Bad Cannstatt, Baden-Württemberg

Im Zusammenhang mit einer Eritrea-Veranstaltung kommt es in Stuttgart zu gewaltsamen Szenen.

16.09.2023 - 18:29:43

Ausschreitungen in Stuttgart bei Eritrea-Veranstaltung. Es fliegen Steine und Flaschen, Holzlatten werden als Waffen eingesetzt. Die Polizei spricht von Scharmützeln.

In Stuttgart ist es im Zusammenhang mit einer Eritrea-Veranstaltung zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Bis zu 200 Personen hätten Teilnehmer der Veranstaltung und Polizisten mit Steinen, Flaschen und Holzlatten angegriffen, teilte ein Polizeisprecher mit. Zehn Beamte seien verletzt worden. Vier Menschen seien bislang festgenommen worden.

Zu einer Veranstaltung des Verbands eritreischer Vereine in Stuttgart und Umgebung seien 200 Menschen zusammengekommen. Die Vereine sympathisierten mit der Regierung in Eritrea, sagte der Sprecher. Zur Mittagszeit hätten sich mehrere Kleingruppen am Bahnhof Bad Cannstatt und am Stuttgarter Hauptbahnhof versammelt. Sie seien am Römerkastell auf die Teilnehmer der Veranstaltung losgegangen, hätten sie mit Flaschen und Steinen beworfen. Auch mit Holzlatten hätten sie die Teilnehmer attackiert.

Die Polizei sei mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Angreifer vorgegangen, so der Sprecher. Die Ausschreitungen liefen noch. «Es gibt nach wie vor Scharmützel», sagte er am Nachmittag. Man habe Kräfte aus umliegenden Polizeipräsidien beordert und vom Polizeipräsidium Einsatz und der Bundespolizei. Auch würden Kräfte mit dem Hubschrauber eingeflogen.

Inzwischen beruhigte sich die Lage offenbar wieder etwas. Die Lage sei weitgehend stabil, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur am Abend. Es gebe aber immer noch einzelne Scharmützel, kleinere Gruppen griffen die Beamten an. «Dass es zu Störungen bei so einer Veranstaltung kommt, war uns bewusst, allerdings war die Massivität der Ausschreitungen nicht vorhersehbar», sagte der Sprecher.

Eritrea ist international weitgehend abgeschottet

Eritrea mit seinen gut drei Millionen Einwohnern liegt im Nordosten Afrikas am Roten Meer und ist international weitgehend abgeschottet. Seit einer in einem jahrzehntelangen Krieg erkämpften Unabhängigkeit von Äthiopien vor 30 Jahren regiert Präsident Isaias Afewerki in einer Ein-Parteien-Diktatur das Land. Andere Parteien sind verboten, die Meinungs- und Pressefreiheit ist stark eingeschränkt. Es gibt weder ein Parlament noch unabhängige Gerichte oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Menschen ins Ausland fliehen.

@ dpa.de