Ergebnisse, Produktion/Absatz

Beim ChipausrĂŒster ASML NL0010273215 ist es im Schlussquartal des vergangenen Jahres merklich aufwĂ€rts gegangen.

24.01.2024 - 11:01:51

ASML mit unerwartet gutem Schlussquartal - Starke Auftragsbelebung

FĂŒr das EuroStoxx-50-Schwergewicht EU0009658145 lief es besser als von Analysten erwartet. Nach einem Einbruch der NeuauftrĂ€ge im vorangegangenen Quartal zogen diese sprunghaft auf mehr als das Dreifache an. Konzernchef Peter Wennink hat am Mittwoch zur Zahlenvorlage zwar von ersten Anzeichen fĂŒr einen Aufschwung der Halbleiterbranche gesprochen, bleibt dabei aber dennoch zurĂŒckhaltend: Er sieht 2024 unverĂ€ndert als Übergangsjahr fĂŒr ASML.

"Die Halbleiterindustrie arbeitet sich weiter durch die Talsohle des Zyklus", sagte Wennink laut Mitteilung in Veldhoven. Es gebe aber erste positive Signale, wie etwa weitere Verbesserungen bei den LagerbestÀnden an den EndmÀrkten.

An der Börse zeigten sich die Anleger ĂŒber das starke Jahresende 2023 bei Europas wertvollstem Technologiekonzern erfreut. Die Aktie kletterte in der FrĂŒhe als einer der Favoriten im europĂ€ischen Leitindex um bis zu siebeneinhalb Prozent auf 760 Euro. Damit nĂ€herte sich das Papier dem Rekordhoch bei 777,50 von November 2021 weiter an. Der Kurs hatte sich in den vergangenen Monaten im Einklang mit dem Gesamtmarkt bereits merklich von der Oktober-Delle erholt.

Jefferies-Analyst Janardan Menon lobte das ASML-Zahlenwerk in einer ersten Reaktion und verwies insbesondere auf den ĂŒberraschend hohen Auftragseingang. Dieser stĂŒtze den starken Ausblick auf 2025. "Wir bleiben starke KĂ€ufer von ASML", lautete sein Fazit.

Beim ChipausrĂŒster waren von Oktober bis Dezember 2023 neue Bestellungen im Wert von knapp 9,2 Milliarden Euro eingegangen, nach lediglich 2,6 Milliarden im Vorquartal. 5,6 Milliarden Euro entfielen hiervon auf EUV-Lithographieanlagen, auf die ASML als einziger Hersteller ein Quasimonopol hat. Analysten hatten mit einer Erholung in solch deutlicher Form nicht gerechnet - sie hatten lediglich mit ĂŒber alle Produkte hinweg mit neuen Order in Höhe von knapp 3,6 Milliarden Euro kalkuliert. Mit einem Umsatz von gut 7,2 Milliarden Euro und einer Bruttomarge von 51,4 Prozent schlug der Konzern ebenfalls die Erwartungen am Markt.

Auch Konzernlenker Wennink nimmt die Entwicklung als gutes Zeichen. "Unser starker Auftragseingang im vierten Quartal unterstĂŒtzt eindeutig die zukĂŒnftige Nachfrage", sagte er. Zu Ende 2023 saß ASML auf einem Auftragsbestand in Höhe von 39 Milliarden Euro, was Wennink gleichwohl nicht zu vorschnellen SchlĂŒssen verleitet. Er hĂ€lt an seinen bisherigen Zukunftsprognosen fest, betonte aber, dass diese konservativ seien. Demnach rechnet das Management unverĂ€ndert fĂŒr 2024 mit einem im Vergleich zu 2023 stabilen Umsatz. Zugleich sei das aktuelle Jahr ein wichtiges, "in dem wir uns auf signifikantes Wachstum im Jahr 2025 vorbereiten", ergĂ€nzte der ASML-Chef.

Nach einem jahrelangen Boom, der unter anderem durch die hohe Nachfrage nach Technologieprodukten in der Corona-Pandemie begrĂŒndet war, erlebte die Halbeiterindustrie zuletzt eine lĂ€hmende Flaute. Hersteller hielten sich mit Bestellungen bei ASML zurĂŒck. Trotz der allgemeinen BranchenschwĂ€che konnte der Konzern im vergangenen Jahr seinen Gewinn krĂ€ftig ankurbeln, wozu auch das zunehmend problematische China-GeschĂ€ft beitrug. Bei einem Umsatzanstieg um rund 30 Prozent wurde der Überschuss mit gut 7,8 Milliarden Euro um knapp 40 Prozent gesteigert. Die AktionĂ€re sollen 6,10 Euro je Aktie als Dividende erhalten, rund fĂŒnf Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

ASML steht derzeit enorm unter politischem Druck der USA, denen das umfangreiche China-GeschĂ€ft der NiederlĂ€nder ein Dorn im Auge ist. Durch geltende ExportbeschrĂ€nkungen durfte der Konzern bereits seine EUV-Anlagen nicht an die Volksrepublik liefern, die fĂŒr die Herstellung modernster Halbleiter benötigt werden. Zu Jahresanfang zog dann auf Betreiben von Washington die niederlĂ€ndische Regierung auch eine Lizenz fĂŒr die Auslieferung von Lithographieanlagen mit kurzwelligem UV-Licht (DUV) zurĂŒck. Dadurch konnte ASML chinesische Kunden nicht mehr beliefern.

Im vergangenen Jahr war das China-GeschĂ€ft beim Konzern in Erwartung der Restriktionen noch merklich angezogen - im Schlussquartal knickte der Anteil bereits auf 39 Prozent ein, im Vergleich zu 46 Prozent in den drei Monaten zuvor. ASML betonte bisher, die Maßnahmen der US-Regierung und der Niederlande hĂ€tten keinen wesentlichen Einfluss auf den eigenen Finanzausblick.

@ dpa.de