Auto, Euro

Ein Rumäne mit französischen Eltern kommt angefahren.

Ein Auto für weniger als 2'000 Euro!. Der klobige Viertürer mit dem Stufenheck sieht aus wie ein Auto auf unseren Strassen in den achtziger Jahren. Macht nichts, er ist ein Riesenerfolg.

Der Dacia Logan kostet 5'000 Euro und ist als Billigauto für die Schwellenländer geplant. 260'000 Fahrzeuge laufen in diesem Jahr in der rumänischen Fabrik Pitesti vom Band. Auch über 30'000 Westeuropäer haben seit Januar dieses Jahres auf die Frage, ob ein Auto eigentlich mehr als 20'000 Euro kosten muss, Nein gesagt und den Logan gekauft. Dies freut natürlich die französische Konzernmutter Renault. Sie hat mit ihrem Primitivauto noch Grosses vor: Bis 2009 wollen die Franzosen davon jährlich 800'000 Exemplare in Rumänien fertigen! Boom findet nicht mehr hier statt In den klassischen Automärkten Westeuropa und Nordamerika stagniert die Nachfrage, während der Pkw-Absatz in Osteuropa und Russland sowie in China und Indien steil nach oben zeigt. Bis 2010, so die Schätzung des Prognoseinstituts B&D Forecast, wird rund ein Fünftel der weltweit produzierten 58 Millionen Fahrzeuge in den neuen Boomregionen abgesetzt werden. Und ganz brisant: Die Berater von Mercer Management rechnen damit, dass der Anteil der Billigautos bis 2012 weltweit von heute rund zwei Millionen auf 4,2 Millionen Fahrzeuge zulegen wird. Höchste Zeit, denn der Normalautofahrer braucht nicht all den teuren überflüssigen Schnickschnack, den uns die Produzenten mit den verschiedensten Optionen andrehen wollen. Das gleiche gilt übrigens auch für Mobiltelefone. Den Grossteil der Möglichkeiten braucht sowieso niemand, telefonieren will man mit einem Telefon… Es geht noch billiger Schon heute gibt es verschiedene Einfachautos auf dem Markt. Nur leider nicht bei uns. Neben dem Logan, der vor allem in Osteuropa verkauft wird, bietet beispielsweise der chinesische Hersteller Chery seinen kleinen Viertürer QQ für 3'500 in China an. Und aus Indien höre ich, dass Tata Motors aktuell an einem Fahrzeug für unter 2'000 Euro tüftelt, das die Lücke zwischen Zweirädern und den heutigen billigsten Autos schliessen soll. Fazit: Die ganz grosse Zukunft gehört simplen, robusten und billigen Autos. Wetten, dass viele Autobauer diesen Trend verschlafen? Aber nicht alle, einige deutsche drücken aufs Gaspedal, so… … Continental Automotive Systems. Hier entfällt im laufenden Jahr die Hälfte der Neueinstellungen im Bereich Entwicklung auf die Low-Cost-Standorte. Im Entwicklungszentrum in Sibiu in Rumänien etwa arbeiten 150 Ingenieure. Und in China tüfteln einheimische Entwickler an Einfachteilen für Asien und passen Standardprodukte an den lokalen Markt an. Das ist elegant ausgedrückt. Denn in Tat und Wahrheit ist es ein schleichender Know-how-Transfer, keine Frage. „In China haben wir einen Bremssattel entwickelt, der hätte in Deutschland nie so konzipiert werden können“, sagt stolz Conti-Manager Neumann. Sonnenklar, dieses Produkt wird in Zukunft nie mehr in Europa gebaut. Weg ist das Wissen. So schnell geht das heute. Auch Konkurrent Siemens VDO hat Ende 2005 in Schanghai ein Entwicklungszentrum eröffnet und wird bis Ende des Jahres dort 250 Ingenieure beschäftigen. Und in zwei Zentren in Rumänien arbeiten schon seit dem Jahr 2000 rund 1'000 Forscher und Techniker für die Siemens-Tochter. Wahrlich, die Globalisierung ist angekommen. Nur haben’s noch nicht alle gemerkt.
@ ad-hoc-news.de | 09.12.06 19:08 Uhr