Warnstreik, Bahn

Im Lokführer-Tarifkonflikt ist keine Entspannung absehrbar.

07.12.2023 - 08:42:35

Warnstreik bei der Bahn beginnt. Wieder durchkreuzt ein Arbeitskampf Reisepläne. Für Tausende heißt es erneut zu improvisieren. Immerhin wird es eine Streikpause geben.

  • Der Bahn-Streik soll heute um 22.00 Uhr beginnen und am Freitagabend um 22.00 Uhr enden. - Foto: Bodo Marks/dpa

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  • Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will mit der Aktion den Druck in der laufenden Tarifrunde erhöhen. - Foto: Fabian Sommer/dpa

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Der Bahn-Streik soll heute um 22.00 Uhr beginnen und am Freitagabend um 22.00 Uhr enden. - Foto: Bodo Marks/dpaDie Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will mit der Aktion den Druck in der laufenden Tarifrunde erhöhen. - Foto: Fabian Sommer/dpa

Bei der Bahn steht der nächste Warnstreik bevor. Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder aufgerufen, die Arbeit am Donnerstagabend niederzulegen. Der Ausstand bei der Deutschen Bahn soll im Gütervekehr um 18.00 Uhr, im Personenverkehr dann um 22.00 Uhr beginnen und am Freitagabend um 22.00 Uhr enden. Einschränkungen werden schon vor Beginn des Warnstreiks erwartet, ebenso danach.

Während des Ausstands gilt ein Notfahrplan mit stark reduziertem Angebot. Die Deutsche Bahn will wie beim ersten GDL-Warnstreik wieder rund 20 Prozent des Fernverkehrs aufrechterhalten. Der Notfahrplan ist inzwischen online verfügbar. «In den Auskunftsmedien auf bahn.de und in der App DB Navigator sind ab sofort alle Verbindungen des Notfahrplans abrufbar», teilte der Konzern mit. Zudem habe die Bahn erneut eine Streik-Rufnummer eingerichtet. Unter 08000-996633 könnten sich betroffene Fahrgäste über ihre Verbindungen informieren.

Nach dem Warnstreik will die GDL bis zum 7. Januar nicht mehr streiken. «Wir werden jetzt diese Streikaktion am Donnerstag und Freitag durchführen, und es ist für dieses Jahr die letzte», sagte der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky am Mittwochabend bei MDR-aktuell.

GDL-Chef: Streiks im neuen Jahr «länger und intensiver»

Bahn-Fahrgäste können nach dem anstehenden Warnstreik nur kurz durchatmen: Schon für das neue Jahr hat Weselsky weitere Arbeitskämpfe in Aussicht gestellt. «Wir werden am 19. Dezember die Urabstimmung auszählen und in der ersten Januarwoche auch nicht streiken, aber danach werden die Streiks länger und intensiver», sagte der GDL-Vorsitzende dem Bayerischen Rundfunk.

Derzeit lässt die Gewerkschaft per Urabstimmung ihre Mitglieder über unbefristete Streiks abstimmen. Das Ergebnis wird für den 19. Dezember erwartet. Weselsky rechne dabei mit einer Zustimmung von rund 90 Prozent. Für unbefristete Streiks müssen mehr als 75 Prozent der Mitglieder zustimmen. Solche Arbeitskämpfe können für die Beschäftigten ins Geld gehen. Das Streikgeld der Gewerkschaft gleicht in der Regel nur einen Teil der Lohneinbußen aus, die Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen bei Arbeitskämpfen entstehen können.

Regionalverkehr: Unterschiedliche Auswirkungen je nach Region

Im Regionalverkehr erwartet die Bahn große Unterschiede bei den Auswirkungen des Warnstreiks je nach Region. In Bayern werde der Verkehr aufgrund der Witterung weitgehend zum Erliegen kommen. Anderswo sei das nicht der Fall, sagte Bahnsprecher Achim Stauß am Donnerstag.

Zum Warnstreik aufgerufen sind die Beschäftigten der Deutschen Bahn einschließlich der S-Bahn-Betriebe in Berlin und Hamburg sowie der Eisenbahnunternehmen Transdev, AKN und City-Bahn Chemnitz sowie weiterer Unternehmen.

Der Ausstand am reisestarken Freitag durchkreuzt die Pläne Tausender Fahrgäste. Sie können ihre für diesen Donnerstag oder Freitag geplante Reise verschieben und ihre Fahrkarte zu einem anderen Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung sei aufgehoben, teilte die Bahn mit. Reservierungen könnten kostenfrei storniert werden.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will mit der Aktion den Druck in der laufenden Tarifrunde erhöhen. Sie will so unter anderem der Forderung nach einer Arbeitszeitsenkung für Schichtarbeiter Nachdruck verleihen. «Die Arbeitgeberseite mauert allerorten und ist nicht bereit, den Beschäftigten die ihnen zustehende Wertschätzung und Anerkennung für die geleistete Arbeit zukommen zu lassen», kritisierte die Gewerkschaft.

Unmut bei Fahrgastvertretern

Der Zeitpunkt der Warnstreikankündigung am Mittwochabend stieß auf Unmut beim Fahrgastverband Pro Bahn. «Was wir kritisieren, ist die Kurzfristigkeit. Wir möchten, dass zwei Tage vorher bekannt gegeben wird, wann gestreikt wird, damit sich der Fahrgast darauf einstellen kann», sagte der Bundesvorsitzende Detlef Neuß.

Proteste der Streikenden sind in Frankfurt, Köln und München geplant. Für ihre Forderungen stark machen wollen sich GDL-Mitglieder außerdem in Postdam, am Tagungsort der laufenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder. Für die Bahn gelte dasselbe wie für den öffentlichen Dienst, sagte Ulrich Silberbach, der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes. «Wer qualifizierte Fachkräfte gewinnen und halten will, muss attraktive und wettbewerbsfähige Arbeitsbedingungen anbieten.»

Bahn: GDL-Forderungen unerfüllbar

Die Deutsche Bahn kritisierte, die GDL vermiese Millionen unbeteiligten Menschen das zweite Adventswochenende. Ein Streik so kurz nach dem Wintereinbruch und so kurz vor dem Fahrplanwechsel sei verantwortungslos und egoistisch, hatte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler kritisiert. «Anstatt zu verhandeln und sich der Wirklichkeit zu stellen, streikt die Lokführergewerkschaft für unerfüllbare Forderungen. Das ist absolut unnötig.»

Zuletzt hatte die GDL bei der Bahn am 15. und 16. November zum Warnstreik aufgerufen. Im März und April hatte die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) jeweils einen Tag lang zu Warnstreiks aufgerufen. In der ungewöhnlich hart geführten Tarifrunde der Lokführer läuft bereits auch eine Urabstimmung über unbefristete Streiks.

@ dpa.de