Einzelhandel, Strukturwandel

Einzelhandel steht vor Strukturwandel

31.10.2014 - 10:53:56

Eingekauft wird heutzutage rund um die Uhr, zumindest im Internet. Der Einzelhandel will reagieren und fordert eine Lockerung der Ladenöffnungszeiten. Prognosen des Dachverbandes für Einzelhändler (HDE) und des Institutes für Handelsforschung (IFH) gehen davon aus, dass Online Shopping in diesem Jahr erstmals mehr als 9 Prozent Anteil am Gesamtumsatz des deutschen Einzelhandels haben wird. Mehr als 40 Milliarden Euro würden Online Shops dann einnehmen. Der Anteil am Gesamtumsatz wird, so wird geschätzt, bis 2020 auf 20 Prozent steigen. Die Umsätze werden insgesamt nur wenig wachsen. Das stellt für den Einzelhandel ein großes Problem dar, denn eine Folge des Online-Booms sind sinkende Kundenzahlen in den Geschäften.

Fakten runs ums Online Shopping

Das Einkaufen im Internet ist für die meisten Internetnutzer zur Gewohnheit geworden und das nicht nur bei der jüngeren Generation. Das Bestellen im Internet ist für alle Altersgruppen gleichermaßen beliebt. Neun von zehn Internetnutzern nutzen diese Möglichkeit zum Einkaufen. Von ihnen kaufen 40 Prozent sogar mehr als zehn Mal innerhalb eines Jahres online ein. Am häufigsten werden Bücher im Internet bestellt, gefolgt von Schuhen, Kleidung und Accessoires. Beliebt sind außerdem Unterhaltungsmedien, wie Filme und Musik. Eher selten werden Pflanzen und Lebensmittel bestellt, da es hier auf die Frische ankommt. Die Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit von Online Shops ist nur ein Grund für den Erfolg des Online-Handels. Der technische Fortschritt ist ein weiterer. Das Bestellen wird immer einfacher und kann von mobilen Geräten aus jederzeit getätigt werden. Die immer kürzeren Lieferzeiten tun ihr Übriges. Viele Internetnutzer schätzen das Online Shopping, weil sie gewünschte Waren hier oftmals preiswerter erhalten als im stationären Handel. Preise können ohne großen Aufwand verglichen werden und Coupon-Websites wie Gutscheinsammler machen den Online-Einkauf zusätzlich attraktiv.

Neue Ideen für den Einzelhandel

Schon jetzt sind die Folgen dieses Wandels zu sehen. Einzelne Geschäfte schließen und auch große Warenhausketten wie Karstadt sind gefährdet. Bis 2020 gehen Studien des IFH und der Unternehmensberatung Mücke Sturm und Company davon aus, dass 30 Prozent des stationären Handels verschwunden sein werden. Ein Anteil von weiteren 40 Prozent könnte sich vor der Schließung retten, wenn das Geschäftsmodell verändert werden würde. Der HDE fordert aufgrund der zunehmenden Bedrängnis durch den Online-Handel nun eine Lockerung der Bestimmungen zu den Ladenöffnungszeiten. Ziel ist es, den Händlern flexible Öffnungszeiten zu ermöglichen. Sie sollen ihre Waren dann verkaufen können, wann sie es am sinnvollsten halten. Doch bis dahin ist es in den meisten Bundesländern noch ein weiter Weg. Während in Berlin und Hessen die Läden an Werktagen uneingeschränkt öffnen dürfen, darf etwa im Saarland und in Bayern nur zwischen 6 bis 20 Uhr geöffnet werden. Das Vorhaben stößt vor allem bei der Gewerkschaft ver.di auf Widerstand. Längere Öffnungszeiten würden das Problem nicht lösen und gingen zudem zu Lasten der Mitarbeiter. Vielmehr seien neue Konzepte gefragt. Die Internetnutzer, die noch nicht online eingekauft haben, begründen dies vor allem mit der fehlenden Möglichkeit, die Produkte selbst sehen und anfassen zu können. Der stationäre Einzelhandel muss daher vermehrt auf das Einkauferlebnis setzen, um mehr Kundschaft in die Läden zu locken. Motivierte Mitarbeiter, genügend Cafés und Kinderbetreuungsangebote seien ein Anfang. Ein weiterer Ansatz ist es, Online-Angebote mit dem Einzelhandel zu verknüpfen, wie es derzeit von Saturn in Ingolstadt getestet wird. Fest steht, dass der Siegeszug des Online-Handels nicht mehr aufzuhalten ist. Der Einzelhandel muss sich etwas einfallen lassen, um seine Zukunft zu sichern.

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