Crash, Abkoppelung

Crash: Abkoppelung adé!

+++Banken vor Pleitewelle?+++Bernanke kommt ins Schwitzen+++Vertrauenskrise hält an+++ Reboundchancen vorhanden+++

Crash: Abkoppelung adé! +++Banken vor Pleitewelle?+++Bernanke kommt ins Schwitzen+++Vertrauenskrise hält an+++ Reboundchancen vorhanden+++ Nach der der Höhe nach und vom Zeitpunkt her überraschenden Zinssenkung der US-Notenbank um 75 Basispunkte brach der Markt am Folgetag noch einmal ein, um dann zu einem bemerkenswerten Rebound anzusetzen. Dieser dürfte aber nicht von langer Dauer sein, da weitere Schieflagen nach und nach ans Tageslicht kommen werden. Einige Experten wie der Harvard Professor Kennth Rogoff erwarten sogar eine Pleitewelle größeren Ausmaßes im US-Bankensektor. Merrill Lynch rechnet mit der schwersten US-Rezession in den letzten 25 Jahren. Dies dürfte auch der Grund der „außerordentlichen“ Zinssenkung von 4,25 auf 3,5% sein. Der Markt erwartet nun von „Helikopter-Ben“ eine weitere „ordentliche“ Zinssenkung um 50 Basispunkte am 29/30. Januar. Kommt sie nicht, werden die Kurse wahrscheinlich wieder weltweit einbrechen. Dabei wird in Kauf genommen, dass die Inflation weiter anzieht. Die EZB macht dieses Spiel nicht mit und wird die Zinsen konstant bei 4% lassen. Am Montag wird US-Präsident Bush bei seiner Rede zur Lage der Nation“ wahrscheinlich sein neues Konjunkturprogramm präsentieren, das von den Demokraten schon abgesegnet ist. Es handelt sich dabei vor allem um Steuerleichterungen für den Mittelstand. Diese Maßnahem wurden in den 80-er Jahren schon mit Erfolg praktiziert und gingen als „Reagonimcs“ in die Geschichte ein. Ob die Maßnahmen bei Bush wirken werden, ist in Anbetracht der Verschuldungssituation und der noch bevorstehenden Hiobsbotschaften im desolaten US-Finanzsektor äußerst zweifelhaft. Er wird aber alles tun, um sich als „Retter der Nation“ feiern zu lassen. Die ersten drei Handelswochen waren die schlechtesten in der Börsengeschichte zu Jahresbeginn. Der Dow Jones verlor bis zu 18%, die NASDAQ sogar 22%, was auch anderen Weltbörsen mit nach unten riss. Der DAX verlor 16% seit Jahresbeginn, aber auch in Russland und Rumänien brachen die Aktienkurs um 15- bzw. 18% ein. Die Börse Sofia gab um 20% nach. Kaum eine Börse der Welt konnte sich dem Abgabendruck entziehen. Die noch am relativ besten performenden Börsen der Welt sind Kiew mit einem Minus von „nur“ 6% und Belgrad mit 7%. Wo noch nicht so viel Kapital hineingeflossen ist, kann auch nicht so viel herausfließen. Auch die Börsen in Lateinamerika und in Asien kamen erheblich unter Druck. In Indien wurden der Handel am Dienstag nach einem Minus von 10% am Tag sogar ausgesetzt. Panik pur, wo man auch hinschaute. Der MSCI Emerging Market-Index verlor seit Jahresbeginn um über 13% an Wert, woran erkennbar ist, dass die Abkoppelungstheorie (Decoupling) bei derartigen Kursstürzen nicht funktioniert. In Deutschland machen beim DAX weiter die Ausländer die Kurse, die zuvor den DAX auch nach oben brachten. Jetzt stellten sie reihenweise Positionen glatt – mit gutem Gewinn übrigens schon wegen der enormen Währungsgewinne. Der Privatanleger schaut ratlos dem Treiben an der Börse zu und sieht seine Aktien ins Bodenlose stürzen, bis jetzt der „rettende“ (?) Rebound kam. Die Carry Trade-Blase ist aber noch nicht aufgelöst. Es werden zudem weitere Hiobsbotschaften im Finanzsektor folgen. Da