Kolumne, DGA

La Française: COP 28: Eine bittersüße Symphonie EQS-News: La Française Group / Schlagwort(e): Nachhaltigkeit / Marktbericht La Française: COP 28: Eine bittersüße Symphonie 20.12.2023 / 08:47 CET / CEST Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.

20.12.2023 - 08:47:18

EQS-News: La Française: COP 28: Eine bittersüße Symphonie (deutsch)

La Française: COP 28: Eine bittersüße Symphonie

EQS-News: La Française Group / Schlagwort(e): Nachhaltigkeit/Marktbericht
La Française: COP 28: Eine bittersüße Symphonie

20.12.2023 / 08:47 CET/CEST
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COP 28: Eine bittersüße Symphonie

von Océane BALBINOT-VIALE, Senior ESG Analyst, La Française AM

Die COP 28 war eine Achterbahnfahrt. Die Forderung nach einem Ausstieg aus
der Nutzung fossiler Brennstoffe, um die Erderwärmung auf 1,5

C zubegrenzen, sei laut dem COP 28-Präsidenten "wissenschaftlich nicht fundiert"[1]. Dreizehn Tage lang hielt die Welt den Atem an, bis das mit Spannungerwartete abschließende Abkommen ausgehandelt war. Das Ergebnis istzweifellos bittersüß.

Abgesehen von der erneuten Verpflichtung zur Einhaltung der 1,5

°

C-Grenzehebt sich der Text der Globalen Bestandsaufnahme (GST) insofern von denErgebnissen früherer UN-Klimakonferenzen ab, als er zu einem "Übergang wegvon fossilen Brennstoffen" aufruft, was über Kohle hinausgeht und erstmalsauch Öl und Gas einschließt. Bei den siebenundzwanzig vorangegangenenGipfeltreffen wurde dies eklatant versäumt, weshalb die im diesjährigen Textgewählte Formulierung so symbolisch ist. Die Symbolik kann jedoch dieUngenauigkeit des Textes nicht wettmachen. Viele Länder, darunter auchEU-Staaten und die Allianz der kleinen Inselstaaten, drängten auf eineVerpflichtung zum "Ausstieg" aus fossilen Brennstoffen, doch der Begriffwurde nicht in den endgültigen Text aufgenommen. Zusammen mit den fehlendenZwischenzielen bis 2050 bedeutet dies, dass sich die Länder ihren eigenenWeg zum Netto-Nullverbrauch aussuchen dürfen, und dass wir von den Öl- undGasunternehmen in nächster Zeit wahrscheinlich keine großen Maßnahmenerwarten können.

Der ursprünglich auf der COP 27 vereinbarte Loss & Damage (L&D)-Fonds, derLänder entschädigen soll, die nicht über die Mittel zur Bewältigung desKlimawandels verfügen, erlebte in Dubai mit der Einigung auf seine"Operationalisierung" im Jahr 2024 einen gewissen Durchbruch. Allerdingsfehlen wichtige Details: Wer soll zahlen und wer soll profitieren? DerStatus Chinas ist hierbei ein zentraler Streitpunkt. Darüber hinausberichtete die "Vulnerable 20 Group", dass ihre Mitglieder (68) in denletzten zwanzig Jahren 525 Mrd. US-Dollar durch den Klimawandel verlorenhaben [2], während die ursprünglich zugesagten Mittel weniger als 1 Mrd.US-Dollar betrugen [3]. Die vorgesehene Finanzierung liegt weit unter dembenötigten Wert. Die Entschädigung der betroffenen Länder für ihre Verlusteist zwar längst überfällig, doch besteht unseres Erachtens nach wie vorgroße Unsicherheit in Bezug auf die Funktionsweise des Fonds und damit seineEffizienz.

Von vielen mit Spannung erwartet wurden die Verhandlungen über das GlobaleAnpassungsziel (GGA), eine Kollektivverpflichtung gemäß Artikel 7.1 desPariser Abkommens. Viele Industrieländer zögerten leider, über dieAnpassungsfinanzierung zu diskutieren, nachdem sie Verpflichtungen gegenüberdem L&D-Fonds eingegangen waren. Wir halten das Endergebnis des GGA-Rahmensfür enttäuschend. Die Vertragsparteien wurden dazu "gedrängt", Ziele zuerreichen, die unserer Ansicht nach nicht spezifisch genug sind, um denBedürfnissen der am meisten gefährdeten Menschen tatsächlich gerecht zuwerden (z. B. "Resilienz gegen die Auswirkungen des Klimawandels erreichen"oder "Klimaauswirkungen auf Ökosysteme und Biodiversität verringern").Parallel dazu wurde auf der COP 28 beschlossen, ein zweijähriges Programmzur Erarbeitung von Indikatoren für die Messung der Fortschritte bei derVerwirklichung der oben genannten Ziele aufzustellen. Wir sind gespannt aufdie Ergebnisse.

