Frankfurt-News, Gründen

Die einen wollen nicht in den steigenden Markt hinein kaufen, die anderen nichts verpassen.

22.02.2024 - 09:53:55

Börse Frankfurt-News: ?ngstlich aus unterschiedlichen Gründen (Marktstimmung)

Für Joachim Goldberg eine sehr unaufgeregte Stimmungslage.

21. Februar 2024. Bedenkt man, dass die Handelsaktivitäten beim DAX bis Mitte Februar in ganz engen Bahnen verlief, fällt ein Handelsband von knapp 2 Prozent seit unserer vergangenen Stimmungserhebung fast schon etwas aus dem Rahmen. Zum Vergleich: Während der drei Wochen davor lag die jeweils größte Handels-Range gerade einmal bei 1,4 Prozent. Und berücksichtigt man auch noch, dass es dem DAX seit vergangenem Mittwoch sogar an zwei Tagen gelang, ein neues Allzeithoch zu produzieren, kann man für Bullen eigentlich von einer erfolgreichen Woche sprechen. Zumal vom zwischenzeitlichen Gewinn zum Erhebungszeitpunkt mehr als die Hälfte übrig geblieben ist. Aber die Optimisten waren zuletzt nicht in der Mehrheit.

Nun scheint der kleine zwischenzeitliche Höhenflug des DAX nur wenig Einfluss auf die Stimmung der institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont gehabt zu haben. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der Vorwoche gerade einmal um 3 Punkte auf einen neuen Stand von -8 gestiegen. Letztlich, weil sich eine kleine Gruppe vormals neutral gestimmter Investoren auf die Bullenseite geschlagen hat.

Risikoaverse institutionelle Investoren

Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass diese Zurückhaltung der Institutionellen auf die von manchen Akteuren mit Spannung erwarteten Quartalszahlen von NVIDIA, die heute in den USA nach Börsenschluss präsentiert werden, zurückzuführen ist. Auch wenn diese Zahlen vielerorts aufgrund ihrer Bedeutung mittlerweile den Rang eines wichtigen Wirtschaftsdatums oder gar eines Ereignisrisikos innehaben. Vielmehr ist anzunehmen, dass sich viele Akteure derzeit nicht gerne und schon gar nicht als Bullen im steigenden Markt exponieren wollten.

Umso bemerkenswerter ist der erneute deutliche Stimmungswechsel bei den Privatanlegern. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels steigt um 18 Punkte auf einen neuen Stand von +14. Bemerkenswert, weil ein überwiegender Teil der erst in der Vorwoche eröffneten bearishen Engagements zu großen Teilen wieder auf die Bullen Seite gedreht wurde.

? und die Angst der Privatanleger, etwas zu verpassen

Und das, obwohl es gegenüber dem Erhebungskurs vom vergangenen Mittwoch praktisch keine wirklich günstigen Einstiegsmöglichkeiten für die neuen Optimisten gegeben hat. Gut möglich, dass der jüngste Rücksetzer vom Allzeithoch dann doch als letzte Chance wahrgenommen wurde, nicht einen etwaigen nächsten Teil einer weiteren Rallye zu verpassen. Zumindest scheint diese Angst größer zu sein, als womöglich bei einer größeren DAX-Korrektur unter die Räder zu kommen.

Unter dem Strich sehen wir also auf den ersten Blick eine erneute Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren, Erstere sind wesentlich optimistischer eingestellt. Allerdings verschwindet diese Stimmungskluft in der relativen Betrachtung auf drei und sechs Monate. Beide Panels sind nämlich bei dieser Betrachtungsweise als neutral einzustufen: Die Privatanleger, weil sie im Schnitt in diesen Zeiträumen schon deutlich optimistischer eingestellt waren als heute. Und bei den institutionellen Investoren handelt es sich im Vergleich um einen durchschnittlich höheren Pessimismus als heute.

In Hinblick auf die Sentiment-technische Position des DAX spricht zumindest wenig für große Engagements, die auf der falschen Seite liegen könnten. Allerdings lässt die relativ neutrale Positionierung der institutionellen Investoren (30 Prozent der Befragten sind dort immer noch neutral eingestellt) vermuten, dass man zumindest auf eines nicht wirklich gut eingestellt ist: auf höhere Volatilität.

21. Februar 2024, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

@ dpa.de