Israel, Geiseln

Zuletzt ging Israel davon aus, dass mehr als 130 Geiseln tot oder lebendig von der Hamas noch im Gazastreifen festgehalten werden.

07.02.2024 - 06:54:01

Israel erklärt zahlreiche verschleppte Geiseln für tot. Nun übermittelte die Armee 31 Familien die Todesnachricht.

Knapp vier Monate nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel sind nach Angaben der israelischen Streitkräfte zahlreiche der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln für tot erklärt worden.

«Wir haben 31 Familien darüber informiert, dass ihre als Geiseln genommenen Liebsten nicht mehr am Leben sind und ihr Tod bestätigt wurde», sagte Militärsprecher Daniel Hagari. «Wir arbeiten weiterhin daran, die Bedingungen zu schaffen, um alle Geiseln heimzuholen.» Israel ging bislang davon aus, dass im Gazastreifen noch mehr als 130 Geiseln tot oder lebendig festgehalten werden.

Zuvor hatte die Zeitung «The New York Times» unter Berufung auf ein vertrauliches israelisches Geheimdienstpapier berichtet, mindestens 30 Geiseln seien bei oder seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober ums Leben gekommen. Einige wurden demnach bereits während der Attacke auf israelischem Staatsgebiet getötet. Ihre Leichen seien dann in den Gazastreifen gebracht worden.

Ihr Tod sei zu diesem Zeitpunkt nicht bestätigt gewesen, weshalb sie als Geiseln gezählt worden seien. Andere erlagen demnach im Gazastreifen ihren Verletzungen oder wurden von Hamas-Kämpfern getötet. Zudem gebe es unbestätigte Hinweise auf den Tod von mindestens 20 weiteren Geiseln.

In der Zählung der «New York Times» sind auch zwei israelische Soldaten enthalten, die demnach schon 2014 getötet und deren Leichen in den Gazastreifen gebracht wurden. Laut einem Bericht der Zeitung «Times of Israel» handelt es sich bei den nun für tot erklärten Geiseln um 29 bei dem Terrorangriff am 7. Oktober verschleppte Menschen sowie die beiden 2014 getöteten israelische Soldaten.

Bei dem Angriff der Hamas auf Israel wurden insgesamt 253 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Im November vergangenen Jahren wurden 105 Geiseln freigelassen. Laut der «Times of Israel» waren zudem vier Geiseln vor der Waffenruhe freigelassen worden. Zudem befreiten israelische Soldaten eine Geisel und bargen acht Leichen. Drei weitere Geiseln wurden zudem irrtümlich bei einem Militäreinsatz im Gazastreifen von israelischen Truppen getötet.

Hamas fordert Freilassung von mehr als 1500 Häftlingen

Die Hamas fordert laut einem Medienbericht im Gegenzug für die Freilassung weiterer Geiseln die Entlassung von mehr als 1500 palästinensischen Häftlingen aus israelischen Gefängnissen. Darunter seien 500 Häftlinge, die zu lebenslangen oder sehr langen Haftstrafen verurteilt worden seien, berichtete der Nachrichtensender Al-Dschasira. Außerdem sollten alle Frauen, Minderjährigen und älteren Häftlinge freikommen. 

Die Antwort der Hamas auf einen internationalen Vermittlungsvorschlag sieht demnach eine Vereinbarung in drei Phasen vor, an deren Ende eine dauerhafte Waffenruhe stehen solle. Jede Phase solle jeweils 45 Tage dauern. 

In der ersten Phase würde die Terrororganisation dem Bericht zufolge Kinder, Frauen und ältere Menschen unter den Geiseln freilassen, die sie seit vier Monaten festhält. Am Ende sollten Leichen übergeben werden. 

Im Gegenzug fordert die Hamas laut Al-Dschasira den Wiederaufbau des Gazastreifens sowie eine Aufhebung der Blockade des Küstenstreifens. Zudem sollten jeden Tag 500 Lastwagen mit Hilfsgütern und Treibstoff in den Gazastreifen gelassen werden. 

Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete unter Berufung auf israelische Kreise, die Regierung in Jerusalem werde einem Ende des Krieges nicht zustimmen. Unter den Häftlingen, deren Freilassung die Hamas fordere, seien «schlimme Terroristen». Israel lehnt einen umfassenden Waffenstillstand bisher ab und strebt weiterhin eine Zerstörung der Hamas an. Aus israelischer Sicht ist daher im Rahmen einer Vereinbarung nur eine vorübergehende Feuerpause denkbar. 

Von rund 136 Geiseln, die noch in der Gewalt der Hamas sind, sind nach Militärangaben höchstens noch etwas über hundert am Leben. Nach unbestätigten Berichten könnten aber noch weitere Geiseln getötet worden sein.  

Netanjahu kritisiert Forderungen der Hamas für Geisel-Deal

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat Forderungen der Hamas für einen möglichen neuen Geisel-Deal scharf kritisiert. Die von der Islamistenorganisation gestellten Bedingungen würden zu einem weiteren Massaker wie dem am 7. Oktober führen, sagte Netanjahu in Jerusalem nach einem Treffen mit US-Außenminister Antony Blinken. 

Den Forderungen der Hamas nachzukommen, kommt Netanjahu zufolge einer Katastrophe gleich. Es sei nötig, weiter militärischen Druck auf die Hamas auszuüben, um die Geiseln freizubekommen. Es gebe keine Alternative zu ihrem militärischen Zusammenbruch. Der Gaza-Krieg könne in wenigen Monaten gewonnen werden, zeigte sich Israels Ministerpräsident überzeugt.

@ dpa.de