Escada, Wasser

Escada: Was tun?

Escada: Was tun?. Escada steht das Wasser bis zum Hals

30 Jahre nach der Gründung steht einer der größten Damenmodehersteller Deutschlands vor dem Aus. Jedenfalls wenn kein frisches Geld nachgeschossen wird. Im Jahresbericht weisen selbst die Wirtschaftsprüfer auf die bedrohliche Lage des Unternehmens hin. Escada (DE0005692107) hat im Wirtschaftsjahr 2007/2008 per Ende Oktober 70 Millionen Euro durch den Schornstein gejagt und kämpft ums Überleben. Auch das Startquartal des Jahres 2008/2009 ist von Verlusten geprägt. Der Fehlbetrag lag in den ersten drei Monaten bei 6,3 Millionen Euro. Um den Fortbestand von Escada zu sichern, braucht der Konzern bis Ende Oktober 30 Millionen Euro frisches Kapital, teilte der noch amtierende Finanzvorstand Markus Schürholz anlässlich unseres Besuchs auf der Bilanzpressekonferenz in Aschheim mit. Eine Situation, die sich wohl selbst der erfolgsverwöhnte Bruno Sälzer, Vorstandschef bei Escada, bei seinem Amtsantritt im letzten Jahr nicht so dramatisch vorgestellt hat. Jammern hilft aber nichts. Sälzer muss die Suppe auslöffeln, die ehemalige Manager schlicht verbockt haben. Die Vorgänger haben den Laden mehr nach Farben und Schnitten der nächsten Kollektionen orientiert und die Firma nach Lust und Laune geführt. Der drahtige Sälzer wird bei der aus der Mode gekommenen Firma keinen Stein auf dem anderen lassen. Die Firma ist ein harter Sanierungsfall und benötigt ein neues Profil – und das möglichst schnell. Der zähe Läufer will das Unternehmen unter anderem durch eine Verkleinerung der Kollektionen und einem drastischen Sparkurs wieder auf Kurs bringen. "Wir haben dringenden Handlungsbedarf in allen Bereichen der Firma“, beschreibt Sälzer die aktuelle Situation. Sein neues Team soll vom Einkauf über die Kollektionen bis zu den eigenen Läden alles auf Vordermann bringen. Der ehemalige Chefdesigner wurde bereits an die frische Luft gesetzt, wie auch ein Großteil des Managements. Unter dem Schlagwort „Operational Excellence“ bündelt Sälzer seine Restrukturierung, die helfen soll von den überdimensionierten operativen Kosten möglichst schnell runter zu kommen. Bereits bei seinem ehemaligen Arbeitgeber in Metzingen hat der Karatekämpfer den Prozessabläufen, mit der Einführung einer neuen ERP-Software und einfacheren Strukturen, Beine gemacht. Auf unsere Nachfrage, gibt der gebürtige Schwabe ein Einsparungspotential im zweistelligen Millionenbereich als mittelfristige Zielgröße an. Trennen will sich Sälzer von der wenig lukrativen Tochter Primera, die im mittleren bis gehobenen Preissegment und vornehmlich in Deutschland aktiv ist. Wie uns Neu-CFO Michael Börnicke am Rande der Bilanzpressekonferenz mitteilt, sind angeblich genug Interessenten da, so dass der Verkauf in den „nächsten Monaten“ über die Bühne gehen sollte. Fakt ist: In der jetzigen Zeit werden sicher keine Höchstpreise zu erzielen sein. Des Weiteren soll der Hauptversammlung am 28. April eine Herabsetzung des Grundkapitals vorgeschlagen werden, um damit auch die Voraussetzungen für die Ausgabe neuer Aktien zu schaffen. Eine Insolvenz schließt der Vorstand auf direkte Nachfrage nicht aus. "Es ist immer dann zu Ende, wenn kein Geld mehr da ist", bekennt CFO Schürholz trocken. Ob die Kapitalerhöhung alleine durch die schwerreiche Herz-Familie getragen wird, wollte der Vorstand auf Nachfrage von TradeCentre nicht bestätigen. Ohne Herz wird es aber sicherlich schwer werden, das Geld komplett einzusammeln. Um Großaktionär Rustam Aksenenko ist es erstaunlich ruhig geworden. Und auch „noch“-Großaktionär Wolfgang Ley, ehemaliger Gründer und CEO von Escada, wird wohl kaum neues Kapital nachschießen. Ley hat angeblich selbst größeren Kapitalbedarf, nachdem sein jüngster Ausflug in die Selbständigkeit nach nur kurzer Zeit in der Insolvenz endete. Escada ist auf aktuellem Kursniveau lediglich ein El Dorado für Zocker. Die Kapitalmaßnahme wird die Altaktionäre erheblich verwässern. Zudem folgt bereits spätestens in drei Jahren ein weiteres Problem. Eine Anleihe im Volumen von fast 200 Millionen Euro wird fällig. Aus operativen Erträgen wird dieses Papier kaum zurückzuzahlen sein. Summa summarum ist davon auszugehen, dass die Brüder Wolfgang und Michael Herz noch mal tief in die Tasche greifen und die überlebensnotwendige Kapitalerhöhung zur Not auch alleine zeichnen. Für die Aktie wäre dies ein Befreiungsschlag. Sälzer braucht neben viel Glück auch Herz. Bevor die Kapitalmaßnahme nicht unter Dach und Fach ist, sehen wir bei dem Papier keinen Handlungsbedarf. Es gibt derzeit schlicht bessere Investments mit deutlich besserem Chance- Risiko Profil. Viele Grüße www.tradecentre.de
@ ad-hoc-news.de | 15.04.09 02:01 Uhr