Mike Pence, Donald Trump

Mike Pence will US-Präsident werden und fordert Donald Trump, seinen ehemaligen Chef, heraus.

07.06.2023 - 15:36:36

Ex-US-Vize Mike Pence bewirbt sich für Präsidentenwahl. Mit der Veröffentlichung seines Bewerbungsvideos steigt der republikanische Ex-Vize nun in den Wahlkampf ein.

Der frühere US-Vizepräsident Mike Pence hat seine Bewerbung für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner für 2024 öffentlich gemacht. «Ich gebe heute vor Gott und meiner Familie bekannt, dass ich für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidiere», sagte er in einem am Mittwoch, an seinem Geburtstag, auf Twitter veröffentlichten Video. Der 64-Jährige hatte bereits am Montag die erforderlichen Unterlagen bei der Bundeswahlkommission eingereicht. Am Abend wollte er sich bei einer Bürgerfragestunde des Fernsehsenders CNN in Iowa den Fragen von Wählerinnen und Wählern stellen.

Pence fordert mit der Bewerbung auch seinen früheren Chef Donald Trump heraus, der nach seiner Niederlage 2020 wieder antreten will. Von 2017 bis 2021 war Pence dessen Stellvertreter. Die beiden haben ein schwieriges Verhältnis und eine durchwachsene gemeinsame Vergangenheit. In dem Bewerbungsvideo sind zwar etliche Szenen aus Pence' Zeit als Vize zu sehen, Trump aber spart er bewusst aus.

Stattdessen nimmt er US-Präsident Joe Biden und dessen Demokraten ins Visier. «Unser Land steckt heute in großen Schwierigkeiten. Präsident Joe Biden und die radikale Linke haben Amerika im Inland wie im Ausland geschwächt», sagt Pence. Der amerikanische Traum werde von einer «aus der Kontrolle geratenen Inflation» zerstört. Die Löhne sänken, eine Rezession zeichne sich ab. Die Südgrenze der USA werde von Migranten belagert und die «Feinde der Freiheit» seien weltweit auf dem Vormarsch, so Pence. Gott aber habe mit Amerika noch nicht abgeschlossen. Gemeinsam könne man das Land zu alter Stärke zurückbringen. «Die besten Tage für die großartigste Nation der Welt stehen noch bevor», sagt er.

Mit seiner Ankündigung erweitert Pence das Feld der republikanischen Aspiranten weiter. Die prominentesten darunter, neben Trump, sind der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, und die ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley. Die Präsidentenwahl steht am 5. November 2024 an. Wer am Ende der offizielle Kandidat wird, entscheidet eine parteiinterne Vorwahl.

Kaum Konkurrenz für Joe Biden

Bei den Demokraten ist weniger Bewegung zu erwarten. Präsident Biden tritt zur Wiederwahl an, und als Amtsinhaber dürfte er aus den eigenen Reihen kaum ernstzunehmende Konkurrenz im Wahlkampf bekommen.

Pence versteht sich als klassischer Konservativer, der die Republikanische Partei zu ihren Wurzeln zurückbringen will. Er ist tiefgläubig, spricht gerne und viel über Religion, pflegt das Image des braven Staatsdieners. Für Trump deckte der evangelikale Christ damals diese wichtige Wählergruppe ab. Pence unterstützt auch ein landesweites Abtreibungsverbot, was vielen Konservativen, gerade am äußeren Rand, sehr wichtig ist.

«Andere Zeiten erfordern eine andere Führung», betont Pence in seinem Video. Es wäre zwar «einfach, an der Seitenlinie zu bleiben», aber so sei er nicht erzogen worden - deshalb wolle er Präsident werden.

Bei den Republikanern führt Trump das Bewerberfeld in Umfragen an. Pence liegt derzeit weit zurück. Durch seine Amtszeit als Vizepräsident hat er zwar einen hohen Bekanntheitsgrad, allerdings hat er mit schlechten Beliebtheitswerten zu kämpfen.

Jahrelang trat Pence als treu ergebener Weggefährte Trumps auf. Weit mehr noch als andere Vizepräsidenten vor ihm war er darauf erpicht, seinen Chef ständig zu loben und auf eine Art Podest zu heben. Doch spätestens in den Wirren nach der Präsidentschaftswahl 2020 wurde das Verhältnis der beiden nachhaltig beschädigt. Der abgewählte Trump, der sich damals mit aller Kraft gegen seine Wahlniederlage stemmte, hetzte seine Anhänger auch gegen Pence auf.

Trotzdem äußerte sich Pence zuletzt wieder gemäßigt über seinen ehemaligen Chef. So lehnte er etwa eine Anklage Trumps wegen dessen Rolle beim Sturm auf das Kapitol ab. «Das würde unheimlich spalten in einem Land und zu einer Zeit, in der das amerikanische Volk sehen will, dass wir heilen», sagte Pence. Mit der gleichen Begründung verteidigte er Trump gegen die Anklage wegen Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar.

@ dpa.de