Music, JWP

Prognose wackelt!

313 Music JWP AG

Thomas M. Stein, Vorstandschef der 313 Music JWP AG, hat bislang für das Gesamtjahr einen Umsatz von sieben Millionen Euro und ein positives Ergebnis in Aussicht gestellt. Wie bereits mehrfach von uns berichtet, gehen wir davon aus, dass die Erwartungen verfehlt werden. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres lag der Umsatz bei knapp 2,5 Millionen Euro. Das EBIT hingegen bei minus zwei Millionen Euro. Nur aufgrund der Aktivierung latenter Steuern von fast einer Million Euro, betrug der Fehlbetrag im ersten Halbjahr lediglich rund eine Million Euro. Wie Stein bereits kommunizierte, lagen die Zahlen des ersten Semesters unter den eigenen Erwartungen. Besserung aus dem dritten Quartal ist nicht zu erwarten. Die Querelen mit dem Firmengründer Jack White nehmen viel Zeit in Anspruch, sagt uns Stein auf Nachfrage. „Darunter leidet das operative Geschäft. Q3 war ein Eiertanz“, so Stein. Aber nicht nur die Gerichtstreffen mit White schlagen der Gesellschaft negativ auf. Einerseits haben diverse Leute für das operative Geschäft die Gesellschaft verlassen und sind zu White's neuem Musikverlag übergewandert. „Das führt zu erheblichen Einsparungen und entlastet uns trotz Neubesetzungen auf der Kostenseite“, ergänzt Stein. Andererseits und dies dürfte die Münchener hart treffen, hat die SVA-Vertriebs- und Marketing GmbH, der Zentraleinkäufer für Schlecker, die Geschäftbeziehung zur 313 Music JWP AG beendet. „Das Unternehmen ist derzeit kein planbarer Partner für uns, weshalb wir momentan nichts mehr einkaufen“, sagt uns Holm Nehrig, Geschäftsführer der SVA. Zudem wurden Platten, also Retouren, im Wert von mehr als 0,5 Millionen Euro an die Firma zurückgeschickt, was Nehrig bestätigt. Nach unseren Informationen war für das zweite Halbjahr zudem ein Umsatz von über zwei Millionen Euro mit SVA geplant. Dieser dürfte komplett entfallen. Stein zeigt sich hingegen kämpferisch: „Die Situation ist ärgerlich. Von den Retouren konnten wir allerdings schon einen Teil weiterverkaufen. Es gibt in Deutschland schließlich noch andere Einzelhändler“, so Stein. Er will sich aber dennoch zeitnah mit der SVA einen Tisch setzen und die weitere Zusammenarbeit eruieren. Bei diesem Treffen wird es aber nicht nur um die weitere Zusammenarbeit gehen. SVA hat sich zwischenzeitlich mit über fünf Prozent an 313 Music JWP AG beteiligt. Warum SVA einerseits bei 313 Music JWP AG keine Platten mehr kauft, was der Gesellschaft schadet, aber andererseits SVA Aktien der Firma kauft, erschließt sich uns nicht wirklich. Nehrig wollte dies im Gespräch auch nicht näher erörtern. „In Kürze kann ich mehr dazu sagen“, vertröstet er uns. Für das Jahr 2007 dürfte das Unternehmen unserer Meinung nach die Umsatzprognose verfehlen und auch rein operativ deutlich rote Zahlen schreiben. Selbst Stein hält die Umsatzprognose inzwischen für ehrgeizig. An einpositives Ergebnis glaubt er aber weiterhin. Dies könnte sogar gelingen, da Stein die Nutzungsrechte am Katalog der JWP-Tochtergesellschaft Transcontinent Musikverlag verkauft hat. Aus der Transaktion entsteht ein Buchgewinn von gut 2,5 Millionen Euro. „Aus dem Verkauf haben wir insgesamt 2,8 Millionen Euro erzielt. Das Geld ist auch schon bei uns eingegangen“, sagt Stein. Bei dem Käufer handelt es sich um die R2M music. Auf den Verkauf müsste Stein prinzipiell Steuern zahlen. Das schmälert den Ertrag aus dem Geschäft und der Firmenchef müsste das Geld mit dem Fiskus teilen. „Wir haben Verlustvorträge und können diese verrechnen“, entgegnet der CEO. Die bislang angespannte Kasse der Firma hat sich durch die Veräußerung wieder entspannt und Stein hat von dieser Seite zumindest wieder Luft zum atmen. Allerdings floss in Q3 auch die erste Kaufpreistranche für 51 Prozent von 313 Music im Volumen von circa 0,5 Millionen Euron ab. Die Zweite ist in Q1 2008 fällig und liegt ebenfalls bei circa 0,5 Millionen Euro, was den Barbestand entsprechend reduziert. Das Unternehmen steht unverändert in einer umfassenden Restrukturierung. Zudem sollte Stein das Jahr 2007 dazu nutzen, die immateriellen Vermögenswerte, die mit über 15 Millionen Euro in den Büchern stehen, soweit abzuschreiben, wie es der Wirtschaftsprüfer zulässt. Der Posten in der Bilanz erscheint uns angesichts des Geschäftsverlaufs deutlich zu hoch bewertet. Die Transaktion würde viel Luft aus der Bilanz nehmen. An der Gesellschaft ist neben der SVA noch die Effecten-Spiegel AG beteiligt. Die Düsseldorfer halten noch knapp 20 Prozent an 313 Music JWP AG. Wie wir hören, plant die Effecten-Spiegel AG diesen Anteil komplett zu veräußern. Aber nicht mit Eile und auch nur ab einem bestimmten Kursniveau. Sollte SVA das Engagement in der Firma ausbauen wollen, sollte Nehrig einen Besuch in Düsseldorf abstatten und eventuell das Paket kaufen. Wir sind auf die Absichten der SVA schon sehr gespannt. Unsere mehrfachen Verkaufshinweise für die Aktie haben sich in der Vergangenheit als richtig erwiesen. Unverändert kein Kauf!
@ ad-hoc-news.de | 22.10.07 00:21 Uhr