Banden, Kristersson

Kriminelle Gangs versetzen Schweden in Angst und Schrecken.

29.09.2023 - 09:58:06

Schweden will Militär um Hilfe gegen kriminelle Gangs bitten. Nach einer erneuten Eskalation der tödlichen Gewalt fasst die Regierung umfassende Maßnahmen ins Auge.

  • In Schweden eskaliert die Bandengewalt. Die Regierung wird sich nun mit der Polizei und dem Militär zusammensetzen. - Foto: Anders Wiklund/TT News Agency/AP/dpa

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  • Polizeieinsatz in Uppsala. In Schweden eskaliert die Bandengewalt. Die Regierung holt nun die Streitkräfte zu Hilfe. - Foto: Anders Wiklund/TT News Agency/AP/dpa

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In Schweden eskaliert die Bandengewalt. Die Regierung wird sich nun mit der Polizei und dem Militär zusammensetzen. - Foto: Anders Wiklund/TT News Agency/AP/dpaPolizeieinsatz in Uppsala. In Schweden eskaliert die Bandengewalt. Die Regierung holt nun die Streitkräfte zu Hilfe. - Foto: Anders Wiklund/TT News Agency/AP/dpa

Schweden könnte die tödliche Bandengewalt im Land schon bald mit Unterstützung des Militärs bekämpfen. Der konservative Ministerpräsident Ulf Kristersson deutete in einer Rede an die Nation an, dass die Streitkräfte des Landes eine Rolle bei dem Kampf gegen die kriminellen Gangs spielen könnten, die das skandinavische EU-Land seit längerem in Angst und Schrecken versetzen. «Wir werden die Gangs jagen und wir werden die Gangs besiegen», sagte Kristersson.

Schweden ringt seit Jahren mit einer grassierenden Bandenkriminalität, immer wieder kommt es dabei zu tödlichen Schüssen und vorsätzlich herbeigeführten Explosionen. In diesem Monat eskalierte die Gewalt abermals, was unter anderem mit einem vermuteten Konflikt innerhalb des kriminellen Foxtrot-Netzwerks zusammenhängen soll. Besonders die Hauptstadtregion rund um Stockholm und die nahe gelegene Universitätsstadt Uppsala sind davon betroffen. Elf Menschen wurden im September bereits erschossen, darunter auch Unbeteiligte. Zudem starb am Donnerstag eine junge Frau bei einer Explosion.

Immer häufiger zählen dabei Minderjährige zu Tätern und Opfern. Sie würden bewaffnet und mit Instruktionen ausgestattet, um Angriffe zu verüben, sagte der nationale Polizeichef Anders Thornberg am Freitag bei einer Pressekonferenz in Stockholm. Kinder kontaktierten die kriminellen Netzwerke sogar selbst, um einen Mord begehen zu dürfen.

Weitere Gewaltvorfälle erwartet

Leider spreche nur wenig dafür, dass die Gewalt bald aufhören werde, sagte Thornberg. Vielmehr halte man es für wahrscheinlich, dass es neue Gewaltvorfälle geben werde, ehe sich der Trend umkehre. Es handele sich um «terrorähnliche Gewalttaten». Nicht nur eine Grenze sei überschritten worden - sondern gleich mehrere.

Kristersson machte jahrelange politische Naivität für die dramatische Lage verantwortlich. «Eine verantwortungslose Einwanderungspolitik und eine gescheiterte Integration haben uns hierher geführt», sagte er in seiner am Donnerstagabend ausgestrahlten Ansprache. Ausgrenzung und Parallelgesellschaften böten den Nährboden für kriminelle Banden. «Dort können sie rücksichtslos Kinder anwerben und künftige Mörder ausbilden», sagte der Regierungschef.

Die schwedische Gesetzgebung sei nicht auf «Bandenkrieg und Kindersoldaten» ausgelegt, betonte der Konservative weiter. Seine Regierung ändere dies nun, sowohl in der Migrations- als auch in der Kriminalpolitik. Jugendgefängnisse sollten gebaut werden, um junge Straftäter von erwachsenen Kriminellen zu trennen. Außerdem werde daran gearbeitet, dass alle Kinder die schwedische Sprache lernten. Gang-Kriminelle werde man vor Gericht stellen. «Sind sie schwedische Staatsbürger, werden sie mit sehr langen Haftstrafen eingesperrt. Sind es ausländische Staatsbürger, werden sie außerdem ausgewiesen.»

Treffen mit Militär und Polizei geplant

Kristersson wollte sich noch am Freitag mit Thornberg und dem militärischen Oberbefehlshaber Micael Bydén abstimmen, inwieweit die Streitkräfte der Polizei bei der Bekämpfung der Banden helfen könnten. Thornberg betonte zwar, dass Polizei und Militär schon heute eng zusammenarbeiten würden. Er signalisierte aber zugleich Interesse an dieser Hilfe: Er würde es unter anderem gerne sehen, wenn das Militär Expertenwissen zur Verfügung stellen und die Polizei etwa bei der Überwachung und Logistik entlasten könnte. «Es wäre vernünftig, die Streitkräfte auf ähnliche Weise einsetzen zu können, als hätten wir einen Terroranschlag», sagte Thornberg.

@ dpa.de