Während das schwache Ergebnis der GGA-Verhandlungen in gewissem Maßeerwartet wurde, überraschten jedoch einige der Diskussionen um Artikel 6 desPariser Abkommens. Einige Parteien forderten sogar ein Moratorium derKohlenstoffmärkte im Abkommen. Die zu berücksichtigenden Elemente für die"Genehmigung" von international transferierten Minderungsleistungen (ITMOs)(Art. 6.2) wurden mit jedem neuen Entwurf verwässert. Der endgültige Text"ermutigt" die Vertragsparteien lediglich dazu, die Elementeeinzubeziehen... nach eigenem Ermessen. Wir glauben, dass dies dieGlaubwürdigkeit der ITMOs in Frage stellt. Darüber hinaus unterstreicht diefehlende Entscheidung zur Emissionsvermeidung (Art. 6.4) den Mangel annotwendigem Konsens, um einen klaren Weg in Richtung Netto-Null zu finden.

Trotz der Enttäuschung gibt es auch einige Hoffnungsschimmer. Zum ersten Malwird in der endgültigen Vereinbarung auf die Ziele der "Verdreifachung dererneuerbaren Energien" und der "Verdoppelung der durchschnittlichenjährlichen Energieeffizienzrate" bis 2030 verwiesen. Diese Ziele wurdenursprünglich von den G20 im September gebilligt und von einer Koalition aus130 Ländern im Rahmen der COP 28 Global Renewable and Energy EfficiencyPledge angenommen. Rund 50 Öl- und Gasproduzenten und 29 weitere nationaleÖlgesellschaften haben eine Vereinbarung unterzeichnet, die vorsieht, bis2030 keine Methanemissionen mehr zu produzieren und das routinemäßigeAbfackeln zu beenden. Für uns als Investoren ist es wichtig, dass wir unsweiterhin mit diesen Unternehmen auseinandersetzen, um ihre entsprechendenMaßnahmenpläne zu verstehen und sie für deren Umsetzung in die Pflicht zunehmen. Wir begrüßen auch die von 123 Ländern auf dem Gipfel unterzeichneteErklärung zum Thema Klima und Gesundheit, in der hervorgehoben wird, wiewichtig die Vorbereitung der Gesundheitssysteme auf die immer stärkerwerdenden klimabedingten Gesundheitsprobleme ist. Ebenso begrüßen wir dieErklärung der Vereinigten Arabischen Emirate über nachhaltigeLandwirtschaft, widerstandsfähige Nahrungsmittelsysteme und Klimaschutz, dievon 134 Ländern unterzeichnet wurde. Sie enthält eine bahnbrechende neueZusage für nachhaltige Lebensmittelsysteme, die bereits 2,5 Mrd. US-Dollarmobilisiert hat.

Während die Diskussion über den Erfolg der COP 28 noch andauert, zeichnetsich ein offensichtliches und kritisches Problem ab: Woher soll dasnotwendige Kapital, insbesondere für die Entwicklungsländer, mittel- bislangfristig kommen, um den Übergang und die Anpassung zu unterstützen undSchäden zu kompensieren? Es bleibt abzuwarten, wohin die ca. 83 Mrd.US-Dollar, die auf dem Gipfel mobilisiert wurden, fließen werden(einschließlich der 30 Mrd. US-Dollar, die von den Vereinigten ArabischenEmiraten in einem Investitionsvehikel zugesagt wurden, das nach eigenenAngaben bis 2030 250 Mrd. US-Dollar an Investitionen aufbringen könnte [4]).Die vergangenen zwei Wochen haben gezeigt, dass die wahre Herausforderungnicht nur in der Kapitalbeschaffung, sondern auch in der gerechten undeffizienten Verteilung des Kapitals liegt. Darüber hinaus hat einOECD-Bericht [5] aus dem Jahr 2022 gezeigt, dass die gesamteKlimafinanzierung zwischen 2013 und 2020 durchweg hinter dem auf der COP 15[6] festgelegten Ziel von 100 Mrd. US-Dollar pro Jahr zurückblieb, wobei dieLücke im schlimmsten Fall über 45 % betrug. Die COP 28 endet also mit einerEinigung über fossile Brennstoffe, aber der schwierigste Teil steht uns nochbevor. Während die Welt mit den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels zukämpfen hat, wird die Frage, ob es dem internationalen Klimagipfel gelingt,die Kluft zwischen Versprechen und Praxis zu überbrücken, entscheidend dafürsein, inwieweit die Weltgemeinschaft diese Herausforderungen abmildern undsich ihnen anpassen kann.

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[1] Laut Cop 28-Präsident steckt "keine Wissenschaft" hinter den Forderungennach einem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen | Cop 28 | The Guardian

[2] NEU: Climate Vulnerable Economies Loss Report - CVF (thecvf.org)

[3] Geschätzte 792 Millionen US-Dollar. Die Weltbank wird den Fonds für eineÜbergangszeit von vier Jahren verwalten.

[4] VAE stellen 30 Milliarden US-Dollar an Katalysatorkapital bereit, um aufder COP 28 ein wegweisendes Investmentvehikel für den Klimaschutz zu starten

[5] Gesamttrends der von den Industrieländern bereitgestellten undmobilisierten Klimafinanzierung im Zeitraum 2013-2020 | en | OECD

[6] Es wurde später auf der COP21 bekräftigt und bis 2025 verlängert.

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