Wall, Street

Wall Street vor Crash?

+++Drastische Zinssenkung zu erwarten+++Bankenpleiten können Crash auslösen+++++Ostbörsen werden in Sippenhaft genommen+++

Aufgrund schlechter Arbeitsmarktdaten und Rezessionsängsten brach die Wall Street am Freitag auf ein neues Jahrestief ein. Der Dow Jones Industrial Index schloss am 7. März unter der charttechnisch bedeutsamen 12.000-er Marke und der S&P-Index unter 1300 Indexpunkte, was nichts Gutes für die kommende Woche befürchten lässt. Der Dow Jones schloss bei 11893 Indexpunkten und der S&P bei 1293 Indexpunkten im Tief. Damit haben beide Indices, auf die die ganze Welt im Moment fokussiert ist, eine kritische Marke leicht, aber noch nicht nachhaltig unterschritten. Aber auch der Nikkei-Index ist unter 13.000 Indexpunkten crashgefährdet, da auch Japan aufgrund der Exportabhängigkeit in eine Rezession kommen könnte, falls die USA in eine Rezession kommen sollte. Der Nikkei-Index brach am 7. März mit einem Minus von 3,27% ein und schloss bei 11.893 Indexpunkten. Am Montag dürfte der Nikkei-Index aufgrund der schwachen Wall Street-Vorgabe noch mehr in Knie gehen, da die Japaner besonders sensibel auf Wall-Street-Daten reagieren. Auch ein Mini Crash ist durch Panikverkäufe (diesmal sogar ohne die Societe General als angeblicher Auslöser des letzten Mini-Crashs in Europa) und damit ein Testen der Januartiefs in der nächsten Woche an Europa-Börsen möglich. Das Hauptübel liegt im Bankensektor, wobei Versicherungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Wert der Banken hat sich schon auf um 1,9 Billion US-Dollar reduziert, obwohl der Abschreibungsbedarf „nur“ mit 600 Mrd. USD beziffert wird. Der Kapitalbedarf bei den Banken wird auf 150 Mrd. € geschätzt; zudem werden stille Reserven im Volumen von 80 Mrd. € angegriffen. Neben Banken sind dabei auch einige Versicherungen betroffen wie zuletzt AIG mit dem größten Quartalsverlust in ihrer Unternehmensgeschichte (real 3 Mrd. USD). Es verwundert nicht, dass auch die Ostbörsen wie schon im Januar mit in Sippenhaft genommen werden. Auch die russische Sberbank fiel wie ein Stein von 350 auf 230 €, obwohl sie von der Subprimekrise nur marginal betroffen ist und gute Quartalszahlen aufwies. In China gibt es ein weiteres Schreckgespenst und das heißt „Inflation“. Die chinesische Notenbank hat schon mehrfach die Mindestreservensätze bei den Banken erhöht, bisher ohne Erfolg. Weltweit erhöht sich im Moment die Inflation aufgrund der hohen Rohstoffpreise. Der CRB-Index jagt von einem Allzeit-Hoch zum nächsten, was nicht gerade auf eine Welt-Wirtschaftskrise hindeutet. Allerdings hat die USA strukturelle Verschuldungsprobleme Probleme im Finanzsektor, die sich nicht von heute auf morgen beheben lassen. Ich nehme aber an, dass sich das so genannte „Plunge Protection Team“, also die geheime Feuerwehr in den USA, die die USA vor Kurseinbrüchen bewahren soll, sich über das Wochenende selbst einiges einfallen lässt, um einen möglichen Crash an der Wall Street zu vermeiden. Hier ist erster Line „Helikopter-Ben“ gefragt, der schon am Freitag infolge der schlechten Arbeitsmarktdaten 100 Mrd. USD (!!) in den Bankenmarkt geschwemmt hat, um eine Liquiditätskrise zu vermeiden. Zudem könnte es in der nächsten Woche, - vielleicht schon am Monatag - zu einer außerordentlichen Zinssenkung zur Beruhigung der hypernervösen Finanzmärkte kommen. In jedem Fall wird mit einer starken Zinssenkung am 18. März gerechnet, vielleicht sogar um 75 Basispunkte. Buhman bleibt die EZB, die mehr auf die Inflation achtet und die Zinsen bei 4% konstant hält, was den Euro zu einem neuen Rekordhoch von 1,54 EUR/USD verhilft. Aber vielleicht lässt sie sich im April aufgrund der erkennbaren Notlage auch zu einer Zinssenkung hinreißen. Gold- und Silberpreise jagen ebenso von einem Rekordstand zum nächsten ebenso wie der Ölpreis mit 105 USD/Barrel, da offensichtlich die OPEC nicht zu einer Erhöhung der Ölfördermengen bereit ist - ein wahrhaft gefährliches Gemisch für die Weltbörsen! Eine Weltwirtschaftskrise wird es aber aufgrund des robusten Wachstums der Emerging Markets nicht geben. Bernanke hat in seinen letzten Reden immer wieder betont, dass eine Wachstumsförderung Vorrang hat vor einer Inflationsbekämpfung, da er