passt es gut ins Bild, wenn ein 31-jähriger Händler aus Frankreich die Societe General mit einem Verlust von 5 Mrd. € an den Rand der Pleite bringt. Er soll angeblich Aktienpakete im Wert von über 50 Mrd. € (!?) mit gehebelten Produkten bewegt haben, was nur aufzeigt, dass die Risikokontrolle bei Großbanken bei betrügerischen Verhalten nicht ausreichend zu sein scheint. Die West LB wäre bei einem Verlust von 2 Mrd. USD auch schon pleite, wenn es nicht externe Retter (Sparkassen etc.) gäbe. Im Rating liegt die West LB mit „F“ nun auf der untersten Stufe. Ebenso droht ein Chapter 11 bei einigen US-Großbanken, weil die Eigenkapitaldecke in Anbetracht der gegenwärtigen und zukünftigen Kreditausfälle zu dünn ist. Ein Chapter 11 von einer US-Großbank würde sofort einen (weiteren) Crash an den Weltbörsen auslösen, wovon sich wiederum auch die Emerging Markets temporär nicht abkoppeln können. Aber auch die Hypo Real Estate hängt aufgrund der dünnen Eigenkapitaldecke am „seidenen Faden“ auch durch die Probleme bei den US-Bondversicherern Ambac und MBIA, die mehr als 500 Mrd. USD versichert haben und nun selbst am Rande des Ruins stehen. Zumindest droht eine weitere Herabstufung der Ratings der Bondsversicherer, was zu hohen Zusatzkosten führt. Es lohnt sich auch hier auf eine Ausweitung der Versicherungsprämien zu spekulieren, was aber nur einige Hedgefonds beherrschen Dies wäre dann aber sprichwörtlich ein guter Hedge gegen die schwelende Krise im Interbanken-Markt, wo keiner mehr dem anderen trauen kann. Einige Hedgefonds, die die Schwächen im US-Immobilien- und Finanzmarkt nutzen, werden in dieser Finanzkrise als der große Gewinner hervorgehen, darunter auch Goldman Sachs. Ich rechne mit weiteren „Not-Kapitalerhöhungen“ und „Zwangs-Merger“ im Bankensektor, aber auch mit einigen Bankenpleiten in Zukunft. Man kann nur hoffen, dass es keine Großbank trifft, weil dies einen noch größeren Finanz-Crash auslösen würde, was wiederum auch die Emerging Market-Aktien in Mitleidenschaft ziehen würde. So brach der Kurs der Sberbank von 360 auf 300 € zuletzt ein. Die russischen Banken sind nach Einschätzung des russischen Vize-Zentralbankchefs Gennadij Milkjan aber gesund und nicht von der US-Immobilienkrise betroffen. Nur wer glaubt das schon in solchen Zeiten? Auch die angeschlagen Banken in Kasachstan halten sich nach dem Sell-off jetzt erstaunlich gut auf niedrigen Niveau, werden aber non Unicredit/Aton zum Verkauf gestellt, da 450 Mio. USD im März prolongiert werden müssen. Wer aber gibt in diesem Umfeld neue Kredite, wo keine Bank mehr der anderen trauen kann? Es ist daher ein „Credit Crunch“ in vielen Emerging Marktes zu erwarten, was belastet und zu Wachstumsdämpfern führen wird. Die Bank of China soll auch selbst Abschreibungen von 8 Mrd. USD zu verkraften haben, was das Ergebnis in 07 belasten wird. Der Kurs hält sich aber noch erstaunlich stabil bei 1,7-2 €. Dafür brach der Kurs von China Petroleum von 100 auf 70 € kräftig ein, um sich dann wieder auf 77 € zu erholen. China meldete im 4Q07 ein BSP-Wachstum von 11%, was zeigt, das sich die Börse zwar nicht abkoppeln konnte, dafür aber die Wirtschaft. Aufgrund des Binnenmarktes könnte in China unabhängig von den USA eine Eigendynamik entstehen, während Japan im Export noch mehr mit den USA negativ verbunden ist. In China rechne in diesem Jahr dennoch mit einer deutlichen