3. Oktober, Deutschland

Einheitsfeiern in Hamburg gehen mit zentralem Festakt weiter

03.10.2023 - 04:54:41

Einheitsfeiern in Hamburg gehen mit zentralem Festakt weiter. 33 Jahre liegt die Wiedervereinigung zurück. Der 3. Oktober erinnert als Nationalfeiertag daran - dieses Jahr wird er mit einer Feier in Hamburg begangen. Das Highlight steht heute auf dem Programm.

Nach dem Auftakt mit Hunderttausenden Besucherinnen und Besuchern beim Bürgerfest steuern die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit heute in Hamburg auf ihren Höhepunkt zu. Beim Festakt in der Elbphilharmonie wird in diesem Jahr neben Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) auch der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, eine Festrede halten.

Erwartet werden dazu rund 1300 Gäste, darunter die Regierungschefinnen und -chefs der Länder und die gesamte Staatsspitze. Zuvor wird es in der Hauptkirche St. Michaelis - dem «Michel» - einen ökumenischen Gottesdienst geben.

Die Feierlichkeiten hatten bereits am Montag mit einem großen Bürgerfest begonnen. Rund um Rathaus und Binnenalster kamen dazu nach Angaben des Sprechers des Bürgerfestes mehr als 300.000 Besucherinnen und Besucher zusammen. Bei der «Nacht der Einheit» konnten sie bis zu später Stunde an vielen Orten der Innenstadt ein Programm aus Live-Musik, Tanzaufführungen und Ausstellungen verfolgen.

Gegendemo der linken Szene

Gegen die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit gab es am Abend allerdings auch eine Demonstration mit mehreren Hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Bereits kurz nach dem Start stoppte die Polizei den Zug, wie dpa-Reporter berichteten. Die Demonstranten aus der linken Szene hatten ein Transparent enthüllt, auf dem Deutschland vulgär beschimpft wurde.

Insgesamt hätten die Demonstranten zwei Plakate mit mutmaßlich strafbarem Inhalt gezeigt, teilte die Polizei in einer Bilanz zum Einsatz mit. Der Zug sei daher gestoppt worden. «Einsatzkräfte forderten die Versammlungsteilnehmerinnen und -teilnehmer auf, das Zeigen der Transparente zu unterlassen», hieß es. Nachdem die Demonstranten dem und der Aufforderung, ihre Vermummung abzulegen, nachgekommen seien, hätten die Teilnehmenden ihre Route fortsetzen können.

Die insgesamt 750 Menschen versammelten sich zur Abschlusskundgebung im Stadtteil St. Pauli. Die Polizei leitete eigenen Angaben zufolge mehrere Strafverfahren wegen der Plakate, der Vermummung und vereinzelt gezündeter Pyrotechnik ein.

Merz: Wiedervereinigung «emotional» noch nicht vollendet

Anlässlich von 33 Jahren Deutscher Einheit äußerten sich zahlreiche Politiker. So sagte etwa CDU-Chef Friedrich Merz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die Deutsche Einheit sei staatsrechtlich zu 100 Prozent vollendet.

«Emotional ist sie das noch nicht.» Merz verwies zudem auf aus seiner Sicht berechtigte ostdeutsche Kritik, etwa in Sachen Repräsentation: «Dass wir nach wie vor in den Führungsetagen der Wirtschaft, der Gesellschaft, der Politik, der Medien immer noch den Osten unterrepräsentiert haben, wird von ostdeutscher Seite zu Recht kritisiert.»

Kirchen beschwören Zusammenhalt und Humanität

Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs hat angesichts des Tags der Deutschen Einheit den Zusammenhalt in der Gesellschaft beschworen. «Lasst uns zusammenhalten, was derzeit in Politik und Gesellschaft so auseinanderdriftet», mahnte die Bischöfin des evangelischen Sprengels Hamburg und Lübeck in ihrer Predigt beim zentralen ökumenischen Festgottesdienst im Hamburger Michel.

Das sei Aufgabe von allen - ob religiös oder nicht, Ost und West, in politischen Parteien, Klimaforen, Sportvereinen und in der Flüchtlingshilfe. «Gemeinsam nur bringen wir den Tanker durch das Meer der Zeiten, auf dem Strom des Lebens, das Gott für uns will.»

Das Land sei ein anderes geworden. «Bunter und vielfältiger, aber auch älter und ängstlicher.» Der Ton sei rauer, die Menschen seien sehr empfindlich. «Gerade deswegen brauchen wir gemeinsame Bilder und Erzählungen, eine gemeinsame Sprache, die uns verbindet», betonte Fehrs.

Hamburgs katholischer Erzbischof Stefan Heße rief in seiner Predigt bei dem Festgottesdienst zur Solidarität mit Flüchtlingen auf und forderte eine Reform des europäischen Asylsystems. «Wir brauchen einen besseren Flüchtlingsschutz und eine faire Verantwortungsteilung zwischen allen EU-Mitgliedsstaaten - kurz gesagt: Wir brauchen eine menschenwürdige und eine solidarische Flüchtlingspolitik.»

Allein im September seien an manchen Tagen 5000 Menschen auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa angekommen. Heße betonte, es gehe zu allererst um Menschen. «Hinter allen diesen Zahlen und Herausforderungen stehen einzelne konkrete Menschen, deren Würde genauso unantastbar ist wie die unsere und eines jeden Menschen.»

Wüst: «Gesellschaftliche Einheit ist Herausforderung»

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hält das Streben nach gesellschaftlicher Einheit auch 33 Jahre nach der Wiedervereinigung für zentral. «Die formale Einheit ist vollzogen, keine Frage. Aber natürlich, die gesellschaftliche Einheit ist und bleibt eine Herausforderung», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Zwischen Ost und West und auch in vielerlei anderer Hinsicht sei es immer wieder eine Aufgabe für Politik, aber nicht nur für diese, gesellschaftliche Einheit zu schaffen.

«Ich glaube, wir müssen den Leuten schon immer mal wieder reinen Wein einschenken, wie die Herausforderungen der Zeit sind», sagte der CDU-Politiker. Gerade das Thema Zeitenwende, der Krieg in der Ukraine, bringe Herausforderungen mit sich und Schwierigkeiten, an denen man zu arbeiten habe. «Den Menschen das ehrlich zu sagen, ist glaube ich der beste Anfang, danach sich auch auf ein Ziel auszurichten und gemeinsam daran zu arbeiten.»

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