Klimagipfel-Präsident, Ausstieg

Mehr als 120 Länder wollen Maßnahmen stärken, die gesundheitsgefährdende Folgen des Klimawandels verhindern.

03.12.2023 - 13:50:27

Klimagipfel-Präsident hält fossilen Ausstieg für unnötig. Die Erklärung hat jedoch Lücken. Und auch eine Aussage des Klimagipfel-Präsidenten irritiert.

  • Die Weltklimakonferenz COP28 findet dieses Jahr in Dubai statt. - Foto: Peter Dejong/AP

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  • Sultan al-Dschaber ist COP28-Präsident. - Foto: Kamran Jebreili/AP/dpa

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  • «Entwicklung ohne die Nutzung fossiler Energien nicht möglich»: Konferenzpräsident Sultan al-Dschaber. - Foto: Kamran Jebreili/AP/dpa

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Die Weltklimakonferenz COP28 findet dieses Jahr in Dubai statt. - Foto: Peter Dejong/APSultan al-Dschaber ist COP28-Präsident. - Foto: Kamran Jebreili/AP/dpa«Entwicklung ohne die Nutzung fossiler Energien nicht möglich»: Konferenzpräsident Sultan al-Dschaber. - Foto: Kamran Jebreili/AP/dpa

Der Präsident der Weltklimakonferenz in Dubai, Sultan Al-Dschaber, hat einem Bericht zufolge den wissenschaftlichen Konsens angezweifelt, dass ein Ausstieg aus den fossilen Energien zum Erreichen des internationalen 1,5-Grad-Ziels notwendig ist.

Der «Guardian» und das «Centre for Climate Reporting» berichteten unter Berufung auf eigene Informationen, Al-Dschaber habe im November in einer Videoschalte unter anderem mit UN-Vertretern gesagt, es gebe «keine Wissenschaft», die belege, dass der Ausstieg aus fossilen Energieträgern notwendig sei, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Al-Dschaber ist als Gastgeber der Klimakonferenz umstritten, weil er gleichzeitig Chef des staatlichen Ölkonzerns ist. In der Videokonferenz soll er dem Bericht zufolge behauptet haben, Entwicklung ohne die Nutzung fossiler Energien sei nicht möglich, «wenn man die Welt nicht in die Steinzeit katapultieren will».

Auf Anfrage des «Guardian» stritt die COP28-Präsidentschaft die Äußerungen nicht ab, teilte aber weiter mit, Al-Dschaber habe sich darauf bezogen, dass auch der Weltklimarat in seinen Szenarien davon ausgehe, dass fossile Energien im Energiesystem der Zukunft weiter eine Rolle spielten - wenn auch eine kleinere.

Russland, Saudi-Arabien und Irak gegen Ausstieg aus Fossilen

Auch die Öl- und Gasexporteure Saudi-Arabien, Russland und Irak stemmen sich nach Angaben von Aktivisten dagegen, dass die Staatengemeinschaft dort einen kompletten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas beschließt. Die Länder hätten in ersten Verhandlungen ihre Ablehnung offen geäußert, sagte Catherine Abreu von der Umweltorganisation Destination Zero. Dies wurde der Deutschen Presse-Agentur auch von einer weiteren Quelle einer Nichtregierungsorganisation bestätigt.

Abreu sagte, auch der Chef des Öl-Konzerns Exxon Mobil, Darren Woods, habe sich kritisch über den Fokus der COP28 auf den von inzwischen mehr als 100 Staaten geforderten Ausstieg aus den Fossilen geäußert. Daraus folge aus ihrer Sicht vor allem, dass Vertreter und Lobbyisten der Öl-Industrie auf den UN-Klimakonferenzen nicht länger geduldet werden sollten.

Der weltweite Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas ist eines der strittigsten Themen in Dubai. Die Emirate und mehrere andere Länder wollen weiter auf fossile Energien setzen und Technologien wie CO2-Speicherung oder -Abscheidung nutzen. Diese werden von Experten jedoch als wissenschaftlich umstritten, sehr teuer und nicht zeitnah im größeren Maßstab einsetzbar bewertet.

Kritik an Gesundheitserklärung

Gesundheitsexperten kritisierten zuvor zudem eine von etlichen Staaten verabschiedete Erklärung auf der Weltklimakonferenz als zu schwach. «Fossile Energien werden nicht einmal erwähnt, obwohl sie die Hauptschuld am Klimawandel und damit auch an den Gesundheitsauswirkungen tragen», sagte Expertin Jess Beagley von der Climate and Global Health Alliance, eines Zusammenschlusses von Gesundheitsorganisationen aus aller Welt, in Dubai. Auch andere Fachleute kritisierten die Verlautbarung.

«Ob es am Ende wirklich eine Gesundheits-COP ist, hängt davon ab, ob Staaten ambitionierte Entschlüsse zum Ausstieg aus fossilen Energien beschließen und umsetzen», sagte die Medizinerin Sophie Gepp vom Centre for Planetary Health Policy der Deutschen Presse-Agentur.

Die vom Gastgeber der Klimakonferenz - den Vereinigten Arabischen Emiraten - herausgegebene Erklärung, der sich mehr als 120 Länder angeschlossen haben, will zwar Forschung und Maßnahmen stärken, die gesundheitsgefährdende Folgen des Klimawandels verhindern - doch die Worte «fossile Energieträger» oder «Ausstieg aus fossilen Energien» sucht man in dem Text vergebens. Ob sich die Klimakonferenz im Ölstaat auf den weltweiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas einigen kann, gilt als einer der strittigsten Punkte auf der Klimakonferenz.

«Klimakrise und Gesundheitskrise ein und dasselbe»

Die Weltgesundheitsorganisation und mehr als 40 Medizinerinnen und Mediziner aus aller Welt riefen in Dubai dazu auf, den Ausstieg aus den Fossilen zu beschleunigen. Staatliche Regierungen sollten die Ankündigungen, die sie in Sachen Klimaschutz gemacht hätten, auch in die Tat umsetzen.

Die Gesundheitsexperten warnten vor «gefährlichen Ablenkungen» wie CO2-Speicherung oder Geoengineering, auf die einige Staaten ihre Hoffnung im Kampf gegen die Klimakrise setzen. Tatsächlich gelten diese Technologien jedoch als wissenschaftlich umstritten, sehr teuer und kaum im großen Maßstab skalierbar.

«Tatsache ist, dass die Klimakrise und die Gesundheitskrise ein und dasselbe sind», sagte der US-Sondergesandte John Kerry in Dubai. «Sie sind völlig miteinander verbunden.»

@ dpa.de