Israel, Terroristen

Israels Führung setzt den Gaza-Krieg ungeachtet zunehmenden Drucks aus dem In- und Ausland fort.

15.01.2024 - 05:17:13

Israel: Etwa 9000 Terroristen getötet. Derweil bleibt die Lage im Roten Meer angespannt. Die News im Überblick.

  • Huthi-Kämpfer und Stammesangehörige bei einer Kundgebung gegen die Angriffe der USA und Großbritanniens. - Foto: -/AP/dpa

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  • Israels Führung setzt den Gaza-Krieg ungeachtet zunehmenden Drucks aus dem In- und Ausland fort. Bisher seien etwa 9000 Terroristen der Hamas und anderer Terrorgruppen «eliminiert» worden. - Foto: Ohad Zwigenberg/AP

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Huthi-Kämpfer und Stammesangehörige bei einer Kundgebung gegen die Angriffe der USA und Großbritanniens. - Foto: -/AP/dpaIsraels Führung setzt den Gaza-Krieg ungeachtet zunehmenden Drucks aus dem In- und Ausland fort. Bisher seien etwa 9000 Terroristen der Hamas und anderer Terrorgruppen «eliminiert» worden. - Foto: Ohad Zwigenberg/AP

Im Gaza-Krieg hat Israels Armee nach eigenen Angaben inzwischen Tausende Terroristen und Dutzende ihrer Anführer getötet, doch noch immer befinden sich mehr als 130 Geiseln in deren Gewalt. Bisher seien etwa 9000 Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Terrorgruppen «eliminiert» worden, wie aus einer anlässlich des 100. Kriegstags veröffentlichten Datenauflistung der Armee hervorgeht.

An die Angehörigen der noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln gerichtet, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Abend: «Wir können das Ausmaß Ihres Schmerzes nicht ermessen, aber wir wissen, dass die Rückkehr Ihrer Angehörigen, unserer Angehörigen, unser moralischer Kompass ist».

Huthi-Rebellen feuern erneut Rakete ab

Das US-Militär hat unterdessen im Süden des Roten Meeres eigenen Angaben zufolge erneut eine Rakete der im Jemen basierten Huthi-Rebellen abgewehrt. Die mit Israel verfeindeten Huthi hätten den Anti-Schiffs-Marschflugkörper gegen 16.45 Uhr Ortszeit in Richtung eines Zerstörers der US-Marine abgefeuert, teilte das zuständige Regionalkommando des US-Militärs in der Nacht via X, vormals Twitter, mit. Die Rakete sei in der Nähe der Küste des Jemens von Hudaida von der US-Luftwaffe abgefangen worden. Berichte über Verletzte oder Schäden gab es demnach nicht.

Der Jemen ist einem führenden Mitglied der Huthi-Bewegung zufolge bereit, Krieg gegen die USA zu führen. Das hochrangige Mitglied der militant-islamistischen Gruppe, Ali al-Kahum, sagte in einem Interview mit Irans Staatsagentur Irna: «Die jemenitische Führung, die Streitkräfte und das Volk sind voll und ganz bereit, in einen direkten und umfassenden Krieg mit dem Großen Satan einzutreten, um Palästina zu verteidigen.» Nach den letzten Luftangriffen der USA auf Huthi-Ziele warnte Al-Kahum: «Nach dieser Aggression wird sich der Jemen in einen Friedhof für die Amerikaner verwandeln.»

Seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges greifen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Große Reedereien meiden zunehmend die wichtige Handelsroute. Wegen des Vorgehens der Huthi attackierten die USA und Großbritannien zuletzt Stellungen der Rebellen im Jemen, unterstützt von den Niederlanden, Kanada, Australien und Bahrain.

Iran: USA müssen den Gaza-Krieg aufhalten

Der Iran forderte eigenen Angaben zufolge die USA dazu auf, sich für ein Ende des Gaza-Kriegs einzusetzen. «Wir haben Amerika in verschiedenen Botschaften über die Schweiz auf die Notwendigkeit hingewiesen und gewarnt, den Krieg in Gaza zu beenden», sagte Außenminister Hussein Amirabdollahian in Teheran. Die Schweiz vertritt im Iran Interessen der USA, beide Länder haben seit mehr als 44 Jahren keine diplomatischen Beziehungen mehr.

Hamas-Behörde: Mehr als 130 Tote binnen 24 Stunden

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde binnen 24 Stunden weitere 132 Menschen getötet worden. Die Zahl der insgesamt seit Kriegsbeginn getöteten Palästinenser sei auf rund 24.100 gestiegen, teilte die Behörde mit. Demnach wurden zudem 60.834 Menschen verletzt. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen im Süden Israels ein Massaker verübt. Dabei töteten sie 1200 Menschen und verschleppten mehr als 240 weitere in den Gazastreifen. Israel versucht seitdem mit Luftangriffen und einer Bodenoffensive, die militärische Infrastruktur der Hamas im Gazastreifen zu zerschlagen. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden in dem Gebiet bereits fast 24.000 Menschen getötet. Bei dieser unabhängig nicht überprüfbaren Zahl wird nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden.

