Entwickelt, Nasdaq

Am Wochenende scheiterte das Übernahmeangebot des Nasdaq für die LSE.

Entwickelt die Nasdaq nun Begehrlichkeiten für Plus Markets?

Centurion Infodienst Anlagebericht Februar 2007 3. Jahrgang Ein gelungener gelungener Start ins neue Jahr Lieber Investor, mitunter ist an der Börse schlicht ein bisschen Geduld notwendig. Nachdem die Kurse verschiedener Positionen unseres UP Centurion-Fonds im Jahr 2006 teilweise kaum von der Stelle kamen, haben wir bei einzelnen Positionen seit Jahresbeginn ein regelrechtes Kursfeuerwerk erlebt. Sie können sich nach nur sechs Wochen im laufenden Jahr bereits über einen Anstieg Ihres Fondskurses um über 6,5 Prozent freuen. Es zeigt sich einmal mehr, dass man als Börsianer mitunter auch einfach mal einiges Standvermögen mitbringen sollte. Denn an der Börse ist niemand vor einer gelegentlichen Durststrecke gefreit. Übereilt auszusteigen, weil sich die Kurse einmal nicht sofort wie gewünscht entwickeln, ist langfristig die weniger gute Variante. Wenn man von seinem Investment fundamental überzeugt ist, sollte man in solchen Situationen schlicht Sitzfleisch beweisen. Plus Markets: In der Krise die Flucht nach vorne angetreten Auch für die kommenden Wochen erwarten wir spannende Entwicklungen bei unseren Fondspositionen. Ein Unternehmen, das es dabei vielleicht sogar bis auf die Titelseiten großer Zeitungen schaffen könnte, ist die englische Plus Markets Group plc. Dies wäre bemerkenswert, hat von dieser Gesellschaft bislang doch selbst in England kaum jemand etwas gehört. Wer sich von Ihnen schon länger mit deutschen Nebenwerten beschäftigt, wird irgendwann einmal über Gesellschaften wie AHAG, Valora oder Schnigge gestolpert sein. Diese drei Gesellschaften hatten sich Ende der 1990er Jahre auf den Handel von Aktien spezialisiert, die an keiner Börse notiert waren. Sie stellten interessierten Anlegern eine Plattform zur Verfügung, auf der für nicht börsennotierte Aktien ein Kurs festgestellt und ein Handel organisiert wurde. Quasi ein Alternativmarkt für Aktien, die bis dahin nur privat gehandelt wurden. Plus Market – damals noch unter Ofex (wie „off exchange“ oder übersetzt „außerbörslich“) firmierend – war praktisch das englische Pendant zu AHAG, Valora oder Schnigge. Mit dem Zusammenbruch der Emissionswelle der späten 1990er Jahre gerieten diese außerbörslichen Handelsplattformen in eine tiefe Krise. Wie bei den deutschen Anbietern gingen auch die Aktionäre von Ofex durch ein tiefes Tal der Tränen. So sackte der Kurs der damaligen Ofex-Aktie um über 90 Prozent ab, von 0,40 GBP auf zum Schluss nur noch 0,05 GBP. Einige Marktbeobachter sahen bereits den Pleitegeier über der Gesellschaft kreisen. Anstatt sich jedoch in eine immer kleiner werdende Nische im Bereich vorbörslicher Aktien zurückzuziehen, entschieden sich die Verantwortlichen damals zur Flucht nach vorne. Das neue Ziel war, Plus Market zu einer Handelsplattform auszubauen, die nicht nur offiziell als Börse anerkannt ist, sondern auch das Potenzial hat, der alteingesessenen London Stock Exchange ernsthaft Konkurrenz zu machen. Seither wächst aus den Ruinen des gescheiterten Ofex-Marktes ein neues Unternehmen heran. Ein Unternehmen, das noch für einiges an Aufmerksamkeit sorgen dürfte. Kurzes Zeitfenster ermöglicht günstigen Einstieg Allein die Ankündigung der Neuausrichtung trieb den Aktienkurs der nunmehr in Plus Market umbenannten Gesellschaft im letzten Jahr kräftig in die Höhe. Die Aktie näherte sich zeitweise wieder ihrem alten Höchststand bei 0,40 GBP. Dass wir diese Aktie für den UP Centurion-Fonds nun doch noch einmal für unter 0,20 GBP kaufen konnten, ist einem glücklichen Umstand zu verdanken. Dieser