Biotest

Biotest: Was tun?

Biotest: Was tun?. Biotest hat an Glanz verloren

Gregor Schulz, Vorstandschef der Biotest AG (DE000522720), feierte sich anlässlich der Veröffentlichung des Zahlenwerkes für 2008. Die Einnahmen expandierten akquisitionsbedingt um gut 30 Prozent auf 423 Millionen Euro. Das EBIT verbesserte sich um 44,4 Prozent auf 55,6 Millionen Euro. Netto klingelte in der Kasse ein Gewinn von mehr als 25 Millionen Euro oder 2,17 Euro je Aktie. In der Summe sind die Zahlen ordentlich ausgefallen. Während sich das Management über das „hervorragende EBIT“ freute, ist bei den Investoren der Aktie längst Ernüchterung eingekehrt. Die Aktie hat sich vom Hoch mehr als halbiert und ist vor allem in den letzten Wochen, also vor der Veröffentlichung der Zahlen, drastisch im Wert gefallen. Grund ist hierfür nicht das solide Pharmageschäft und die Zahlen der Firma, sondern der Ausblick im Segment Biotherapeutika. Hier ist Biotest quasi eine Forscherbude. CEO Schulz sucht bei der Medikamentenentwicklung nach der Nadel im Heuhaufen. Hoffnungsträger von Schulz ist der Wirkstoff BT-061 unter anderem in der Indikation Rheumatoide Arthritis. Laut einer ersten Analyse aus einer Phase IIa-Studie deuten die Daten auf eine gute Wirksamkeit. Das ist schön. Allerdings kann das ganze Programm noch immer scheitern. Nach Angaben des Managements sollen auf Basis dieser Daten sowie bereits länger vorliegender Daten in der Indikation Psoriasis Verhandlungen mit potenziellen Lizenz- und Co-Marketingpartner aufgenommen werden. Mit einem Abschluss ist noch im laufenden Jahr zu rechnen. Allerdings wohl eher gegen Ende dieses Jahres. Hier hatten einige Marktteilnehmer wohl schon eher im ersten oder zweiten Quartal dieses Jahres mit einer entsprechenden Verpartnerung gerechnet. Da sich die Studien in IIa bezüglich Rheumatoide Arthritis bis zur Vollendung bis ins Jahr 2010 hineinziehen und die Studien dann erst ausgewertet werden können, erscheint es uns ohnehin rätselhaft wie ein Partner noch in 2009 gewonnen werden soll. Potenzielle Pharmafirmen dürften diese Daten erst abwarten wollen, bevor sie sich auf einen millionenschweren Deal einlassen. Auf einen positiven Newsflow aus der Forschungsabteilung werden sich Investoren wohl länger als erwartet gedulden müssen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Schulz ein Umsatzplus von zehn Prozent. Das EBIT soll allerdings nur auf dem Niveau des Vorjahres gehalten werden. Von Margensteigerungen kann also keine Rede sein, die ursprünglich in Aussicht gestellt wurden. Auch zeigte sich das Management eher vorsichtig bezüglich der weiteren Einschätzung im Kerngeschäft. Im November hingegen strotzte das Unternehmen noch vor Optimismus. Zudem soll in diesem Jahr weiter massiv investiert werden. Hinzukommen noch Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Knackige Free Cashflows hat Biotest weder im Jahr 2008 erzielt noch werden diese in 2009 sprudeln. Nach jahrelanger Investitionsphase sollte die Scheune so langsam auch Free Cashflows einfahren. Die Bankschulden von fast 200 Millionen Euro sind zudem recht hoch, was entsprechende Cashflows erfordert, um diese zu reduzieren. Unser Altfavorit und Musterdepotwert hat an Glanz verloren. Übrigens ist auch der Versuch des Großaktionärs, die Anteile in Bargeld zu versilbern, grandios gescheitert. Erst wurde dieser vollmundig angekündigt. Nunmehr werden aber gar keine Verkaufsgespräche mehr geführt. Wie wir aus gut informierten Kreisen hören, war noch nicht einmal der Preis entscheidend. Es soll sich schlicht kein Käufer gefunden haben, der sich für Biotest ernsthaft interessiert hat. Angesichts der Verschiebung der Zeitschiene im Biobereich um etwa ein Jahr nach hinten auch kein Wunder. Mit einem Börsenwert von 330 Millionen Euro und einem Enterprise Value von mehr als einer halben Milliarde Euro ist Biotest mit dem Kerngeschäft, dass sich nunmehr abschwächen könnte, schlicht gut bezahlt. Der „Mehrpreis“, den Investoren bisher bereit waren zu bezahlen, lag in erster Linie auf dem Bereich der Forschungspipeline. Dies hat sich zumindest zeitlich eingetrübt, was Anleger aus dem Papier trieb. Da helfen auch die Käufe des Vorstands wenig. Schulz kaufte Anfang Februar sage und schreibe 500 Stücke und CFO Michael Ramroth ganze 1000 Stücke. Angesichts guter Gehälter sind Käufe von Vorständen im Bereich von Peanuts eher lächerlich und sollten gar nicht erst durchgeführt werden. Entweder der Vorstand kauft im Bereich von mindestens Hundert Tausend Euro. Oder er lässt es ganz bleiben. Nach dem drastischen Kursturz ist die Aktie allerdings auch nicht uninteressant und hat viel Negatives eingepreist. Allenfalls unter Trading-Aspekten ist die Aktie bei Kursen unter 25 Euro interessant. Viele Grüße www.tradecentre.de
@ ad-hoc-news.de | 19.03.09 12:16 Uhr