genau weiß, dass aus einem Brand schnell ein Flächenbrand werden kann, wenn die Feuerwehr (Notenbank) nicht eingreift Er hat auf der anderen Seite aber auch angedeutet, dass durchaus mit Bankenpleiten in den USA zu rechnen ist. Die Hypothekenbankenkrise könnte sich weiter verschärfen. Auch die Monoliner, also die Bondsversicherer kommen trotz des künstlichen Rettungsakts unter Druck. Sicherlich können bzw. dürfen die US-Großbanken nicht pleite gehen, da dies für einen Kollaps der US-Wirtschaft sorgen würde; aber wenn kleine bis mittelgroße Banken (à la IKB) Pleite gehen, könnte dies ebenfalls aufgrund der Dominoeffekte zu Panikverkäufen an den Weltbörsen führen. Auch könnte es dann eine Pleitewelle bei Hedgefonds geben. Nach der Subprime-Krise könnte es in einigen Monaten zudem eine Kreditkartenkrise geben, wenn sich die Arbeitslosenzahlen in den USA stark erhöhen. Wenn die Zahl der Arbeitslosen 400.000 im Monat übersteigt, wird ebenfalls eine kritische Marke überschritten, die sich negativ auf alle Weltbörsen auswirken könnte. Denn je mehr Arbeitslose, desto mehr Konsumentenkredite werden notleidend. Auch dies gilt es in Zukunft sorgsam zu beobachten. Auch der schwache US-Dollar ist ein Zeichen für den Vertrauensverlust. Der Dollar könnte sich im Wege der nächsten Zinssenkung sogar auf 1,60 USD/EUR abschwächen. Irgendwann ist an auch die Schmerzgrenze für deutsche und asiatische Exporteure überschritten. Noch gefährlicher ist es aber, dass der Dollar zum Yen im Moment enorm an Wert verliert, weil sich durch die Yen-Stärke „Carry Trades“ auflösen, was dem Markt vor allem bei Hedgefonds wiederum Liquidität entzieht. Hier könnten sich demnächst ein neuer „Carry Trade“ ergeben. Kreditaufnahme in den USD. Die US-Anleihen ergeben in den USA im zweijährigen Bereich nur noch 1,5%. Die Realzinsen sind extrem negativ. Es lohnt sich also bei weiter fallenden Zinsen bald mehr die Kreditaufnahme in den USA als in Japan, zumal der Dollar immer schwächer wird. Hat sich die Finanzwelt darauf schon eingestellt? Durch die hohe Rohstoffpreise (Brentöl über 105 USD/Barrel) entsteht ein enormer Kostendruck für viele rohstoffabhängige Unternehmen, der sich erst in diesem Jahr so richtig in der G+V niederschlagen wird. Zudem erhöht sich Welt die Inflationsgefahr. Normalerweise müsste „Heliktopter-Ben“ die Zinsen in den USA jetzt anheben, er darf aber nicht. Die meisten osteuropäischen Notenbanken und auch die chinesischen Notenbank erhöhen jedoch die Zinsen, um die Inflation zu bekämpfen. Auf der anderen Seite hat sich die Unternehmensverschuldung in den letzten Jahren enorm vermindert, die Unternehmen sitzen auf hohen Cash-Beständen und viele Unternehmen werden in diesen Jahr Rekord-Dividenden ausschütten, die wiederum dem Aktienmarkt zugeführt werden. Zudem rechne ich mit einigen weiteren Mega-Merger - auch notgedrungen im Bankensektor. Bitte glauben Sie aber nicht an die gegenwärtig herumgereichten KGV-Schätzungen für 2008 (wie 13 beim Dow Jones und 6 bei den Banken im weltweiten Durchschnitt). Zum einen sind Durchschnittsbetrachtungen gefährlich, da in einigen Sektoren hohe Verluste und Insolvenzen in Betracht kommen. Zum anderen sind jetzt nur die liquiditätswirksamen Einahmen- und Ausgabeströme, also die Cash Flows, insbesondere im Bankensektor relevant. Wenn eine Bank Pleite geht und damit andere verbundene Banken zwingt, ihre Forderungen abzuschreiben, nützen historische Gewinne überhaupt nichts. Zudem wage ich zu bezweifeln, dass die amerikanischen Bilanzen „richtig“ sind. Im Gegenteil: sie sind in großen Umfang geschönt, was auch an der fragwürdigen Bilanzierungsmethode liegt. Auch in Deutschland wird es in Zukunft sehr hohe Good-will-Abschreibungen geben müssen, wenn Beteiligungen zu hoch eingekauft wurden. Die amerikanischen Großbanken wie Citibank und Merill Lynch wollen sich aus dem Subrprime-Bereich zurückziehen. Dies bedeutet aber auch, dass diesem empfindlichen Bereich weitere Liquidität entzogen wird. Der gesamte Abschreibungsbedarf wird mittlerweile auf 600 Mrd. USD geschätzt, wobei auch das noch geschönte Schätzungen sein könnten. Ich schätze den Abschreibungsbedarf auf 1 Billion US-Dollar. Etwa ein Drittel davon ist bisher erst abgeschrieben. Bei der Citibank wird jetzt