Freenet, Spoerr

Freenet: Kaufen?

Freenet: Kaufen?. Freenet: Spoerr verdient 4,4 Millionen Euro

Herzlichen Glückwunsch, Herr Spoerr! Mit einem Salär von sage und schreibe 4,4 Millionen Euro dürfte der umtriebige Schwabe in 2007 mit Abstand am meisten Geld im Vergleich zu anderen Vorstandschefs von TecDAX-Unternehmen eingesackt haben. Selbst so mancher Vorstand im DAX verdient weniger als der schwäbische Musterknabe. Auch im Vorjahr hat Spoerr übrigens mit 3,8 Millionen Euro bereits prächtig verdient. Dabei muss berücksichtigt werden, dass der stets adrett gekleidete Manager mit leicht gegeltem Haar und Liebhaber schneller Autos, lediglich ein in Deutschland tätiges Dienstleistungsunternehmen für Telefon- und Internetanschlüsse leitet. Alles andere als ein Weltkonzern, der dieses Gehalt auch nur ansatzweise rechtfertigen würde. Beim Verdienen ist Spoerr Weltklasse. Auch wenn er früher sonst große Reden über Sparsamkeit im eigenen Unternehmen schwing, hält ihn die nicht ab, knackige Gehälter einzustreichen. Das Fixum war in 2007 mit 642.000 Euro noch überschaubar. Die variablen Bezüge von knapp 3,8 Millionen Euro sind jedoch kein Pappenstil. Zu verdanken hat Spoerr sein Traumgehalt einem so genannten Aktienmehrwertprogramm, das durchaus auch als Mehrwertprogramm für geldgeile Vorstände bezeichnet werden kann. Spoerr sitzt auf einem großen Anteil von diesen Aktienwertsteigerungsrechten (AWRs), durch die er einen großen Reibach als CEO der Freenet AG (DE000A0EAMM0) macht. Die Bandbreite zur Ausübung der AWRs liegt lediglich bei 11,16 und 27 Euro. Drillisch-Chef Paschalis Choulidis, der gemeinsam mit United Internet rund 25 Prozent an der Gesellschaft hält, äußerte sich in früheren Gesprächen uns gegenüber, dass dieses Programm eher nach einem Selbstbedienungsladen aussieht. Die Schuld an diesem „Selbstbedienungsladen“ trägt aber der Aufsichtsrat, der dieses Programm genehmigte. Spoerr ist eben ein extrem cleverer Schwabe und Meister im Verhandeln seines Gehaltes. Aber nicht nur Spoerr ist Großverdiener bei Freenet. Auch CFO Axel Krieger, Spoerrs alter Studienkumpel, hat in 2007 rund 2,6 Millionen Euro verdient. Für einen Finanzvorstand in Deutschland nicht schlecht. Norbert Lang, CFO der United Internet AG, muss sich dabei mit ein paar Hundert Tausend Euro wie ein armer Hund vorkommen. Die übrigen beiden Vorstände von Freenet werden mit 1,3 und 0,9 Millionen Euro auch sehr fürstlich entlohnt. Grundsätzlich ist es uns egal, wenn Vorstände viel Geld verdienen. Allerdings muss dann die Aktie sehr gut laufen oder das operative durch die Decke gehen. Beides ist bei Freenet nicht der Fall. In 2007 war die Performance der Aktie im Vergleich zum TecDAX eher unterdurchschnittlich. Seit Jahresbeginn hat das Papier bereits fast 40 Prozent an Wert verloren. Die Zahlen für 2007 waren nur auf den ersten Blick akzeptabel. Das EBITDA lag bei 252,8 Millionen Euro und das EBT bei 163,7 Millionen Euro. Sie müssen wissen, dass Freenet in 2007 im erheblichen Umfang Kundenakquisitionskosten aktiviert hat. Ohne diesen bilanziellen Effekt hätte Freenet in 2007 einen herben Einbruch beim EBITDA und EBT erlitten. Bereinigt um den Effekt, wäre das EBITDA in 2007 lediglich bei 104,8 und das EBT nur noch bei knapp 70 Millionen Euro gelandet. Gegenüber den Werten aus 2006 bei EBITDA und EBT mit 147 und 117,6 Millionen Euro sind die Zahlen im vergangenen Jahr gruselig ausgefallen. Auf aktuellem Kursniveau beträgt der Börsenwert von Freenet knapp über eine Milliarde Euro. United Internet-Chef Ralph Dommermuth hatte im November eine sehr gute Nase, als der die Übernahme von Freenet platzen lies. Damals notierten die Papierchen noch zwischen 16 und 18 Euro. Die Geduld von Dommermuth hat ihm viel Geld gespart. Er hatte mit seiner Spekulation auf einen sinkenden Kurs Recht. Jetzt dürfte es für Drillisch und United Internet langsam interessant werden, die Firma zu kaufen respektive deutlich günstiger als im November die Papiere einzusammeln. Zerlegt in Einzelteile ist Freenet sicherlich eine Milliarde Wert. Aber auch Spoerr dürfte nunmehr wieder verstärktes Interesse daran haben, dass seine Aktie steigt. Der Basiswert für die beliebten AWRs des Managers von 11,16 ist unter Wasser, da die Aktie aktuell bei 10,85 Euro notiert. Um die AWRs weiter fleißig ausüben zu können, dürfte Spoerr alles tun, damit der Basiswert wieder erreicht wird respektive die Aktie sich deutlich über diesem Wert bewegt, damit sich das Programm lohnt. Kein Wunder, dass Spoerr jüngst sogar verkündete, dass Freenet eigene Aktien zurückkaufen will. Auf Basis des operativen Geschäfts, die Preise im Mobilfunk und DSL-Bereich sind weiter im Sinkflug, ist Freenet eine Aktie, die nicht sonderlich sexy ist. Aufgrund der latenten Übernahme- und Zerlegungsfantasie wird das Papier dennoch nunmehr extrem interessant. Wir raten spekulativ orientieren Anlegern erste Tranchen der Aktie zu kaufen. Viele Grüße www.tradecentre.de
@ ad-hoc-news.de | 10.03.08 23:06 Uhr