Air, Berlin

Flug ins Aus?

Air Berlin: Was tun?

Vor nahezu exakt einem Jahr haben wir vor der Aktie von Air Berlin (GB00B128C026) gewarnt und das Papier zum Verkauf empfohlen. Grund war vor allem ein weiter steigender Rohölpreis und ein viel zu optimistischer Ausblick der Gesellschaft. Damals notierte das Papier noch bei über 15 Euro. Aktuell müssen Sie lediglich 3,70 Euro für ein Papierchen berappen. Unser Verkaufshinweis ersparte Ihnen einen Kursverlust von rund 80 Prozent! Inzwischen mehren sich die Verkaufsempfehlungen für die Aktie. Namhafte Banken nennen nunmehr Kursziele von zwei Euro je Aktie. Dem stets gut gelaunten Firmenchef Joachim Hunold dürfte sein Strahlen inzwischen glatt verflogen sein. Air Berlin ist ein knallharter Sanierungsfall! Das Unternehmen muss dringend den Kosten den Schwanz abschneiden, um nicht geradeaus in die Pleite zu fliegen. Michael O`Leary, Chef von Ryanair, äußerte sich bereits in diese Richtung. „Air Berlin ist verloren. Das ist eine Airline mit hohen Kosten, die Geld verliert.“ Der amüsante Lenker von Ryanair erwartet eine Pleitewelle, wenn sich der Ölpreis pro Barrel weiterhin auf über 120 Dollar hält. Ganz unrecht hat O`Leary nicht. Zumindest was die hohen Kosten des Berliner Unternehmens angeht. Eine Pleite von Deutschlands zweitgrößter Fluglinie erwarten wir nicht. Das Streckennetz inklusive der Infrastruktur ist für einen potenziellen Käufer oder auch Wettbewerber schlicht zu wertvoll. Fraglich ist nur, zu welchem Preis die Fluglinie reif für eine Übernahme geschossen wird. Aus eigener Kraft oder ohne weitere Zufuhr von Kapital, wird es das Unternehmen aber schwer haben zu überleben. Bereits im ersten Quartal hat Kapitän Hunold rund 60 Millionen Euro durch den Schornstein gejagt. Beim EBIT wurden knapp 68 Millionen Euro verballert. Noch im November 2007 hat der Vorstand ein EBIT zwischen 140 und 160 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Im März waren es nur noch 73 bis 120 Millionen Euro. Jetzt ist nur noch die Rede von einem positiven EBIT. Wir gehen davon aus, dass auch daraus nichts wird und Air Berlin in 2008 einen fetten Verlust einfliegt. Ganz bitter: Für 2009 hat Hunold lediglich einen geringen Teil der Treibstoffkosten abgesichert. Geht der Ölpreis weiter durch die Decke, würde dies die Schlinge um den Kopf des Unternehmens zuziehen. Per Ende März liegt der Buchwert der Firma bei 511 Millionen Euro. Der Börsenwert beträgt aktuell lediglich 250 Millionen Euro. Wir schließen allerdings nicht aus, dass auf der Aktiva Abschreibungen erfolgen, die den Buchwert drücken. Vergessen sollte Hunold ganz schnell den Kauf von Condor. Er soll erst einmal seinen eigenen Laden sanieren und auf Kurs bringen anstatt schon wieder eine Firma zu übernehmen. Zudem bezweifeln wir, dass Air Berlin den Kauf von Condor überhaupt finanziell noch stemmen kann. Die Aktie von Air Berlin ist wegen der hohen Volatilität sehr spannend für Zocker. Investoren, wie der schwerreiche Russe Leonard Blavatnik, der knapp 20 Prozent an Air Berlin hält, sollte sich allerdings hinter das Management mit der Kalaschnikow stellen, damit der Vorstand spurt. Wundern würde uns auch nicht, wenn gar Hunold selbst oder zumindest sein CFO Ulf Hüttmeyer für das Desaster büßen und vor die Tür gesetzt werden. Air Berlin braucht im Vorstand einen Sanierungsexperten, dafür ist weder Hunold noch Hüttmeyer bekannt. Konservative Anleger setzen lieber auf die Aktie von Lufthansa. Wer das Risiko nicht scheut, setzt sich mit Milliardär Blavatnik in ein Boot und kauft ein paar Air Berlin-Aktien und hofft auf eine Übernahme. Ein enger Stoppkurs sollte selbstverständlich sein. Viele Grüße www.tradecentre.de
@ ad-hoc-news.de | 01.07.08 14:27 Uhr