ein erneuter Quartalsverlust von 12 Mrd. USD erwartet, nachdem zuvor ein Gewinn in Aussicht gestellt wurde. Wenn in dieser Phase, wo die Wall Street am „seidenen Faden“ hängt und crashgefährdet ist, eine kleine US-Bank pleite geht, könnte dies einen Crash an den Weltbörsen auslösen, weil die Short-Seller auf so eine Nachricht warten. Das PP-Team wird alles versuchen, um dies zu verhindern. So könnte es in der kommenden Woche wieder einmal einen Short-Squeeze geben. Letztendlich werden sich aber die wirtschaftlichen Dominanzfaktoren durchsetzen. Leider erfahren wir diese aber immer mit einem gewissen Time-Lag. Bernanke weiß sicherlich wesentlich mehr als wir; er darf aber nicht alles sagen. Genau so geht es den meisten Bankenvorständen jetzt. Insofern müssen wir jederzeit zur Unzeit mit weiteren Hiobsbotschaften – vor allem im Banken- und Immobiliensektor - rechnen. Falls es aber einen weiteren Mini-Crash an der Wall Street geben sollte, bestehen hernach wieder sehr gute Rebound-Chancen – vor allem in den Emerging Markets und auch an den Ostbörsen. Unter 11500 Indexpunkten beim Dow Jones droht sogar eine „Monsterwelle“. Der Anleger sollte in solchen unsicheren, unkalkulierbaren Zeiten mehr in Liquidität gehen, um auch die guten Reboundchancen hernach vollumfänglich nutze zu können. So stiegen zuletzt der von mir favorisierte Stahlwert Mechel (vorletzte „Aktie des Monats“ im EAST STOCK TRENDS) von 67 auf 91 € um über 35% - und das in diesen stürmischen Zeiten. Auch die auf russische Nebenwerte spezialisierte deutsche Beteiligungsgesellschaft KREMLIN AG mit Sitz in Hamburg erweist sich im Moment als „Fels in der Brandung“ und erreichte sogar gegen den fallenden Trend an den Weltbörsen einen neuen Jahreshöchstkurs. Die KREMLIN AG konnte den Nettogewinn im letzten Jahr von 1,1 auf 2,3 Mio. € mehr als verdoppeln. Insofern ist eine ansehnliche Dividende in diesem Jahr zu erwarten. Trotz der Kurssteigerung um über 20% in den letzten Wochen ist der Kurs immer noch weit unter dem Nettogegenwartswert (NAV) von zuletzt 4,8 €. Aussichtsreich sind auch weiterhin in Osteuropa aktive Öl-Juniors wie Dragon Oil oder Imperial Energy, die sich in einem negativen Umfeld auch sehr gut behaupten konnten. Auch osteuropäische Rohstoffwerte im Metallsektor sowie Goldwerte erscheinen weiterhin aussichtsreich. Einer der aussichtsreichsten Märkte ist jetzt Kasachstan. Auch Brasilien ist einer der wenigen Börsen, die in diesem Jahr ein kräftiges Plus erreichen konnte. Aber sind Sie in Brasilien investiert? Fazit: Die Wall Street hängt charttechnisch jetzt am berühmten seidnen Faden, der nicht reißen darf, da sonst die Weltbörsen mit Panikreaktionen wieder mit in Sippenhaft genommen werden. Auch die Institutionellen Anleger sind Lemminge, die blitzschnell Kasse machen, wenn es erforderlich wird. Der Privatanleger schaut dem nervösen Handel dann immer nur verwundert hinterher. Falls die Wall Street in der kommenden Woche neue Jahres-Tiefsstände erreichen sollte, gehen Sie auch an den Ostbörsen in Liquidität und/oder aber beachten knappe Stopp-loss-Marken, um hernach wieder guten Reboundchancen nutzen zu können. Cash bleibt jetzt King! Ein Positions-Trading ist allerdings nur mit liquiden Titeln wie Gazprom, Lukoil, CEZ etc machbar. Welche Aktien jetzt ver- und hernach gekauft werden sollten, können Sie der täglich aktualisierten Ostbörsen-Hotline 09001-861400-1 (1,86 €/Min) entnehmen. Diese volatilen Zeiten sind ein Eldorado für Trader und eine starke Nervenbelastung für Kostolany-Anhänger. Hinweise: Der Autor wird am 11.4.08 um 21.30 Uhr in der 3SATBörse ein Interview über das Baltikum geben. Am 10. März hat Herr Männicke in einem Interview mit Raimund Brichta in NTV/Telebörse (www.n-tv.de) um 19.00 Uhr schon Stellung zu den Chancen im Baltikum gegeben. Das letzte Interview des Autors über Russland im DAF können Sie sich runterladen unter www.anleger-fernsehen.de , dort unter der Rubrik Q&A Blue Chips vom Dienstag (4. März 2008). Melden Sie sich schon jetzt an für das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go east!“ am 22. April 2008 in Frankfurt/M (siehe www.eaststock.de) an, wo auch wieder das Szenario an den Weltbörsen für 2008 besprochen wird.
@ ad-hoc-news.de | 10.03.08 21:34 Uhr