Jenoptik, Tapfer

Kaufen?

Kaufen?. Jenoptik: Tapfer durch die Krise

Der Technologiekonzern aus Jena erzielte in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres einen Umsatz von 117,7 Millionen Euro. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal entspricht dies einem Rückgang von neun Prozent. Das EBIT reduzierte sich von 9,2 auf 0,4 Millionen Euro. Unterm Strich lag der Verlust bei 3,4 Millionen Euro. Ursachen für den Rückgang des Umsatzes und des operativen Ergebnisses sind eine anhaltend schwache Nachfrage aus der Halbleiter- und der Automobilindustrie. Besonders betroffen sind die Segmente Laser & Optische Systeme sowie Messtechnik. Weiter positiv entwickelte sich das Segment Verteidigung & Zivile Systeme. Die Schwerpunkte liegen in diesem Bereich unter anderem bei optischen Sensoren und Informationssystemen, bodengestützten Beobachtungsplattformen für die Nachrichtengewinnung und Aufklärung sowie militärischer und ziviler Fahr- und Flugzeugausrüstung. Im Startquartal kletterte die Einnahmen in dieser Einheit im zweistelligen Prozentbereich bei einer nahezu Verdopplung des operativen Gewinns. Wie uns Finanzvorstand Frank Einhellinger im Hintergrundgespräch berichtet, soll das Segment auch im Gesamtjahr stabil laufen. Der Umsatzbeitrag soll sich erneut auf über 200 Millionen Euro belaufen. „Das Geschäft ist hier sehr langfristig angelegt. Bei einzelnen Themen wie der Weltraumtechnologie sowie Applikationen rund um Infrarot-Themen erzielen wir Wachstum“, so der CFO. Ebenfalls wird ein stabiler Verlauf der Sparte Verkehrssicherheit im Gesamtjahr 2009 erwartet. Mit Geschwindigkeits- und Rotlichtüberwachungsanlagen lässt sich auch in der Krise Geld verdienen. „Die Sparte ist jährlich von ein bis zwei größeren Aufträgen geprägt. An dieser Stelle sind wir sehr zuversichtlich“. Zudem ist die Weiterentwicklung der Technologie stets gefragt. Beispielsweise Fotos von Schnellfahrern im Tunnel ohne sichtbaren Blitz oder künftig auch „point to point“ Messungen bei Baustellen auf Autobahnen. Wie heute schon in Nordamerika, ist es Ziel der Sparte, künftig stärker Dienstleistungen für Kommunen rund um das Thema Verkehrssicherheit zu übernehmen Einen Nachfragerückgang und entsprechend geringere Einnahmen als im Vorjahr erwartet Jenoptik in den Sparten Optische Systeme und Industrielle Messtechnik. Die Aktivitäten bei Optiken für die Halbleiterausrüster waren immer schon zyklisch. „Wir sehen bei der Krise momentan eine gewisse Bodenbildung, aber noch keine richtige Belebung. Ab dem zweiten Halbjahr gehen wir von einer leichten Verbesserung aus“. Die Nachfrage sollte höher als in der ersten Jahreshälfte sein, aber geringer als in den Vorjahren. Die industrielle Messtechnik- und Teile des Lasergeschäftes hängen zudem stark an der Automobilindustrie. Laseranlagen werden aber auch an die Solarindustrie geliefert. Hier hängt die Nachfrage auch vom Finanzierungsspielraum der Kunden ab. In der Summe kann Jenoptik (DE0006229107) die Rezession durch eine breite Diversifizierung halbwegs abfedern. Die gut laufenden Sparten können die schwachen Einheiten allerdings nicht vollständig ausgleichen. Einhellinger erwartet im Gesamtjahr einen Umsatzrückgang. Das EBIT im Konzern soll positiv ausfallen. Netto hingegen könnte das Unternehmen nach unseren Berechnungen zufolge wegen relativ hoher Zinsaufwendungen und anfallender Restrukturierungskosten rote Zahlen ausweisen. Zudem könnten Abschreibungen auf der Aktivseite das Ergebnis belasten, die jedoch nicht Cash wirksam sind. Jenoptik ist per Ende März mit knapp 200 Millionen Euro netto verschuldet. Noch in diesem Jahr muss eine Anleihe mit einem Restwert von knapp 50 Millionen Euro zurückbezahlt werden. Einhellinger wird für die Rückzahlung einen neuen Kredit aufnehmen und die kurzfristigen Schulden in langfristige Verbindlichkeiten umwandeln. Um die Schulden weiter zu reduzieren, plant der CFO mittelfristig diverse Immobilien zu veräußern. Zudem werden Investitionen zurückgefahren. „Wir investieren das Nötigste. Auf „nice to have“ Ausgaben verzichten wir schon seit 2007“. Durch die diversen Maßnahmen und Immobilienverkäufe sollte die Verschuldung im schlimmsten Fall in diesem Jahr nach unserer Einschätzung nur moderat ansteigen. Einhellinger bekräftigt das langfristige Ziel, pro Jahr um zehn Prozent zu wachsen und mit einer EBIT-Marge von bis zu neun Prozent profitabel zu wirtschaften. Das Umsatzziel liegt mittelfristig unverändert bei einer Milliarde Euro, inklusive kleinerer Akquisitionen. Zukäufe sind nicht ausgeschlossen. „Wir interessieren uns für Unternehmen, die unsere Produktpalette ergänzen. Das sind einerseits kleinere Mittelständler mit der Nachfolgeproblematik oder weniger rentable Firmen, die wir durch Synergien schnell in ihrer Profitabilität heben können“, erklärt der Finanzchef. Die rund 52 Millionen Aktien repräsentieren einen Börsenwert von 180 Millionen Euro. Ein Schnäppchen ist die Aktie des über 3000 Mitarbeiter starken Konzerns nicht. Wir raten zunächst den Verlauf des zweiten Quartals abzuwarten und das Papier zu beobachten. Viele Grüße www.tradecentre.de
@ ad-hoc-news.de | 04.06.09 11:24 Uhr