Papst Franziskus, Vatikan

Papst Franziskus muss - wie schon bei einem Darm-Eingriff 2021 - unter Vollnarkose unters Messer.

07.06.2023 - 17:12:01

Bauch-OP unter Vollnarkose: Sorge um Papst Franziskus. Damals hatte er die Anästhesie nicht gut vertragen. Nun bangen wieder Katholiken auf der ganzen Welt.

In seinem weißen Kleinwagen wird Papst Franziskus von einer Polizeieskorte bis zur Krankenhauseinfahrt gebracht, dann verschwindet er in Roms Gemelli-Klinikum - und die katholische Kirche beginnt zu bangen um ihren Oberhirten. Als die Ärzte den 86-Jährigen für eine Operation am Bauch unters Messer legen, haben sich draußen schon viele Journalisten versammelt. Weltweit beten Gläubige für den Pontifex, der eigentlich an seinem Lebensabend nicht noch eine womöglich riskante Vollnarkose miterleben wollte.

Am Mittwochnachmittag aber ging es nicht anders. Franziskus musste einen dringenden Eingriff über sich ergehen lassen, wie der Heilige Stuhl mitteilte. Die päpstlichen Ärzte hatten entschieden, dass der Argentinier wegen einer sogenannten Laparozele operiert wird. Darunter versteht man einen Narbenbruch im Bauchbereich. Vatikan-Sprecher Matteo Bruni berichtete von wiederkehrenden Schmerzen. Zudem bestehe die Gefahr eines Darmverschlusses, hieß es.

Deshalb wurde der Eingriff, eine Laparotomie genannte Öffnung der Bauchhöhle, nötig. Am frühen Nachmittag sollte es los gehen - erst am Ende der Operation kündigte Bruni weitere Mitteilungen über den Zustand des Papstes an. Man gehe von einem Klinikaufenthalt von «mehreren Tagen» aus, hieß es. Bis zum 18. Juni wurden vorsorglich alle Audienzen des Pontifex gestrichen.

Schon die zweite OP

Dort, im Policlinico Universitario Fondazione Agostino Gemelli im Nordwesten Roms, wurde Franziskus schon im Sommer 2021 operiert, damals wegen eines Darm-Leidens - einer sogenannten Divertikulitis. Die Ärzte entfernten dabei einen Teil des Dickdarms. Rund zehn Tage verbrachte er in der Klinik. Danach wurde erzählt, dass er die Vollnarkose nicht gut vertragen hatte. Franziskus berichtete aber auch, dass der Eingriff ihm damals wohl das Leben gerettet habe.

Ganz so ernst dürfte die Lage diesmal nicht sein. Noch am Morgen zelebrierte Franziskus seine allwöchentliche Generalaudienz auf dem Petersplatz. In dem Moment, als der Vatikan die Öffentlichkeit über die anstehende Operation samt Anästhesie unterrichtete, hatte der Pontifex den Platz vor dem Petersdom noch nicht verlassen, sondern unterhielt sich mit Gläubigen und jungen Brautpaaren.

Das Vorstandsmitglied des Berufsverbands der Deutschen Chirurgie (BDC), Carsten J. Krones, sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass es sich bei der vom Vatikan geschilderten Operation um ein «Standardverfahren bei Narbenbrüchen» handele. «Erkrankung und Eingriff sind für einen betagten Herrn sicher ernst und je nach Anatomie auch anspruchsvoll, aber nicht akut lebensbedrohend», ergänzte der Chefarzt aus Aachen - unterstrich aber, das sonstige Erkrankungsprofil bei Franziskus nicht zu kennen.

Tagesbetrieb bei 30 Grad

In und vor der Klinik geht bei strahlendem Sonnenschein und fast 30 Grad die Meldung über die Papst-OP weitgehend im Tagesbetrieb unter. Besucher und Angehörige von Menschen, die im Gemelli behandelt werden, drängen sich über den Parkplatz und den zentralen Weg zum Haupteingang durch. Dazwischen schwirren Journalisten und TV-Teams.

Die Nachricht über den prominenten Patienten haben am Mittag nur wenige vernommen. «Nein, das wussten wir nicht, aber wir wünschen ihm natürlich alles Gute», sagt ein älteres Paar, Mario und Laura, beim Verlassen der Klinik. Sie wüssten zwar nicht, wie schlimm seine Krankheit sei, würden aber natürlich für ihn beten. «Immer» tun sie das, auch wenn der Papst auf Reisen ist, «denn er ist einer der besten Päpste, den das Christentum je hatte».

«Er schafft alles! Denn er ist ein großer Mann, ein großer Papst – ein ganz Großer!», findet auch Roberto aus Rom. Er wünsche sich, dass Franziskus 150 Jahre alt werde. «Er ist ein großartiger Papst für die ganze Welt.» Beim Weggehen ruft er: «Viva il Papa!»

Auf dem Vorplatz des Uniklinikums steht eine große Statue von Franziskus' Vorvorgänger Papst Johannes Paul II., drinnen im Gang hängt ein Plakat mit dessen berühmter Ermunterung: «Habt keine Angst.» Auch der Pole wurde im Gemelli operiert; das Krankenhaus hat einen eigenen Bereich mit mehreren Zimmern für päpstliche Patienten reserviert.

Hoffen auf schnelle Besserung

«Der Papst braucht unsere Gebete», twitterte Vatican News, die offizielle Nachrichtenplattform des Vatikans. Man verfolge die Entwicklungen «mit Zuneigung, mit unseren Gebeten», sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der als Nummer zwei im Vatikan gilt. Er hoffe, dass es dem Papst schnell besser gehe.

Franziskus war auch am Vortag im Gemelli-Krankenhaus gewesen, um sich untersuchen zu lassen. Da war noch von geplanten Kontrollen die Rede - offenbar wurde dabei aber die Operation am Bauch vorbereitet. Diese wurde vom Chirurgen Sergio Alfieri durchgeführt, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. Alfieri hatte den Pontifex auch 2021 am Darm operiert und gilt als Koryphäe auf dem Gebiet.

Auch in diesem Jahr musste Franziskus bereits stationär in jener Klinik behandelt werden. Ende März verbrachte er drei Tage wegen einer Lungenentzündung im Krankenhaus, wie er später schilderte.

Dass nun mal wieder - und noch dringlicher als oft zuvor - über Franziskus' Gesundheitszustand gesprochen wird, ist diesem nicht recht. Der Jesuiten-Geistliche will nicht als alt, gebrechlich oder gar amtsmüde gesehen werden - auch wenn er seit Anfang 2022 bereits die meiste Zeit wegen eines heftigen Knieleidens im Rollstuhl sitzt.

@ dpa.de