Nationalteam, Frauen

Die Zweifel gegen den WM-Debütanten Marokko wegwischen - das ist das Ziel der deutschen Fußballerinnen zum Vorrundenstart.

23.07.2023 - 11:11:30

DFB-Frauen vor WM-Auftakt: «Die Menschen emotionalisieren». Weiter fraglich ist der Einsatz einer wichtigen Spielerin.

Bei Nieselregen, elf Grad und grauen Wolken landeten die deutschen Fußballerinnen in Melbourne. Nach wochenlanger Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft konnte auch das trübe Wetter am ersten Spielort die immense Vorfreude von Alexandra Popp und Co. aber nicht trüben.

Das DFB-Team greift in Australien nach dem dritten WM-Stern seiner Historie und steht zum Auftakt gegen Marokko an diesem Montag (10.30 Uhr MESZ/ZDF) gleich mächtig unter Zugzwang. Die Vize-Europameisterinnen gehen als Mitfavoritinnen ins Turnier, der Titel ist das erklärte Ziel. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg hofft vor allem auf eine erneute Euphorie um ihre inzwischen bekannt gewordenen Spielerinnen.     

«Wir wollen wie im letzten Jahr, eigentlich wie immer, die Menschen mitnehmen, emotionalisieren», sagte die 55-Jährige vor dem ersten Gruppenspiel bei der Abschlusspressekonferenz. «Wenn wir ein bisschen Lächeln schenken können, wenn wir auch Werte darstellen können (…) , dann tun wir das gerne.» Rekord-Einschaltquoten im Fernsehen wie bei der EM 2022 sind angesichts der Spiele zur deutschen Vormittagszeit allerdings nicht zu erwarten.  

Rätselraten um angeschlagenes Trio 

Der Traum vom dritten WM-Triumph nach 2003 und 2007 lebt im deutschen Team - trotz einiger Zweifel nach den enttäuschenden Testspielen gegen Vietnam (2:1) sowie Sambia (2:3) und Personalsorgen. «Wir wissen, was für eine Qualität wir haben. Entscheidend wird am Ende sein, die auch auf den Platz zu kriegen», sagte EM-Star Popp dieser Tage. Ein Jahr nach dem erfolgreichen Turnier in England verwies die Torjägerin aber auch darauf, dass die WM eine «ganz andere Nummer» ist.   

«Wir müssen morgen einfach alle wissen auf dem Feld, dass wir eine WM bestreiten und was für eine Verantwortung damit einhergeht», mahnte Torhüterin Merle Frohms vor dem Abschlusstraining. Da mischten auch Lena Oberdorf, Marina Hegering und Sjoeke Nüsken mit. Das Rätselraten um das angeschlagene Trio wollte Voss-Tecklenburg nicht auflösen. «Ich kann nur sagen, es werden alle Spielerinnen im Kader sein», sagte sie.  

Als unwahrscheinlich gilt, dass Abwehrchefin Hegering gegen den afrikanischen WM-Debütanten aufläuft. Die Wolfsburgerin hatte im Basiscamp in Wyong wegen ihrer Fersenprellung nur Laufeinheiten absolviert. Ihre mögliche Stellvertreterin Nüsken stand zuletzt wegen einer Außenbanddehnung mit bandagiertem Knie auf dem Rasen.

Ein großes Fragezeichen steht hinter Mittelfeld-Abräumerin Oberdorf. Die 21-Jährige hatte in den vergangenen Tagen nach ihrer Muskelblessur im Oberschenkel noch nicht voll mit dem deutschen Team trainiert. Voss-Tecklenburg ließ zumindest durchklingen, dass sie nichts riskieren will: «Alles andere wäre nicht schlau. Wir wollen ja mehr als ein Spiel machen.» Für Oberdorf könnte Chelsea-Profi Melanie Leupolz, die einzige Mutter im Team, auflaufen. 

«Welt im Frauenfußball ist enger zusammengerückt»

Die Freiburgerin Janina Minge wird noch das Marokko-Spiel von der Tribüne aus anschauen und dann wie geplant nach Hause fliegen. Das teilte der DFB am Sonntagmittag mit. Die Mittelfeldspielerin war wegen der weiten Anreise als 24. Spielerin direkt mit dem 23er-Kader nach Australien gekommen. Laut FIFA-Regularien darf bis zu 24 Stunden vor der ersten Partie bei einem entsprechenden Nachweis einer Verletzung oder Erkrankung nachnominiert werden. Von dieser Option musste die Bundestrainerin keinen Gebrauch machen.

Voss-Tecklenburg erwartet gegen Marokko ein «enges Spiel. Wenn man den Auftakt dieser WM gesehen hat, trifft genau das ein, was wir gesagt haben: Die ganze Welt im Frauenfußball ist enger zusammengerückt.» Nach dem Start gegen den Weltranglisten-72. geht es am 30. Juli in Sydney gegen Kolumbien und am 3. Juli gegen Südkorea. Bereits im Achtelfinale droht der DFB-Auswahl ein Hochkaräter wie Brasilien oder Frankreich.   

Zuletzt hatten die deutschen Frauen auf der internationalen Bühne mit Olympia-Gold 2016 in Rio de Janeiro geglänzt. Bei der WM 2019 in Frankreich musste Voss-Tecklenburg das Viertelfinal-Aus gegen Schweden mitverantworten. Beim DFB liegen nach der WM-Pleite des Männer-Nationalteams in Katar große Hoffnungen auf den Frauen. «Natürlich würde ich mich auch freuen, wenn unsere Frauen die deutschen Fußballfans in dem Sommer noch mal wach küssen könnten», hatte Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften, erklärt.

@ dpa.de