Biogas-Aktie, Envitec

Envitec Biogas: Gut ist nicht gut genug!

Biogas-Aktie kaufen?

In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres verzeichnete der Biogas-Anlagenbauer einen Umsatz von 65,6 Millionen Euro. Über 90 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Das EBIT kletterte im selben Zeitraum um knapp 50 Prozent auf 11,3 Millionen Euro. Die Marge von 17,2 Prozent ist knackig. Das EBT lag bei 11,5 Millionen Euro und das Nettoergebnis erreichte im ersten Halbjahr mehr als sieben Millionen Euro. Die Zahlen sind OK. Auf den ersten Blick ist auch der Ausblick für das Gesamtjahr nicht von Pappe. Der Umsatz soll sich um 60 Prozent auf 160 Millionen Euro erhöhen. Beim EBT wird ein strammer Zuwachs auf mehr als 27,5 Millionen Euro erwartet. Unterstellen wir eine Steuerquote von 38 Prozent, müsste am Jahresende ein Profit von 17 Millionen Euro in der Kasse klingeln. Das Problem des Ausblicks und auch der Grund für den Kurssturz von fast 30 Prozent in der Spitze nach Veröffentlichung der Halbjahreszahlen war, dass die Erwartungen der Börse schlicht höher waren. Die Umsatzschätzung lag im Rahmen der Erwartungen der Analysten von Dresdner Kleinwort. Das EBT wurde von dieser Seite aus jedoch für 2007 bei mehr als 31 Millionen Euro erwartet. Da die im niedersächsischen Lohne Gesellschaft erst im Juli an die Börse ging, hätte Vorstandschef Olaf von Lehmden die Erwartungen eben nicht zu hoch schrauben sollen und die Analysten der Dresdner Kleinwort, die das Unternehmen an die Börse begleitet haben, etwas bremsen müssen. Die Schätzungen der Berenberg Bank für das Gesamtjahr wird Envitec Biogas (DE000A0MVLS8) hingegen bei weitem nicht erfüllen. Die als aggressiv geltende Bank hat ursprünglich Einnahmen von 175 Millionen Euro und ein EBT von 38 Millionen Euro für dieses Jahr erwartet. Nach einer Telefonkonferenz am Tage der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen hat sich die Dynamik des Kursverfalls sogar noch beschleunigt. Dresdner Kleinwort hat für das Jahr 2008 einen Umsatzsprung auf mehr als 266 Millionen Euro einkalkuliert. Die EBT-Marge sollte sich auf mehr als 19 Prozent belaufen. Diese Erwartungen dürfte Envitec Biogas ebenfalls nicht erreichen, was in der Telefonkonferenz deutlich wurde und zumindest für zwei institutionelle Anleger Anlass war die Aktie zu verkaufen. In 2008 dürfte das Unternehmen lediglich 220 Millionen Euro Umsatz stemmen und eine EBT-Marge von 17 Prozent erzielen. Bei einer Steuerquote von circa 30 Prozent ist im nächsten Jahr ein Gewinn von über 26 Millionen Euro drin. Pro Aktie würde dies einem Profit von 1,75 Euro entsprechen. CEO von Lehmden betonte indes, dass das Unternehmen dem Markt konservative Prognosen an die Hand geben will. Bleibt zu hoffen, dass der Firmenchef sein Wort hält und er die reduzierten Erwartungen erfüllen kann. Den krassen Absturz der Aktie, das Papier wurde zu 47 Euro emittiert, stürzte jüngst auf 24 Euro, nutzte das Management für Rückkäufe aus der eigenen Tasche. Von Lehmden und sein CTO Kunibert Ruhe orderten Aktien im Wert von rund 2,5 Millionen Euro. Allerdings haben die beiden noch vor rund zwei Monaten einen Teil ihrer Aktien zu 47 Euro verkauft und daraus knapp 70 Millionen Euro ins Trockene gebracht. Ein bisserl mehr hätte es sodann beim Rückkauf schon sein dürfen. Goldig finden wir, dass CFO Jörg Fischer bei einem geschätzten Jahresgehalt von 150.000 bis 250.000 Euro ebenfalls Aktien gekauft hat. Ihm war sein Investment in seinen Arbeitgeber bei einem Kurs von 24,35 Euro allerdings nur 400 Stücke wert. Gegenwert: Knapp 10.000 Euro. Nach den Halbjahreszahlen tourte das Management durch Europa. In Deutschland kam das Unternehmen bei Investoren nicht sonderlich gut an. Lag wohl daran, dass die besuchten Investoren, die die Aktie zu 47 Euro gezeichnet hatten, keine große Lust auf das Management hatten. Im Ausland hingegen kam das Management besser an. Investoren aus dem Ausland bemängelten bei der Firma lediglich schlechte Kommunikations- und Präsentationspolitik. Das sollte zu ändern sein. Eventuell sollte die PR/IR-Arbeit überprüft und forciert werden. Das Unternehmen wurde viel zu teuer an die Börse gebracht. Seit dem IPO vor rund zwei Monaten hat Envitec Biogas fast 50 Prozent an Wert verloren. Der Börsenwert liegt aktuell aber immer noch bei 400 Millionen Euro, was noch sehr üppig ist. Enttäuschen darf CEO von Lehmden bei dieser Bewertung nicht mehr. Sonst kann er seine Aktie bald bei 15 Euro kaufen. Investoren sollten sich mit dem Maschinengewehr hinter das Management stellen, dass der Laden läuft und Envitec Biogas operativ Gas gibt. Zudem bleibt zu hoffen, dass CTO Kunibert Ruhe kein schlechtes Omen für das Unternehmen ist. Als Geschäftsführer der Envitec Umweltsysteme Beteiligungs GmbH, Komplementärin der Envitec-Mall Umweltsysteme GmbH, hat er die Firma an die Wand gefahren und ein Insolvenzverfahren wurde eröffnet. Mangels Masse wurde die Eröffnung der Insolvenzverfahrens über das Vermögen jedoch abgelehnt. Das Unternehmen ist in einer aussichtsreichen Branche tätig. Aufgrund der nach wie vor hohen Bewertung ist die Aktie jedoch derzeit nur für Trader interessant.
@ ad-hoc-news.de | 21.09.07 02:17 Uhr