Thema des Tages, Umstrukturierung

Südzucker DE0007297004 will seine zuletzt strauchelnde Tochter Cropenergies DE000A0LAUP1 komplett übernehmen und anschließend von der Börse nehmen.

20.12.2023 - 11:51:51

Südzucker will Cropenergies komplett kaufen - Kurssprung

Das Unternehmen kündigte am Dienstagabend ein Delisting-Erwerbsangebot für alle Aktien an, die ihm noch nicht gehören. Der Angebotspreis dürfte bei 11,50 Euro in bar je Anteilschein liegen. Cropenergies war 2006 an die Börse gegangen.

"Cropenergies ist eine zentrale Säule unserer Gruppe. Der strategische Wert des Unternehmens und das Wachstumspotenzial spiegeln sich jedoch weder in dessen Aktienkurs noch in der Bewertung von CropEnergies ausreichend wider", erklärte Südzucker-Chef Niels Pörksen den Schritt. Das Delisting sei daher ein logischer Schritt hin zu einem klareren Kapitalmarktprofil der Südzucker-Gruppe.

Finanzvorstand Thomas Kölb erwartet durch die Transaktion zusätzliches Potenzial für eine Verbesserung der Liquidität und eine Neubewertung der Südzucker-Aktie. Investoren hätten zudem "seit langem eine Vereinfachung der Strukturen der Südzucker-Gruppe" gefordert.

Die Nachricht sorgte am Mittwochmorgen für einen Kurssprung bei Cropenergies um rund 70 Prozent auf eben jene 11,50 Euro. Tags zuvor war der Aktienkurs mit 6,75 Euro noch auf das tiefste Niveau seit März 2020 gefallen. Die Aktien von Südzucker erholten sich um rund zwei Prozent. Die Papiere des Zuckerherstellers liegen in diesem Jahr noch rund 13 Prozent im Minus, die von Cropenergies rund elf Prozent.

"Für Südzucker macht ein Ende der kostspieligen Börsennotiz der Tochter Sinn", schrieb ein Marktteilnehmer. Am geplanten Investitionsanstieg und dem Druck auf die Margen im Ethanol-Bereich ändere sich aber nichts. Analyst Oliver Schwarz von Warburg Research wertete neben den sinkenden Kosten auch die Verringerung der Komplexität bei Südzucker durch ein Delisting positiv.

Durch den Erwerb von 4,87 Prozent der Cropenergies-Aktien von der Süddeutschen Zuckerrübenverwertungs-Genossenschaft am Dienstag liege der Anteil von Südzucker nun bei 74,06 Prozent, hatte der Mutterkonzern am Vorabend mitgeteilt.

Vorstand und Aufsichtsrat beider Unternehmen unterstützen den Schritt. Für das Übernahmeangebot werde es keine Vollzugsbedingungen und keine Mindestannahmeschwelle geben, hieß es von Südzucker. Die Veröffentlichung der Angebotsunterlagen soll voraussichtlich Mitte Januar erfolgen. Dann soll auch die Annahmefrist beginnen. Das Angebot sei durch eine Brückenfinanzierung von der Deutschen Bank DE0005140008 in Höhe von 300 Millionen Euro vollständig abgesichert, hieß es weiter.

Während sich Südzucker zuletzt optimistisch zu den Geschäftsaussichten geäußert hatte, fiel die Tochter mit Prognosesenkungen negativ auf. Wegen niedrigerer Ethanolpreise hatte die Gesellschaft ihre Ziele für das bis Ende Februar laufende Geschäftsjahr zweimal kürzen müssen.

Der Markt für Ethanol ist vor allem in Europa seit einiger Zeit von extremen Preisschwankungen auf den Beschaffungs- und Absatzmärkten gekennzeichnet. Dadurch sei der Geschäftsverlauf von Cropenergies schwieriger zu prognostizieren, so Südzucker.

@ dpa.de