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Der jüngste Anstieg der Frachtpreise wird nach Ansicht der dänischen Reederei Moller-Maersk DK0010244508 nicht von Dauer sein.

08.02.2024 - 12:45:18

Reederei Maersk warnt vor Frachtpreis-Verfall - Aktienrückkauf gestoppt

Die Überkapazität an Schiffen werde die Preise perspektivisch wieder sinken lassen, sagte Unternehmenschef Vincent Clerc bei der Vorlage der Jahresbilanz am Donnerstag in Kopenhagen. Der von der Krise im Roten Meer ausgelöste Preisanstieg für Containertransporte sei lediglich vorübergehend. Angesichts der Unsicherheiten in puncto Entwicklung der Seeschifffahrtsgeschäfte setzt das Unternehmen den geplanten Aktienrückkauf aus. Das schockte Anleger an der Börse.

Der Kurs der Maersk-Aktie brach nach den Neuigkeiten um über 15 Prozent ein. Für das Papier der deutschen Konkurrentin Hapag-Lloyd DE000HLAG475 ging es um gut 7 Prozent abwärts.

Maersk wickelt rund ein Sechstel der weltweiten Containertransporte auf See ab. Die Reederei erwartet, dass das branchenweite Geschäft 2024 um 2,5 bis 4,5 Prozent wachsen und sie selbst gleichermaßen zulegen wird. Doch wenn die Transportpreise wieder sinken, werde dies auch Maersks Ergebnisse belasten, schätzt das Management. Schon im November hatte Maersk davor gewarnt, dass die Nachfrage bis 2026 schwach bleiben dürfte. Deshalb will das Management 10 000 Jobs abbauen.

Wegen der angespannten Lieferketten während der Corona-Pandemie hatten Reedereien ihre Schiffskapazitäten stark erhöht. Anschließend war die Nachfrage aber eingebrochen, da viele Unternehmen ihre Lagerbestände abbauten und die gestiegene Inflation die Konsumlaune trübte. Reeder hatten deshalb in den vergangenen Monaten Schiffe auch langsam oder sogar leer umherfahren lassen, um die freien Frachtkapazitäten künstlich zu verknappen.

In den vergangenen Wochen ließen die Konflikte im Roten Meer die Transportpreise dann sprunghaft steigen. Die militanten Huthi hatten Schiffe mit Raketen beschossen. Deshalb fahren die Frachter momentan südlich um Afrika herum, statt den kurzen Weg durch den Suezkanal zu nehmen. Durch die Wasserstraße werden normalerweise 12 Prozent des Seehandels abgewickelt.

Von den Unruhen im Roten Meer ist rund ein Drittel der Schiffsflotte von Maersk betroffen. Nach Einschätzung des Managements könnten die Probleme noch bis zu einem Jahr lang anhalten. Der Höhepunkt der Bedrohung sei noch nicht erreicht, sagte Konzernchef Clerc im Interview mit Bloomberg TV.

Da mit der Zeit aber die während der Corona-Pandemie in Auftrag gegebenen neuen Schiffe fertig werden, wächst die verfügbare Transportkapazität. Die Ergebnisse von Maersk dürften deshalb zu Beginn des Jahres 2024 besser ausfallen als gegen Ende, schätzt das Management. Und die Frachtpreise dürften trotz der momentanen Verwerfungen in den nächsten ein bis zwei Jahren niedrig sein.

In der Folge setzte Maersk den Rückkauf eigener Aktien am Donnerstag mit sofortiger Wirkung aus. Das Programm war seit November auf dem Prüfstand. Eigentlich wollte die Reederei bis zum Jahr 2025 bis 12 Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe ausgeben. Davon war Ende Dezember gut die Hälfte geschafft. Das Unternehmen plant, die Käufe wieder aufzunehmen, "sobald sich die Marktbedingungen beruhigt haben".

Angesichts der unsicheren Perspektive hält sich das Management bei seinen Jahreszielen eine breite Spanne offen: Bei dem um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern werde 2024 lediglich im besten Fall eine schwarze Null stehen. Im schlechtesten Fall könnten es auch 5 Milliarden Dollar Verlust werden.

Im Gesamtjahr 2023 sank der Umsatz um mehr als ein Drittel auf 51 Milliarden Dollar (47,4 Mrd Euro). Davon blieb als operativer Gewinn mit knapp 4 Milliarden Dollar gerade mal gut ein Zehntel von dem, was ein Jahr zuvor hängen geblieben war. Der auf die Aktionäre entfallen Gewinn sank ähnlich stark auf 3,8 Milliarden Dollar.

@ dpa.de