dürfte sich schon bald als einer jener Glücksgriffe entpuppen, die einem nur ganz selten an der Börse gelingen. Auch wenn Timing – also die Bestimmung des besten Kauf- oder Verkaufszeitpunktes – an der Börse zu den schwierigsten Aufgaben zählen, wagen wir in diesem Fall die Prognose, dass es wohl kaum einen besseren Zeitpunkt zum Kaufen hätte geben können. Der wesentliche Grund für den Kursrücksetzer war nicht etwa eine negative Entwicklung im Unternehmen, sondern eine große Kapitalerhöhung. Die Gesellschaft nahm im Januar durch die Ausgabe einer sehr großen Zahl neuer Aktien erhebliches zusätzliches Eigenkapital auf. Im Rahmen dieser Maßnahmen hat sich die Zahl der ausstehenden Aktien gut verdoppelt. Dass eine derart große Kapitalerhöhung den Kurs belasten würde, war ganz klar. Ebenso klar war aber auch, dass die Gesellschaft nach der erfolgreichen Platzierung dank der erheblichen neuen Eigenmittel erst so richtig durchstarten würde. Der Überhang an Aktien sollte nach der Platzierung der jungen Stücke schnell Vergangenheit sein. Wie der Kursverlauf zeigt, ist diese Maßnahme mittlerweile an der Börse „gut verdaut“ – und das Unternehmen hat nun eine volle Kasse, um die Expansionspläne umsetzen zu können. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, was den Kurs der Plus Market-Aktie in den nächsten Monaten nach oben treiben dürfte. Drei neue Köpfe bringen Expertise und Kontakte mit Als wesentlicher Erfolgsfaktor dürfte sich für Plus Market schon bald eine Erweiterung des Managements erweisen. So konnte das Unternehmen neben dem erfolgreichen Abschluss der Kapitalerhöhung eine Erweiterung des Aufsichtsrates melden. Die neuen Aufsichtsratmitglieder sind denkbar hochkarätig, und ihre Vergangenheit liefert so einige Hinweise auf die wahrscheinliche Zukunft des Unternehmens. Kurz gefasst, haben die neu an Bord genommenen Herren reichlich Erfahrung, wenn es darum geht, eine Börse auf- oder auszubauen. Neuer Finanzvorstand des Unternehmens ist Brian Taylor. Er kommt von der Beratungsgesellschaft BTA Consulting, die zahlreiche internationale Börsen als Beratungskunde vorweisen kann. Taylor hat dabei unter anderem folgende Unternehmen beraten bzw. zeitweise Managementfunktionen innerhalb der Unternehmen übernommen: Liffe, Borsa Italiana, Bombay Stock Exchange, OTC Exchange of India und die Bahamas International Securities Exchange. Neben Taylor ist Giles Varday zu Plus Markets hinzugestoßen. Vardey hat 25 Jahre Erfahrung im Finanzsektor. Zwischen 1992 und 1997 war er im Aufsichtsrat der London Stock Exchange. Dort hatte er seinerzeit auch mitgeholfen, das elektronische Handelssystem SETS und den mittlerweile zum riesigen Erfolg gewordenen Alternative Investment Market (AIM) einzuführen. Dritter Neuzugang im Plus Market-Team ist der 63-jährige Ian Salter. Salter war in den Jahren 1990 bis 2004 stellvertretender Aufsichtsratvorsitzender bei der London Stock Exchange. Es gibt wenige Leute, die einen noch tieferen und weiter zurückreichenden Einblick in die Erfolgsstory der Londoner Börse haben als Salter. Er ist daneben Mitglied im Finanzausschuss des „City Take Over-Panels“, der Kontrollbehörde für Übernahmen im Vereinigten Königreich. Außerdem war er Mitglied des „UK Listing Authority Advisory Committees“, einem Beratungsstab für Neuemissionen an der Londoner Börse. Ganz klar, unter dem Dach der ehemaligen Ofex haben sich mehrere derjenigen Leute versammelt, die in den letzten zehn Jahren die London Stock Exchange erst so richtig zum Erfolg geführt hatten. Frontalangriff auf die LSE nach Erhalt des Börsenstatus Die nächsten Schritte bei Plus Market sind bereits vorgezeichnet. So erwartet das Unternehmen