Spitzenfonds, Verlass

In jeder grösseren Zeitung und jedem Geldmagazin gibt es sie: Die Fondsranglisten.

Auch auf Spitzenfonds ist kein Verlass!. Logisch, denn sie sind gespickt mit Anzeigen von Fondsgesellschaften und die Kursangaben kosten auch einiges. Also ein ganz gutes Geschäft für die Verlage. Jedoch weit weniger für die Leserschaft.

Es ist ein offenes Geheimnis: Viele Anlegerinnen und Anleger richten ihre Investmententscheidung allein danach aus, welcher Fonds im vorausgegangenen Jahr die beste Wertentwicklung erzielt hat. Dies kann teuer werden, denn zwischen dem Platz im Ranking und dem späteren Abschneiden eines Aktienfonds gibt es keinen grossen Zusammenhang. Es lohnt sich also nicht unbedingt, in die Spitzen-Fonds des Vorjahres zu investieren. Trefferquote wie im Würfelspiel Ein Produkt mit einem Top-Ranking ist oft genauso wenig zum Kauf zu empfehlen wie ein Fonds mit der roten Laterne. Denn beide haben eines gemeinsam: Sie verfolgen einen extremen Investmentansatz. Sonst hätten sie es nicht bis an die Spitze geschafft und wären auch nicht bis ganz nach unten durchgereicht worden. Die meisten Anlegerinnen und Anleger sehen dies aber anders. Wenn ihnen nicht gerade ihr Bankberater oder Vermögensverwalter einen Fonds empfiehlt, greifen sie am liebsten zu einem Vehikel, das es auf die ersten Plätze in einer Rangliste geschafft hat. Viel hängt vom Zufall ab Wie das meiste im Leben ist auch die Leistung der vermeintlichen Spitzenmanager vergänglich. Werfen wir einen Blick in die Fondsstatistik: Von den besten zehn Aktienfonds aus dem Jahr 2005, die weltweit investieren, findet sich in diesem Jahr nur noch ein Drittel im obersten Viertel des Fondsuniversums – wir Analysten sprechen in diesem Zusammenhang vom ersten Quartil. Sechzig Prozent sind dagegen ins vierte und damit schlechteste Quartil abgestürzt. Nicht viel besser sieht es für die Europa- und Deutschlandfonds aus. Absturz vom zweiten auf den 294. Platz Der Weisenhorn Europa, verwaltet von Elisabeth Weisenhorn, ist ein Beispiel für einen Fonds, der im vergangenen Jahr hervorragend abschnitt und in diesem Jahr senkrecht abstürzte: Statt Platz zwei unter allen Europa-Aktienfonds steht er nun auf Platz 294 von 328. Dies ist kein Einzelfall. Selber denken schadet selten Rankings beziehen sich nur auf die Vergangenheit, sind also für Prognosen ziemlich ungeeignet. Die historische Wertentwicklung erlaubt es Anlegerinnen und Anlegern nicht, zwischen Können und Glück eines Fondsmanagers zu unterscheiden. Die Betrachtung begrenzter Zeiträume im Rückspiegel ist nicht aussagekräftig. Je kürzer die Zeitspanne, desto sinnloser ist das Unterfangen. Mein Rat: Nehmen Sie sich die notwenige Zeit, um wirklich die besten Fonds ins Depot zu bekommen. Die Sieger von heute sind ganz selten die Sieger von morgen!
@ ad-hoc-news.de | 16.10.06 12:07 Uhr