Ostbörsen, Risiken

Ostbörsen volatil, aber weiterhin lukrativ

+++Externe Risiken belasten+++Jahresendrallye möglich+++ Kursverdoppelungen in Ukraine, Montenegro, Mazedononien+++

Die Warschauer Börse musste am 10. November einen Kursverlust von 10% hinnehmen, nachdem sie noch eine Woche zuvor ein neues Allzeithoch markierte. Dies zeigt schon wie nervös die Anleger auf die schwelende Bankenkrise in den USA reagieren, wo ein Chef nach dem anderen aufgrund des enormen Abschreibungsbedarfs den Hut nehmen muss. Der US-Hypothekenfinanzierer Freddie Mac meldet einen Abschreibungsbedarf von 8 Mrd. US-Dollar. Auch die WestLB muss bei dem Abschreibungsbedarf wohl nach oben „nachbessern“. Russland sorgt mit seinen zerbrochenen Tankern für eines der größten Umweltkatastrophen in der Ukraine: die Strände der schönen Krim sind mit Öl verklebt. Hier wie dort ist man auf Ursachenforschung für die gemachten Fehler. Dies sind sicherlich keine guten Vorzeichen für eine Jahresendrallye, zumal auf der ganzen Welt das „Inflationsgespenst“ umgeht. Am 2. Dezember schaut die Welt wieder auf Moskau, wobei der Ausgang der Parlamentswahlen eine ausgemachte Sache für die kremlnahe Partei „Geeintes Russland“ zu sein scheint – ebenso wie die angekündigten Präsidentschaftsneuwahlen in Pakistan und in Georgien im Januar. Diese Wahlen sind geopolitisch von großer Bedeutung, obwohl auch dort nach den Wahlen keine wesentliche Veränderung zu erwarten ist. Die meisten Ostbörsen sind bei einen schwachen Wall Street eher korrekturanfällig, da sie neue Allzeit-Hochs im Oktober erreicht haben und es sich nur um Gewinnmitnahmen handelt, die dann aber auch sehr heftig ausfallen können - wie zuletzt in Warschau. Die Börsen aus Ukraine, Montenegro und Mazedonien haben sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt. Nebenwert in Bulgarien verdreifachten sich sogar in diesem jahr. Insofern können dort auch Gewinne zum Teil mitgenommen werden. Kasachstan leidete bisher am meisten unter der Subprimekrise, weil es dort im Bankensektor einen echten „Credit Crunch“ gibt, den einige Experten nun auch für Russland erwarten. Die Kazkommertsbank, der ehemalige Superstar der Börse Almaty, brach schon seit August von 16 auf 6,8 € ein. Wenn die Anleihen nicht „default“ gehen, wovon ich ausgehe, sind das demnächst trotz der Liquiditätskrise wieder Kaufkurse ebenso wie bei dem zusammen geprügelten Kurs der Bank of Georgia (von 32 auf 21 €), wo immer noch der Ausnahmenzustand herrscht. Hier sollte der risikoorientierte Anleger sich mit gestaffelten Abstauberlimits allmählich wieder spekulativ positionieren, zumal die 9-Monatszahlen (noch) sehr „gesund“ aussahen. Im Moment sind aber alle Banken „out“ und das könnte auch noch eine Weile so bleiben, da die US-Subprimekrise weite Kreise zieht und auch viel schlimmer ist als zuvor befürchtet. Solange der Ölpreis so hoch ist, sehe ich Russland im Moment noch als einen guten Hedge gegen mögliche Wall Street-Verluste an, wobei vor allem Stahl- und Kohleaktien im Rohstoffsektor outperformen. Allerdings leiden dollarbasierte RTS-Käufe in Russland unter dem starken US-Dollarverfall. Ich habe daher schon seit letztem Jahr mit Nachdruck empfohlen, Dollarpositionen abzusichern, was anscheinend auch das Finanzmanagement von Airbus bzw. EADS nicht hinreichend beachtet hat. Auch in Zukunft ist mit hohen Währungsrisiken zu rechnen, die so manchen Kursgewinn zunichte machen. Wenn der Dow Jones unter 12.800 Indexpunkte fallen sollten, wird es für alle Weltbörsen gefährlich, da dann wieder verstärkte Gewinnmitnahmen zur Tagesordnung werden, denn allen Ostbörsen - mit Ausnahme von Kasachstan - befinden sich immer noch kräftig im Plus. Insofern ist „Bottom-Fishing“ (mit gestaffelten Abstauberlimits) und hohe Liquiditätshaltung im Moment die angesagte Anlagestrategie. Fazit: Man kann jetzt schon sagen, dass dieses Jahr für „Ostbörsinaer“ wieder ein zwar sehr volatiles, aber per saldo sehr erfolgreiches Börsenjahr war mit Renditen von 12% (Moskau) bis über 125% (Kiew). Gerade wenn die Ostbörsen kurzfristig aufgrund externer Risiken korrigieren könnten, bleiben sie mittel- bis langfristig attraktiv. Mein Motto heißt daher weiterhin auch bei schwacher Wall-Sreet: „Go east!“
@ ad-hoc-news.de | 23.11.07 11:24 Uhr