Scheideweg, Argentinier

Immer weiter so oder eine radikale Kehrtwende? Bei der Stichwahl geht es um die Zukunft der von hoher Inflation, Armut und Schulden geplagten zweitgrößten Wirtschaft Südamerikas.

19.11.2023 - 02:54:01

Am Scheideweg: Argentinier wählen neuen Staatschef

  • Regierungskandidat Sergio Massa dürfte die bisherige Politik mit massiven Eingriffen des Staates in die Wirtschaft und umfangreichen Sozialprogrammen grundsätzlich fortsetzen. - Foto: Matias Delacroix/AP

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  • Rund 35 Millionen Menschen sind in Argentinien zur Wahl aufgerufen. Es herrscht Wahlpflicht. - Foto: Matias Delacroix/AP/dpa

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  • Präsidentschaftskandidat Javier Milei gibt in einem Wahllokal in Buenos Aires seine Stimme ab. - Foto: Natacha Pisarenko/AP/dpa

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  • Sergio Massa gibt nach seiner Stimmabgabe ein Statement ab. - Foto: Gustavo Garello/AP/dpa

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  • Rund 35 Millionen Menschen sind in Argentinien zur Wahl aufgerufen. Es herrscht Wahlpflicht. - Foto: Santiago Mazzarovich/dpa

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Regierungskandidat Sergio Massa dürfte die bisherige Politik mit massiven Eingriffen des Staates in die Wirtschaft und umfangreichen Sozialprogrammen grundsätzlich fortsetzen. - Foto: Matias Delacroix/APRund 35 Millionen Menschen sind in Argentinien zur Wahl aufgerufen. Es herrscht Wahlpflicht. - Foto: Matias Delacroix/AP/dpaPräsidentschaftskandidat Javier Milei gibt in einem Wahllokal in Buenos Aires seine Stimme ab. - Foto: Natacha Pisarenko/AP/dpaSergio Massa gibt nach seiner Stimmabgabe ein Statement ab. - Foto: Gustavo Garello/AP/dpaRund 35 Millionen Menschen sind in Argentinien zur Wahl aufgerufen. Es herrscht Wahlpflicht. - Foto: Santiago Mazzarovich/dpa

Inmitten einer schweren Wirtschaftskrise wählen die Argentinier einen neuen Präsidenten. Bei der heutigen Stichwahl tritt Wirtschaftsminister Sergio Massa von den regierenden Peronisten gegen den libertären Populisten Javier Milei an. In den jüngsten Umfragen lagen die beiden fast gleichauf.

«Wir entscheiden darüber, in welchem Land wir in den kommenden Jahren leben werden», sagte Massa nach seiner Stimmabgabe. Rund 35 Millionen Menschen sind zur Wahl aufgerufen. Es herrscht Wahlpflicht. Der amtierende Staatschef Alberto Fernández sagte in der Hauptstadt Buenos Aires: «Wir müssen die Demokratie respektieren und bewahren.»

Argentinien steht vor einer echten Richtungsentscheidung: Während Wirtschaftsminister Massa für eine Fortsetzung der Regierungspolitik mit starken Eingriffen des Staates in die Wirtschaft steht, verspricht der selbst ernannte «Anarchokapitalist» Milei eine radikale Kehrtwende: Er will den US-Dollar als gesetzliches Zahlungsmittel einführen, die Zentralbank sowie viele Ministerien abschaffen und die Sozialausgaben radikal kürzen.

Mileis «extreme Ansichten» kommen bei jungen Wählern gut an

«Niemand mit so extremen Ansichten in Wirtschaftsfragen ist je zum Präsidenten eines südamerikanischen Landes gewählt worden», sagte der Ökonom Mark Weisbrot vom US-Forschungsinstitut Center for Economic and Policy Research. «Er erkennt kaum eine legitime Rolle der Regierung in einigen der wichtigsten Politikbereiche an, die die meisten Menschen als notwendig für eine demokratische, humane und stabile Gesellschaft ansehen.»

Die von Milei geplante Radikalkur kommt vor allem bei jungen Leuten gut an. Viele kennen nur ein Leben im ständigen Krisenmodus, sind vom politischen Establishment enttäuscht und wollen einen Neuanfang.

Massa pumpte zuletzt Milliarden in die Wirtschaft

Regierungskandidat Massa hingegen dürfte die bisherige Politik mit massiven staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft und umfangreichen Sozialprogrammen grundsätzlich fortsetzen. Zuletzt griff er tief in die Staatskasse, um die Wähler bei Laune zu halten. Er ordnete massenhafte Neueinstellungen im öffentlichen Dienst an, genehmigte höhere Freibeträge bei der Einkommensteuer und gewährte Einmalzahlungen für Angestellte und Pensionäre. Medienberichten zufolge pumpte Massa in den vergangenen Monaten umgerechnet mehrere Milliarden Euro in die Wirtschaft, rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Mitte-links-Politiker schürte zuletzt die Angst vor einem sozialen Kahlschlag, sollte sein Rivale Milei die Wahl gewinnen.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die Inflationsrate liegt bei über 140 Prozent, rund 40 Prozent der Menschen in dem einst reichen Land leben unterhalb der Armutsgrenze. Argentinien leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht. Die Landeswährung Peso verliert gegenüber dem US-Dollar immer weiter an Wert, der Schuldenberg wächst ständig.

@ dpa.de