Konjunkturverlangsamung und mit einem Einbruch der Börse Shanghai im Jahresverlauf. Im Moment werden aber mehr Gerüchte als Fakten gehandelt und das auf beiden Seiten. Noch gibt es keine Zahl, die eindeutig belegt, dass sich die USA in einer Rezession befinden. Zudem ist bisher noch keine US-Großbank pleite bzw. hat Chapter 11 angemeldet. Noch weiß keiner, ob die hohen Abschreibungen die stillen Reserven und außerordentliche Gewinne der Zukunft sind. Der Anleger sollte immer zwischen Buchverlusten und realen Cash-Verlusten unterscheiden. Das Problem ist nur, das sich die Banken einen eigenen Billionen-Markt geschaffen haben, für die es jetzt keine Marktpreise gibt und die dem Stresstest nicht bestehen können – nach dem Motto „Gier frisst Hirn“. Ich rechne im Übrigen diesbezüglich mehr mit Mega-Mergern bei US-Investmentbanken. Goldman Sachs steht gut da und alle Möglichkeiten, eine angeschlagenen Investmentbanken aufzukaufen. Arabische und chinesische Staatsfonds werden auch weiterhin auf Schnäppchenjagd gehen. Vielleicht ist sogar die IKB-Bank bei 5 € ein „Schnäppchen“ für Zocker. Am Freitag stieg der Kurs um 20%. Es wird weiterhin in den nächsten Wochen volatil bleiben. Es gilt daher weiterhin die US-Konjunkturdaten und Früh-Indikatoren sorgsam zu beobachten. Fallen die US-Arbeitsmarktdaten besser aus als erwartet, geht der Markt sofort nach oben. Umgekehrt ergibt sich ein Bärmarkt, der auch länger andauern könnte, wenn der Konsum in den USA spürbar nachgibt und die Arbeitslosenzahlen stark steigen, denn dann würde als nächstes eine Kreditkartenkrise kommen. Ich hatte bei dem Unterschreiten beim Dow Jones von 12750 und dem S&P bei 1350 empfohlen, auch Ostbörsenaktien zu verkaufen, was sich bis jetzt als richtig herausstellt. Die Kurseinbrüche haben mich nicht überrascht. In der letzten Woche habe ich empfohlen, Reboundchancen mit gestaffelten Abstauberlimits selektiv zu nutzen. Jetzt können hier schon Teilgewinne von über 10% mitgenommen werden. In der nächsten Woche dürfte es ähnlich volatil werden. Ein Eldorado für Trader und eine weitere Nervenprobe für Kostolany-Anhänger! Fazit: Nutzen Sie weiterhin mit einem Teil ihres Geldes die Reboundchancen mit gestaffelten Abstauberlimits bei osteuropäischen Blue Chips, die aber auch schnell wieder realisiert werden sollten, da mit weiteren Kurseinbrüchen gerechnet werden muss. Die bearische Stimmung wird so lange anhalten, bis die Karten in den USA auf dem Tisch liegen und das wird erst in 2-3 Monaten der Fall sein. Bis dahin können Konjunktur- und Unternehmenszahlen zu schnellen Bewegungen in beide Richtungen führen. Tradingorientierte Anleger können die Ostbörsen-Hotline 0900-18614001 (1,86 €/Min) nutzen, um nicht über Nacht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Halten Sie in jedem Fall noch Pulver trocken, denn in solchen unsicheren und unkalkulierbaren Phasen gilt weiterhin der Grundsatz: Cash is King! Hinweis: Der Autor wird am 12.2.08 um 18.30 Uhr ein Interview über die Aussichten der Moskauer Börse in NTV-Ratgeber und am 11.4.08 um 21.30 Uhr in der 3SATBörse über das Baltikum geben. Melden Sie sich schon jetzt an für das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go east!“ im April 2008 in Frankfurt/M (siehe www.eaststock.de) an, wo auch wieder das Szenario an den Weltbörsen für 2008 besprochen wird.
@ ad-hoc-news.de | 26.01.08 16:26 Uhr