Zusammenfassung, Politik/Regierungen

Kunden von Lebensversicherung profitieren zunehmend vom Ende der Zinsflaute.

30.11.2023 - 10:37:59

Altersvorsorge: Garantiezins könnte nach Jahrzehnten wieder steigen

Erste Versicherer kündigten eine Erhöhung der laufende Verzinsung des Altersvorsorgeklassikers für 2024 an. Zugleich schlägt die einflussreiche Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) vor, den Höchstrechnungszins - auch Garantiezins - genannt, erstmals seit Jahrzehnten wieder anzuheben. Aktuell liegt dieser Zins bei 0,25 Prozent. Ab 2025 könnte er auf 1 Prozent steigen. "Wir denken, dass ein Zins von 1,0 Prozent langfristig vertretbar ist", sagte DAV-Vorsitzender Maximilian Happacher der Deutschen Presse-Agentur.

Die Zinsen, die Versicherer am Kapitalmarkt erwirtschaften könnten, seien wieder so hoch wie vor 10 bis 15 Jahren, sagte Happacher. Der Garantiezins war zuletzt 1994 angehoben worden, der Wert von damals 4,0 Prozent galt bis Sommer 2000 für Neuverträge.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) begrüßte die Empfehlung. Sie sei aus Sicht des GDV eine angemessene Reaktion auf das allgemein gestiegene Zinsniveau. "Dies wird sich positiv auf die Gestaltung von Lebensversicherungsprodukten auswirken, wovon Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren", sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Änderungen des Garantiezinses gelten jeweils ausschließlich für neue Lebensversicherungsverträge. Bei Altpolicen, für die es noch bis zu 4 Prozent gibt, ändert sich in diesem Punkt nichts. Über die endgültige Höhe des Garantiezinses entscheidet das Bundesfinanzministerium.

Der Höchstrechnungszins soll verhindern, dass sich Versicherer mit Garantieversprechen übernehmen. Seit der Zinsflaute bieten die meisten Lebensversicherer im Neugeschäft allerdings nur noch Produkten mit abgespeckter Garantie an.

Aktuare sind Versicherungsmathematiker, die mit Methoden der Wahrscheinlichkeitstheorie und der Statistik finanzielle Unsicherheiten bei Versicherungen bewerten.

Laufende Verzinsung steigt

Zur laufenden Verzinsung der Lebensversicherung zählt auch die Überschussbeteiligung, die Versicherer je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie jedes Jahr neu festsetzen und die auch Altkunden betrifft. Die laufende Verzinsung bezieht sich nur auf den Sparanteil unter anderem nach Abzug von Abschluss- und Verwaltungskosten.

Erste Versicherer erhöhen die Überschussbeteiligung für das kommende Jahr, darunter die Ergo Lebensversicherung und die Alte Leipziger. "Jedes Unternehmen trifft die Entscheidung nach eigener Lage. Grundsätzlich spiegeln sich in erhöhten Überschussbeteiligungen höher verzinste Neuanlagen sowie aktuell im geringem Umfang auch frei werdende Mittel aus der Zinszusatzreserve wieder", erläuterte Happacher.

Versicherte profitieren auch von freiwerdenden Mitteln

In der Zinsflaute mussten Lebensversicherer einen Kapitalpuffer - im Fachjargon Zinszusatzreserve - aufbauen, um die hohen Garantien für Altverträge abzusichern. Dieses Geld konnte nicht an die Kunden ausgeschüttet werden. In der Spitze war der Kapitalpuffer mit knapp 100 Milliarden Euro gefüllt. Im laufenden Jahr dürfte sich der Puffer Happacher zufolge wegen schrittweise freiwerdender Mittel auf etwas unter 90 Milliarden Euro belaufen.

"Die Summe wird in den kommenden Jahren weiter sinken." Der Versicherungsmathematiker rechnet nicht mit einem deutlichen Rückgang der Zinsen am Kapitalmarkt. "Die Inflation dürfte in absehbarer Zeit nicht wieder deutlich unter die Marke von zwei Prozent sinken. "Die Zinsen werden aller Voraussicht nach vorerst also nicht wieder auf alte Tiefststände fallen."

@ dpa.de

Weitere Meldungen

DFL reagiert auf DAZN-Drohung: 'Für Verfahren gut aufgestellt' Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat auf die Drohung des Internet-Sportsenders DAZN reagiert und die Vorwürfe des Partners in dem Streit um die TV-Rechte-Auktion zurückgewiesen. (Politik, 26.04.2024 - 16:12) weiterlesen...

DAZN zieht vor Gericht und droht mit Bundesliga-Aus Im Milliardenstreit um die TV-Rechte-Auktion zwischen der Deutschen Fußball Liga und DAZN droht ein zähes juristisches Ringen. (Politik, 26.04.2024 - 14:04) weiterlesen...

Bundesrat macht Weg für einheitliche Ladekabel frei Einheitliche Ladekabel für alle Handys, Tablets und Spielkonsolen werden zum Jahresende auch in Deutschland zur Pflicht. (Politik, 26.04.2024 - 13:37) weiterlesen...

Zu wenig Tempo für weniger Zucker Quarkspeisen, Müslis, Limonaden: Bei vielen Fertigprodukten aus dem Supermarkt kommt eine angestrebte Verringerung von Zucker, Fett und Salz nach einer Auswertung für die Bundesregierung zu wenig voran. (Politik, 25.04.2024 - 17:46) weiterlesen...

Neues Millionenbußgeld im Abgasskandal - Auch Continental soll zahlen Die Staatsanwaltschaft Hannover hat im Zusammenhang mit Abgasmanipulationen eine Geldbuße von 100 Millionen Euro gegen den Autozulieferer Continental DE0005439004 verhängt. (Politik, 25.04.2024 - 13:33) weiterlesen...

PEKING/ROUNDUP: Deutsche Autobauer wollen in China aus der Defensive Der Wettbewerb ist hart wie nie, doch Volkswagen DE0007664039, Mercedes DE0007100000, BMW DE0005190003 und andere wollen sich auf dem wichtigen Automarkt China behaupten. (Politik, 25.04.2024 - 12:59) weiterlesen...