IAEO-Chef, Grossi

Der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Rafael Grossi, ist zur Kontrolle der Situation um das russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja in die Ukraine gereist.

06.02.2024 - 17:31:08

IAEO-Chef Grossi auf dem Weg zum russisch besetzten AKW Saporischschja

"Worauf wir uns im Moment konzentrieren, ist die Situation um die Kühlfunktion des Kraftwerks", sagte Grossi am Dienstag vor Journalisten in Kiew. Nach der Zerstörung des flussabwärts gelegenen Kachowka-Staudamms sei die Kühlwasser-Versorgung sehr "fragil". Er wolle die Eindämmungsmaßnahmen der Kraftwerksleitung überprüfen.

Ein zweiter Punkt sei die Lage von ukrainischen Mitarbeitern, die wegen verweigerter Verträge mit der russischen Atomfirma von der Arbeit ausgeschlossenen seien. "Ich will schauen, welche Auswirkungen das hat", sagte Grossi. Aktuell sei das jedoch kein Problem, da das AKW heruntergefahren worden ist. Von einst über 11 000 Kraftwerksmitarbeitern haben der IAEO zufolge bisher nur rund 4500 die russische Staatsbürgerschaft angenommen und Arbeitsverträge mit dem russischen Atomkonzern Rosatom abgeschlossen.

Grossi sagte weiter, dass die vor Ort anwesenden IAEO-Beobachter Zugang haben. ?"Nicht immer und überall, aber wir sehen eine schrittweise Verbesserung des Zugangs", hob der IAEO-Chef hervor. In Kiew sprach er mit Energieminister Herman Haluschtschenko und Präsident Wolodymyr Selenskyj. Nach seiner Rückkehr aus der Ukraine beabsichtigt Grossi, ebenfalls in die russische Hauptstadt Moskau zu Gesprächen auf ?"oberster Ebene" zu reisen.

Das größte Atomkraftwerk Europas im südukrainischen Enerhodar ist von der russischen Armee unmittelbar nach der Invasion der Ukraine im März 2022 erobert worden. Die sechs Atomreaktoren wurden inzwischen heruntergefahren und werden nur noch gekühlt. In Kraftwerksnähe kam es unter anderem wegen mehrerer gescheiterter ukrainischer Rückeroberungsversuche zu Kampfhandlungen. International wurde daher eine Atomkatastrophe befürchtet, und es wurde eine ständige Beobachtermission der IAEO im Kraftwerk eingerichtet.

@ dpa.de