Staatstrauer, Iran

Nach den verheerenden Explosionen am Todestag des iranischen Generals Ghassem Soleimani sind viele Fragen ungeklärt.

04.01.2024 - 06:27:40

Staatstrauer im Iran nach Explosionen. Die Regierung ruft Staatstrauer aus und lässt nach den Verantwortlichen fahnden.

Einen Tag nach dem verheerenden Anschlag in der Stadt Kerman hat Irans Rettungsdienst die Zahl der Todesopfer erneut nach unten korrigiert. Es seien 84 Tote und 284 Verletzte zu beklagen, sagte der Chef des nationalen Rettungsdienstes, Dschafar Miadfar, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.

Staatsmedien hatten die Zahl der Todesopfer am Mittwoch zunächst mit 103 angegeben, Gesundheitsminister Bahram Eynollahi korrigierte sie am Abend dann auf 95. Rettungsdienst-Chef Miadfar begründete die Verwirrung um die Opferzahlen mit dem verheerenden Zustand, in dem sich einige Leichen nach den Explosionen befunden hätten.

Es war der Anschlag mit den meisten Opfern in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Am Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani hatte es am Mittwoch in dessen Heimatstadt Kerman kurz hintereinander zwei Explosionen gegeben. Irans Regierung ließ eine landesweite Staatstrauer ausrufen.

Wer steckt hinter dem Anschlag?

Nun steht die Suche nach den Hintergründen und Verantwortlichen für den Anschlag im Fokus. Die iranische Regierung sprach von einer Terrorattacke. Die Bundesregierung und der Europäische Auswärtige Dienst verurteilten den Anschlag ebenfalls als Terrorakt. Zunächst reklamierte allerdings keine Gruppe die Tat für sich.

Einflussreiche Hardliner im Iran machen Israel für die Explosionen verantwortlich. Es gebe viele Gründe anzunehmen, «dass die Zionisten (Israel) in die terroristischen Explosionen verwickelt waren», hieß es in einem am Donnerstag publizierten Leitartikel der erzkonservativen Zeitung «Keyhan». Die Autoren forderten schnelle Rache für die Attacke. Andernfalls könnte sich ein Anschlag in der Hauptstadt Teheran wiederholen, lautete eine Warnung in dem Artikel.

Irans Staatsführung reagierte nach den Explosionen zurückhaltend und vermied Schuldzuweisungen. Die US-Regierung wies Behauptungen zurück, in die Attacke verwickelt gewesen zu sein. Man habe außerdem keinen Grund zu der Annahme, dass Israel an den Explosionen beteiligt gewesen sei, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, am Mittwoch in Washington.

Die Ermittlungen laufen

Teheran verurteilte die Attacke aufs Schärfste. Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei und Präsident Ebrahim Raisi kündigten eine entschiedene Reaktion an. «Mit Gottes Erlaubnis wird die Hand der göttlichen Rache zur rechten Zeit und am rechten Ort erscheinen», schrieb Raisi auf X, ehemals Twitter. Innenminister Ahmad Wahidi veröffentlichte Erkenntnisse der ersten Ermittlungen, nachdem er die Anschlagsorte besucht hatte. Unter anderem seien die Überreste der beiden Sprengsätze untersucht worden, die im Abstand von nur wenigen Minuten detoniert waren.

Kerman ist die Heimat von Soleimani, dem früheren Kommandeur der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die USA hatten ihn am 3. Januar 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird er als Märtyrer verehrt. Die Explosionen ereigneten sich, als Menschenmassen durch die Straßen der Provinzhauptstadt zu Soleimanis Grabstätte pilgerten.

US-Regierung: «In keiner Weise beteiligt»

US-Außenministeriumssprecher Miller sagte, die Vereinigten Staaten seien in keiner Weise beteiligt an den Explosionen beteiligt gewesen. Angesichts der angespannten Lage im Nahen Osten wächst die Sorge vor einer Ausweitung des Gaza-Kriegs, in den auch der Iran und die USA mit hineingezogen werden könnten.

Miller sagte, man habe außerdem keinen Grund zu der Annahme, dass Israel an den Explosionen beteiligt gewesen sei. «Zumindest für uns ist es noch zu früh, um sagen zu können, was die Ursache sein könnte», so Miller.

@ dpa.de