Wegen der hohen Zahl ziviler Todesopfer und der weiterhin katastrophalen humanitären Lage steht Israel international immer mehr unter Druck. Während einer Feuerpause waren im November 105 Geiseln im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge freigekommen. Nach Schätzung Israels werden noch mehr als 130 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, von denen aber 25 vermutlich nicht mehr am Leben sind. Israels Armee will nach Angaben von Generalstabschef Herzi Halevi den militärischen Druck auf die Hamas weiter erhöhen. «Druck, der zur Zerschlagung der Hamas und zur Rückkehr der Geiseln führt», sagte er.

Verteidigungsminister: Hamas will Krieg ins Westjordanland tragen

Der innenpolitisch wegen der Geiselfrage zunehmend unter Druck stehende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schwor sein Volk auf einen noch langen Kampf ein. Armeesprecher Hagari sagte dazu am Abend: «Hier gibt es keine Abkürzungen; es braucht Zeit und vor allem Ausdauer.» Nach Darstellung von Verteidigungsminister Joav Galant will die Hamas den Gaza-Krieg nun ins Westjordanland tragen.

Der Hamas sei es mit ihrem Terrorüberfall nicht gelungen, die Israelis zu demoralisieren oder einen Keil zwischen Israel und die USA zu treiben, sagte Galant bei einer Besprechung mit Kommandeuren des von Israel besetzten Westjordanlandes. Deshalb sinne sie jetzt darauf, das Westjordanland und den Tempelberg, eine sowohl den Juden als auch Muslimen heilige Stätte, «in Brand zu stecken».

Die Spannungen und Konflikte im Westjordanland haben sich seit dem Beginn des Gaza-Kriegs verschärft. Das israelische Militär erschoss nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in der Nähe von Ramallah zwei Jugendliche. Die israelische Armee gab am Aabend bekannt, dass ihre Soldaten das Feuer auf zwei Palästinenser eröffnet hätten, die einen Sprengkörper gegen einen Militärstützpunkt geworfen haben sollen.

Eine Tote nach mutmaßlichem Anschlag bei Tel Aviv

Bei einem Anschlag in der Nähe der israelischen Küstenstadt Tel Aviv sind eine Frau getötet und mehr als ein Dutzend Menschen verletzt worden. Die 70-jährige Frau sei ihren schweren Verletzungen erlegen, teilte das örtliche Krankenhaus mit. Nach Angaben des Rettungsdiensts Magen David Adom wurden mindestens 17 Menschen in Raanana verletzt. Die israelische Polizei gab die Zahl der Verletzten zunächst mit 13 an. Polizeikommandant Avi Bitton sprach Medienberichten zufolge von einem «sehr schweren Terroranschlag».

Den Angaben nach wurden zwei mutmaßlich palästinensische Einwohner der Stadt Hebron festgenommen. Die beiden Tatverdächtigen sollen mit gestohlenen Autos an mehreren Orten Menschen gerammt haben. Sanitätern zufolge wurden zudem Menschen mit Stichverletzungen behandelt.

Berlin-Besuch: Familien der Geiseln hoffen auf Verhandlungen

Angehörige von israelischen Geiseln mit deutschem Hintergrund drängten bei einem Besuch in Berlin auf Bemühungen für deren Freilassung. «Wir hoffen, dass Verhandlungen sehr bald zu einem Abkommen führen», sagte Efrat Machikawa, deren Onkel Gadi Mozes verschleppt wurde, bei einer Pressekonferenz in der israelischen Botschaft. Sie wolle Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einem anstehenden Treffen darum bitten, dem Golfemirat Katar für seine vermittelnde Rolle zu danken. Konkrete Aussichten auf erneute Freilassungen gibt es derzeit nicht.

Machikawa ist eine von 21 Angehörigen, die zum Anlass des 100. Tages seit der verheerenden Terrorattacke der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen auf Israel und der Verschleppung von rund 240 Menschen in den Gazastreifen nach Berlin kamen.

Israelischer Fußballprofi kehrt aus Türkei nach Israel zurück

Der israelische Fußballprofi Sagiv Jehezkel soll nach seiner vorübergehenden Festnahme in der Türkei noch heute nach Israel zurückkehren. Das teilte das israelische Außenministerium mit. «Die Türkei ist zu einer dunklen Diktatur geworden, die gegen humanitäre Werte und die Werte des Sports arbeitet», sagte Außenminister Israel Katz den Angaben zufolge. Nach seinem öffentlichen Gedenken an das Hamas-Massaker vom 7. Oktober in Israel in der türkischen Süperlig war Jehezkel festgenommen worden. Dem Spieler des Erstligisten Antalyaspor werde Volksverhetzung vorgeworfen, hatte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu zuvor berichtet.

Jehezkel hatte im Spiel gegen Trabzonspor am Sonntag nach einem Ausgleichstreffer seinen bandagierten Arm in die Kameras gehalten. Darauf stand auf Englisch handschriftlich der Hinweis «100 Tage» sowie das Datum 7.10. und ein Davidstern. Der Club stellte den 28 Jahre alten Flügelspieler umgehend frei.

@ dpa.de