Militäreinsatz, Berg-Karabach

Im Südkaukasus deutet sich ein neuer Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan an.

19.09.2023 - 14:13:31

Berg-Karabach: Armenien ruft UN und Russland zu Hilfe. Baku hat mit dem massivem Beschuss der Region Berg-Karabach begonnen. Armenien ruft die UN und Russland zu Hilfe.

  • Aaserbaidschanische Panzer bei Kalbajar (Archivbild). - Foto: Emrah Gurel/AP/dpa

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  • Videostandbild vom aserbaidschanischen Verteidigungsministerium: Rauch steigt über einem Gebiet auf, in dem sich nach aserbaidschanischen Angaben Stellungen der armenischen Streitkräfte befinden. - Foto: ---/Defense Ministry of Azerbaijan/AP/dpa

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  • Ein armenischer Soldat in der Nähe von Charektar in der separatistischen Region Berg-Karabach. - Foto: Sergei Grits/AP/dpa

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Aaserbaidschanische Panzer bei Kalbajar (Archivbild). - Foto: Emrah Gurel/AP/dpaVideostandbild vom aserbaidschanischen Verteidigungsministerium: Rauch steigt über einem Gebiet auf, in dem sich nach aserbaidschanischen Angaben Stellungen der armenischen Streitkräfte befinden. - Foto: ---/Defense Ministry of Azerbaijan/AP/dpaEin armenischer Soldat in der Nähe von Charektar in der separatistischen Region Berg-Karabach. - Foto: Sergei Grits/AP/dpa

Die Ex-Sowjetrepublik Armenien im Südkaukasus hat den UN-Sicherheitsrat und Russland zu Maßnahmen zur Beendigung des von Aserbaidschan begonnenen Militäreinsatzes in der Konfliktregion Berg-Karabach aufgefordert. Es seien «klare und eindeutige Schritte zur Beendigung der aserbaidschanischen Aggression» nötig, heißt es in einer von armenischen Medien verbreiteten Mitteilung des Außenministeriums in Eriwan. Regierungschef Nikol Paschinjan hat wegen der Eskalation derweil eine Dringlichkeitssitzung des nationalen Sicherheitsrats einberufen.

Militäreinsatz zur Rückholung von Berg-Karabach

Aserbaidschan hatte am Morgen einen neuen Militäreinsatz zur Eroberung der Konfliktregion Berg-Karabach gestartet. Das Verteidigungsministerium in Baku sprach zur Begründung von einer «Antiterroroperation lokalen Charakters zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung» in der Region.

Der Mitteilung aus Baku zufolge dient der Militäreinsatz dazu, den nach dem letzten Berg-Karabach-Krieg 2020 im Waffenstillstand festgeschriebenen Rückzug armenischer Truppen aus dem Gebiet durchzusetzen. Es werde nur auf militärische Ziele geschossen, behauptete das aserbaidschanische Verteidigungsministerium. Den Angaben aus Baku zufolge wurden zuvor zunächst eigene Stellungen von armenischer Artillerie angegriffen und mehrere Soldaten verletzt.

Widersprüchliche Angaben zu Beschuss

Der frühere Regierungschef der international nicht anerkannten Republik Arzach in Berg-Karabach, Ruben Wardanjan, berichtete hingegen auf seinem Telegram-Kanal von massivem Artilleriefeuer auf das Gebiet. «Die Führung von Armenien muss Arzach anerkennen und sich dem Schutz unserer Bürger anschließen», forderte er als Konsequenz.

Die Anschuldigungen aus Baku wies auch die aktuelle Führung der Konfliktregion um die Hauptstadt Stepanakert zurück. Die Verteidigungskräfte hielten sich an den Waffenstillstand, teilte das Verteidigungsministerium von Arzach in einer Pressemitteilung mit. Der Vorwurf, die Feuerpause gebrochen und zwei aserbaidschanische Soldaten verletzt zu haben, sei «erlogen und entspricht nicht den Tatsachen», heißt es in einer Mitteilung.

Viel umkämpfte Region Berg-Karabach

Das christlich-orthodoxe Armenien und das muslimische Aserbaidschan sind seit langem verfeindet. Größter Zankapfel zwischen Eriwan und Baku ist die Enklave Berg-Karabach, die zu Aserbaidschan gehört, aber von Armeniern bewohnt wird. Nach einem Krieg Anfang der 1990er Jahre hatte zunächst Armenien die Oberhand. In einem zweiten Krieg 2020 siegte das mit Geld aus dem Öl- und Gasgeschäft hochgerüstete Aserbaidschan und eroberte eigenes Territorium zurück.

In kürzeren Militäraktionen danach besetzte Baku auch etwa 150 Quadratkilometer armenisches Staatsgebiet. Das Außenministerium von Armenien verlangte in der vergangenen Woche, dass Aserbaidschan diese Gebiete räume. Baku erwiderte, dass Armenien immer noch acht aserbaidschanische Dörfer besetzt halte.

Lebensmittel und Medikamente fehlen

Baku blockiert seit Monaten die Verbindung der etwa 120.000 Karabach-Armenier nach Armenien. In dem Gebiet fehlt es an Lebensmitteln und Medikamenten.

Aserbaidschan wird in dem Konflikt von der Türkei unterstützt, während Russland als traditionelle Schutzmacht Armeniens an Einfluss verliert. «Infolge der Ereignisse in der Ukraine haben sich die Möglichkeiten Russlands verändert», sagte kürzlich Regierungschef Paschinjan in einem Interview mit dem US-Medium «Politico». Sein Land wolle künftig vermeiden, von äußeren Beschützern abhängig zu sein.

@ dpa.de