schon im zweiten Quartal den juristischen Status einer anerkannten Börse zu erhalten (der so genannte „RIE“-Status oder „recognised investment exchange“). Ist dieser Status erreicht, wird Plus Market rein rechtlich der großen London Stock Exchange gleichgestellt sein. Damit streift das Unternehmen endgültig die Vergangenheit als inoffizielle Handelsplattform ab. Der Erhalt des Börsenstatus wird denn auch der Startschuss sein für einen Frontalangriff auf die angestaubte London Stock Exchange. Spätestens im November wird es mit dem Inkrafttreten der europäischen MiFIDRichtlinie Ernst werden für die LSE. So ist ein entscheidendes Element dieser Richtlinie der „Best Execution“-Grundsatz. Diesem Grundsatz zufolge müssen Banken und Broker künftig ihren Kunden die „bestmöglichste“ Ausführung bei Wertpapieraufträgen garantieren. Plus Markets ist schon heute überzeugt davon, aufgrund einer überlegenen Handelsplattform deutlich effektivere Geld- und Briefkurse bei Aktien bieten zu können als die große Konkurrentin LSE. Zuletzt wanderte denn auch schon kräftig Handelsvolumen auf die Handelsplattform von Plus Market ab. Obgleich die Neuausrichtung von Plus Markets noch im frühen Stadium ist, sind bereits erste Erfolge sichtbar. Wäre dies nicht der Fall, hätten sich auch kaum die notwendigen Investoren gefunden, um im Rahmen der letzten Kapitalerhöhung junge Aktien im Volumen von immerhin fast 40 Mio. Euro zu plazieren. Macht sich Plus Markets durch den eigenen Erfolg zum Übernahmeziel? Ob der UP Centurion-Fonds am Ende des laufenden Jahres noch in Plus Markets-Aktien investiert sein wird, bleibt abzuwarten. Wir halten es nämlich seit dem letzten Wochenende für nicht unwahrscheinlich, dass schon in allernächster Zeit ein Übernahmeangebot für Plus Markets abgegeben wird. Die internationale Börsenkonsolidierung ist weiterhin in vollem im Gange. Allein die London Stock Exchange hat in den letzten Monaten drei Übernahmeangebote abgewehrt. Nachdem sich zuvor die Deutsche Börse und die australische Macquarie-Bank die Zähne ausgebissen hatten, hat nun am Wochenende auch die amerikanische Technologiebörse Nasdaq ihr Übernahmeangebot für die LSE als gescheitert erklärt. Zumindest vorerst, denn die Nasdaq könnte gemäß den britischen Übernahmeregeln in zwölf Monaten einen neuen Anlauf starten. Mit dem gescheiterten Übernahmeangebot für die LSE könnte die Nasdaq nun Appetit auf Plus Markets entwickeln. Dies wäre neben der LSE die einzige Möglichkeit, sich eine vollwertige Börse mit Sitz im Finanzzentrum London zu sichern. Auch von den Größenverhältnissen her wäre Plus Markets wesentlich einfacher zu schlucken als die große LSE. Das letzte Übernahmeangebot hat die LSE mit etwa 2,7 Mrd. Pfund bewertet. Plus Markets dagegen bringt derzeit gerade einmal 65 Mio. Pfund auf die Börsenwaage. Allein diese Größenverhältnisse zeigen, wie leicht ein vormaliger LSE-Interessent den aufstrebenden Konkurrenten übernehmen könnte. Wird sich die Nasdaq nach der misslungenen LSE-Übernahme nun den Plus Market als Trostpreis einverleiben? Es verwundert jedenfalls nicht, dass bereits am Wochenende in der Presse spekuliert wurde, die Nasdaq könne ein Auge auf Plus Markets werfen. Zu Kursen um 0,20 GBP herum wäre eine Übernahme aber undenkbar. Nachdem sich der Kurse der LSE in den letzten drei Jahren vervierfacht hat, werden auch die Aktionäre von Plus Markets erst bei einem weitaus höheren Kurs zur Abgabe bereit sein. Die Aktie ist denn auch gerade dabei, aus einem längeren Abwärtstrend auszubrechen. Diese Fondsposition dürfte uns in den kommenden Monaten noch einiges an Freude bereiten. Mit freundlichen Grüßen Swen Lorenz
@ ad-hoc-news.de | 13.02.07 08:35 Uhr