Mutigen, Börse“

„Dem Mutigen gehört die Börse“

27.03.2007 - 11:51:53

„Dem Mutigen gehört die Börse“. Zweiter Teil des Interviews mit Michael Mross...

Am Rande der Anlegermesse „Invest“ sprachen wir mit dem N24-Börsenexperten und Buchautor Michael Mross über sein neues Buch „Evolution des Erfolgs“ und die Tendenzen an der Börse. Instock: Sie zeigten sich im ersten Teil unseres Interviews davon überzeugt, das Carry Trades nichts mit dem Kursverfall in der ersten Märzhälfte zu tun hatten. Wer trägt dann die Verantwortung? Mross: Ich hatte den Eindruck, dass einige große Adressen in Amerika die Verkaufstaste gedrückt hatten. Das konnte man, glaube ich, spüren. Instock: Woran? Mross: Waren am Morgen die Deutschen und Europäer unter sich, ging es aufwärts. Kaum waren die Amerikaner aufgewacht, drückte jemand die Verkaufstaste und es regnete plötzlich Dax-Futures. Dann waren alle ganz verunsichert und verkauften ihre Aktien. Das geht selbstverständlich nur über gewisse Umschichtungen und Hedge-Geschichten. Aber der Auslöser für den jüngsten Niedergang war, dass einige große Verkäufer im Markt waren, die offensichtlich aus dem amerikanischen Raum kamen. Instock: Sollte man denen nicht folgen? Mross: Die Großen müssen nicht zwangsläufig alles richtig machen. Wir müssen beachten, dass wir bis zu einem Dax von 7.000 ziemlich ruhig gelaufen sind. Es gab keine großen Schwankungen. Wichtig ist aber, dass es an den Börsen solche Schwankungen gibt. Historisch ist es so, dass nach einen schwankungsarmen Aufwärtstrend mit einem Schlag die Volatilität wieder da ist. Das passiert oft bei fallenden Kursen. Diese Phänomen hatten wir auch jetzt. Dabei darf man nicht vergessen, dass Aktienmärkte chaotische Angelegenheiten sind. Da gibt es Rückkopplungseffekte, das Fernsehen, die Medien, der Nachbar, der verkauft. Plötzlich haben wie eine Art Massenhysterie und alle haben plötzlich Angst. Ein Rückgang wie der jüngste ist vielmehr auf emotionale Faktoren als auf fundamentale Faktoren zurückzuführen. Instock: Angst herrscht ebenfalls vor einer Immobilienkrise in den USA. Auch nur Nonsens oder sehen Sie eine reale Gefahr? Mross: Das ist ebenfalls Schwachsinn. Warum sollten Amerikaner ausgerechnet jetzt ihre Immobilien verkaufen? Wenn man die Immobiliensituation in Amerika beleuchtet, stellt man fest, dass 52 Prozent aller US-Immobilien schuldenfrei sind. Dann gibt es ehr viele Immobilien, die sehr solide finanziert sind. Übrig bleiben in etwa 10 Prozent sogenannter unsichere Schuldner. Diese Schulden sich durch die Kreditgeber bereits abgeschrieben. Insofern sollte sich das Gequassel um die Immobilienkrise in den USA in Zukunft etwas beruhigen. Dann dürften die Märkte auch wieder nach oben gehen. Instock: Warum gingen dann die Märkte nach unten? Mross: Wir haben immer wieder Situationen, in denen Märkte aus heiterem Himmel einbrechen. Dann gehen die zittrigen Hände aus den Aktienmärkten raus. Übrig bleiben die Starken. Dem Mutige gehört die Börse, nicht dem Zittrigen. Instock: Wen zählen Sie zu den Mutigen? Mross: Solche, die nicht bei jeder kleinen Börsenkorrektur das Zittern bekommen. Warren Buffett hat einmal gesagt, man soll keine Aktie kaufen, die man nicht mindestens zehn Jahre im Depot haben will. Das bedeutet allerdings auch, dass man sich mit den Unternehmen auseinandersetzt, von denen man Papiere kauft. Instock: Ein schöner Satz, doch sollte man nicht auch darauf achten, Verluste zu verhindern, in dem man einen Stop Loss setzt? Mross: Vom Stop Loss ist noch niemand reich geworden. Stop Loss bedeutet, dass man am Ende alles verliert. Instock: Wie bitte? Mross: Stop Loss bedeute ja auch, dass die Aktie nicht zu dem eingegebenen Preis, sondern zu dem nächsten zustande kommenden Kurs verkauft wird. Wenn man dann Tage hat, wie Anfang März, an denen keiner mehr da ist, der den Kurs auffängt, wird man seine Aktie, für die man einen Stop Loss bei 10 Euro eingegeben hat, möglicherweise für 3 Euro los. Das ist bei vielen Aktien, deren Liquidität nicht so hoch ist, passiert. Die Leute sind ihre Aktien los. Die Mutigen haben diese gekauft und einen schönen Gewinn erzielt. Man muß bei Aktien Durchhaltevermögen haben. Wenn man sich über längere Zeit die Charts betrachtet, kann einem Anleger im Prinzip nichts passieren. Instock: Wie kommen Sie darauf? Mross: Weil die Kurse auf lange Sicht immer nur gestiegen sind. Warum sollte das dieses Mal anders sein? Wir sind im Dax vor sieben Jahren bei 8.000 Punkten gewesen. Wenn wir eine durchschnittliche Steigerungsrate von acht bis zwölf Prozent zugrunde legen, dann könnten wir zum Ende dieses Jahrzehnts bei 17.000 Punkten im Dax stehen. Instock: Ganz schön gewagt, diese Prognose. Mross: Wir werden die 10.000 schneller sehen, als viele glauben. Wenn ich die Stimmung richtig interpretiere, dann trauen die meisten Experten dem Dax gar nichts mehr zu. Wenn es hoch kommt, ist die Rede von 7.000, maximal 7.500 Punkten. Viel Geld verdienen die Stimmen, die einen Dax-Stand bei 6.200 voraussagen. Für die kommen dann die 5.800 und dann die große Rezession in den USA. Danach geht dann überhaupt nichts mehr. Dieser Argumentationskette schließe ich mich nicht an. Wir leben in den besten aller Börsenwelten. Wir haben relativ niedrige Zinsen und wir haben überall Rekordgewinne bei den Unternehmen. Dazu kommen Investoren, die derzeit gar nicht in Aktien investiert sind. Das sind die Versicherer, die Pensionskassen und viele, viele Privatanleger. Da ist noch ein sehr starker Nachholbedarf vorhanden. Es gibt auf lange Sicht keine Alternative zur Aktie. Bisher kam beachtet wurde die Tatsache, dass in Asien eine Milliarden Menschen gerade erst an die Aktie herangeführt werden. Diese Leute kaufen nicht nur heimische Anteilsscheine. Die kaufen auch europäische, gern auch deutsche Aktien. Das könnte einen zusätzlichen Schub für den Dax bedeuten. Unter www.evolution-des-erfolgs.de mehr Infos zum Buch.
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