzte er beim Grand Départ in Yorkshire gleich auf der ersten Etappe, drei Jahre später nahm ihn Peter Sagan mit einem gefährlichen Manöver im Massensprint aus dem Rennen. 2018 fiel Cavendish in den Bergen aus dem Zeitlimit, in den folgenden beiden Jahren verpasste er die Tour und stand 2020 schon vor dem Karriereende.

QuickStep-Chef Patrick Lefevere bot ihm jedoch einen Vertrag zum Mindestlohn an. Cavendish schlug ein und wurde aufgrund der Formschwäche des Iren Sam Bennett überraschend für die Tour 2021 nominiert. Dort verblüffte der Brite wie zu besten Zeiten, gewann vier Etappen und das Grüne Trikot. Ende Mai gewann er die letzte Etappe des Giro und schraubte sein Siegkonto auf 162 Erfolge. Fraglich, ob weitere hinzukommen.

Vor dem ersten Ruhetag ist noch einmal Spektakel angesagt. Am Sonntag wird erstmals seit 35 Jahren wieder der legendäre Puy de Dôme erklommen, damals belegte Rolf Gölz den zweiten Platz hinter dem Dänen Johnny Weitz. Dessen Landsmann Vingegaard wird versuchen, Pogacar zu distanzieren. Die Gelegenheit dazu bieten vor allem die letzten 4,5 Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung von zwölf Prozent.

@ dpa.de