Vorsicht, Russen

Vorsicht: die Russen kommen!

+++ Putin zeigt Interesse an EADS-Aktienpaket+++Tod des Zentralbankmitglieds Kozlov wirft Fragen auf+++Geldwäsche bei russischen Banken als Kavaliersdelikt+++deutsch-russische Kooperationen nehmen zu+++auf russische Flugzeug- und Helikopter-Hersteller achten+++

Was halten Sie von folgendem Szenario?: „In den 90-er Jahren schickte das reiche Deutschland massenweise Hilfspakete zur Linderung der Hungersnot nach Russland. In 20 Jahren schickt das reiche Russland massenweise Hilfspakte ins arme Deutschland. Deutsche studieren zunehmend in Moskau, um sich für einen Arbeitsplatz zu qualifizieren. Zwischenzeitlich erwirbt der russische Staat zunehmend Aktienpakete in Deutschland. Die Zukunft liegt in Russland!“ Dieses Zukunftsszenario mag übertrieben sein – aber in der Tendenz stimmen. Russland holt enorm auf. Deutschland ist zwar auch noch Exportweltmeister, hat aber im Inland eine Last zu tragen, die unseren Enkelkindern einen Berufsstart erschweren wird. Russland ist auf allen Ebenen fast total entschuldet und die realen Vermögen nehmen jedes Jahr um 10% zu. Russland hat auch nicht die Bürde der Sozialverpflichtungen (Renten, Gesundheitswesen) und erst recht nicht die Zinslast der Deutschen zu tragen. Deutschland hat hingegen enorme Zukunftslasten zu bewältigen wie die Sozialsysteme aufrecht zu erhalten (Gesundheit + Renten/Psensionsverpflichtungen) sowie die Verschuldung des Staates von über 1,5 Billionen Euro und die zunehmende Verschuldung der privaten Haushalte in den Griff zu bekommen. Schon ein Viertel des Bundeshaushalts macht die Zinslast aus (mit steigender Tendenz). Großstädte wie Berlin sind schon jetzt total überschuldet. Die Kassen sind leer. Der Handlungsspielraum in Deutschland wird daher immer enger, in Russland aufgrund der hohen Rohstoffpreise aber immer höher. Zudem ist zu erwarten, dass russische Unternehmen verstärkt als Käufer von Aktienpakten in Deutschland auftreten. So hat schon jetzt die Vneshtorbank (staatliche Außenhandelsbank) vor, den Anteil an EADS von 5 zunächst auf 10% und später auf 25% zu erhöhen, um und dann an OAK (Vereinigte Flugzeugbauwerke) weiterzureichen, was bei einigen deutschen und französischen Politikern die Alarmglocken läuten lässt. Für den 5%igen Anteil zahlt die Vneshtorbank etwa 1 Mrd USD. Der Kurs von EADS sprang daraufhin um 5% an. Die Vneshtorbank will zwar im nächsten Jahr ein IPO planen, gilt aber als der verlängerte Arm des Kremls. Allerdings wurde dieses Vorhaben der Erhöhung der Beteiligung an EADS bisher schlecht kommuniziert. Russland will die bisher zersplitterte Flugzeug- und Rüstungsindustrie unter dem Dach von OAK konzentrieren und EADS will sich möglicherweise nach der Fusion an OAK beteiligen. Die meisten regionalen Flugzeuggesellschaften sind notleidend und aufgrund der geringen Kapitalausstattung und veralteten Maschinen nicht überlebensfähig. Schon im Dezember 2005 beteiligte sich EADS mit 10% für 63,5 Mio. USD an dem russischen Kampfjet-Hersteller Irkut, damals noch unter kräftiger Mitwirkung von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder. Die deutsch-russischen Kooperationen sollen zunehmen. Die Flugzeuge sind in Russland im Durchschnitt sehr stark veraltet und müssen dringend modernisiert werden. Immer wieder stürzen kleinere Regional-Jets ab. Die größte russische Flugzeuggesellschaft Aeroflot, Marktführer bei Langstrecken, will in den nächsten Jahren 3 Mrd. USD für neue Maschinen ausgeben, wobei Boeing und Airbus um den Großauftrag buhlen. Irkut liebäugelt mit Airbus während der Hersteller von regionalen Jets Sukhoi sich von Boeing beraten lässt. Schon zuvor versuchte der russische Oligarch Oleg Deripaska den bayerischen Flugzeugbauer Fairchild Dornier zu übernehmen, was aber in Bayern auf wenig Gegenliebe stieß, da die Produktionsstätten nach Russland verlagert werden sollten. Das Aktienpaket ging an die Chinesen. Die Firma ist heute tot. Gazprom will verstärkt an den deutschen Endverbraucher im Gas- und Stromgeschäft heran, was auch nicht unbedingt in Deutschland auf Gegenliebe stößt. Zwischengeschoben wird bei M&A-Deals von Gazprom oft die Gazprombank, die ebenfalls ab 2007/8 ein IPO plant. Auf der anderen Seite ist bekannt, dass über russischen Banken Milliardenbeträge durch Geldwäscheaktivitäten auf Auslandskonten verschwinden, und früher oder später auch in Europa „reingewaschen“ werden sollen. Über 250 Mrd. USD sollen sich schon auf Auslandskonten befinden. Moskau hat schon 33 Milliardäre und über 100.000 Millionäre. Viele davon haben ihren Hauptwohnsitz vorsorglich mittlerweile in London und führen von dort aus die Geschäfte. Einige Hardliner, die gegen die Geldwäsche und Korruption in Russland ankämpfen, werden sprichwörtlich mundtot gemacht, - zur Not durch Mord wie jüngst das angesehene Zentralbankmitglied Andrei Kozlov, der einem Auftragsmord in Moskau zum Opfer fiel. Insofern bleibt Russland noch das Land der großen Gegensätze und auch des „Wildost-Kapitalismus“. Dennoch sollten Anleger einen Blick auf Aeroflot, Irkut und UTAir (Helikopterhersteller für die Öl-Industrie) werfen, zumal die Vorzeige-Unternehmen der russischen Flugzeug- und Rüstungsindustrie Rekordgewinne ausweisen und ambitionierte Pläne haben. Welche genau, werden sie uns wohl nicht so schnell verraten, da alles „top secret“ ist und vieles vom Kreml aus gesteuert wird…! Hinweis: Am 13. Oktober 2006 wird der Autor Andreas Männicke im Rahmen der Börsen-Seminarreihe von Trading-house.net einen Vortrag in Frankfurt/M über die „Handelsmöglichkeiten in Osteuropa“ halten. Rechtzeitige Anmeldung ist unter www.trading-house.net aufgrund der begrenzten Plätze zu empfehlen. Das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go East!“ wird am 18. Oktober in Frankfurt/M um 17.30 Uhr stattfinden. Infos und Anmeldung unter www.eaststock.de
@ ad-hoc-news.de | 15.09.06 12:57 Uhr