Gaza-Krieg, Israel

Im Gaza-Krieg werden die Rufe nach humanitären Feuerpausen lauter.

27.10.2023 - 07:50:43

Gaza-Krieg: Israel spricht von Angriffen mit 8000 Raketen. Im Gazastreifen sollen nach Hamas-Angaben innerhalb von 24 Stunden 481 Menschen ums Leben gekommen sein. Die News.

  • Die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der palästinensischen Terrororganisation Hamas geh weiter: Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen auf. - Foto: Francisco Seco/AP/dpa

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  • Israelische Grenzpolizisten stehen während der Freitagsgebete vor der Altstadt Jerusalems. - Foto: Mahmoud illean/AP/dpa

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  • Palästinenser stehen Schlange, um Trinkwasser aus einer Wasseraufbereitungsanlage zu holen. - Foto: Hassan Eslaiah/AP/dpa

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Die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der palästinensischen Terrororganisation Hamas geh weiter: Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen auf. - Foto: Francisco Seco/AP/dpaIsraelische Grenzpolizisten stehen während der Freitagsgebete vor der Altstadt Jerusalems. - Foto: Mahmoud illean/AP/dpaPalästinenser stehen Schlange, um Trinkwasser aus einer Wasseraufbereitungsanlage zu holen. - Foto: Hassan Eslaiah/AP/dpa

Während das israelische Militär das massive Bombardement im Gazastreifen in Vorbereitung einer Bodenoffensive gegen die islamistischen Hamas-Angreifer fortsetzt, wird die Rolle der USA scheinbar immer bedeutender. Nicht nur verstärken die USA ihre Militärpräsenz im Nahen Osten, auch Warnungen werden direkt an Washington gesendet.

USA befürworten begrenzte Feuerpause

Die Staaten der Europäischen Union (EU) fordern in einem Gipfelbeschluss Feuerpausen und geschützte Korridore für Hilfslieferungen an die notleidende Zivilbevölkerung in Gaza. Auch die US-Regierung hat sich dafür ausgesprochen, begrenzte humanitäre Feuerpausen im Gaza-Krieg in Betracht zu ziehen.

«Dabei handelt es sich um örtlich begrenzte, zeitlich begrenzte, spezifische Pausen auf dem Schlachtfeld, damit humanitäre Hilfe zu den Bedürftigen gelangen kann oder die Menschen das Gebiet in relativer Sicherheit verlassen können», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby.

Tausende Deutsche trotz Gaza-Krieg noch im Nahen Osten

In der Krisenregion im Nahen Osten befinden sich trotz des Gaza-Kriegs noch immer einige tausend deutsche Staatsbürger. Nach Angaben des Auswärtigen Amts vom Freitag sind derzeit etwa 2700 Deutsche in Israel. Im Nachbarland Libanon, wo die Bundesrepublik ihre Staatsbürger ausdrücklich zur Ausreise aufgerufen hat, sind es demnach knapp 1100.

Im Gazastreifen geht das Berliner Ministerium von einer «niedrigen dreistelligen» Personenzahl aus. Insgesamt sollen es in den Palästinensergebieten etwa 490 Menschen sein. Gezählt werden dabei aber ausschließlich jene Bundesbürger, die sich freiwillig auf einer Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts eingetragen haben.

Kampfhandlungen gehen auf beiden Seiten weiter

Das israelische Militär setzt unterdessen den Kampf gegen die Hamas fort. Die Armee griff nach eigenen Angaben in den vergangenen 24 Stunden mehr als 250 Ziele im Gazastreifen an. Darunter seien Tunnel der islamistischen Hamas sowie operative Hauptquartiere und Raketenabschussrampen, teilte die Armee mit. «Dutzende» Hamas-Mitglieder seien getroffen worden.

Dabei soll den Angaben nach auch ein ranghoher Hamas-Befehlshaber getötet worden sein. Der Kommandeur Madhat Mubaschar sei an mehreren Sprengstoff- und Scharfschützenangriffen auf israelische Zivilisten und Soldaten beteiligt gewesen, hieß es in der Mitteilung des Militärs.

Zudem sei in der Nacht eine Drohne aufgrund eines «technischen Fehlers» im Gazastreifen abgestürzt. Es bestehe jedoch keine Gefahr, dass vertrauliche Informationen nach außen dringen. Der Vorfall werde untersucht.

In der vorherigen Nacht hatten israelische Kampfpanzer im Norden einen Vorstoß unternommen, während die Luftwaffe weiter Stellungen der Hamas bombardierte. Eine Bodenoffensive Israels wird seit längerem erwartet.

Beim Einschlag einer Rakete in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv wurden Helfern zufolge drei Menschen verletzt. Ein etwa 20-jähriger Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom mit. Zwei weitere Menschen seien leicht verletzt worden. Der militärische Arm der Hamas im Gazastreifen teilte mit, die Raketen auf Tel Aviv abgefeuert zu haben.

Auch während der heftigen Luftangriffe griffen militante Palästinenser im Gazastreifen erneut israelische Ortschaften mit Raketen an. Nach israelischen Angaben feuerten sie seit Kriegsbeginn rund 8000 Raketen auf Israel ab. Diese meisten davon werden von Israels Raketenabwehrsystem abgefangen.

Hamas-Behörden melden 481 Tote im Gazastreifen in 24 Stunden

Im Gazastreifen sollen nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde innerhalb von 24 Stunden 481 Menschen durch israelische Raketenangriffe ums Leben gekommen sein. In den Tagen davor sollen es manchmal deutlich mehr gewesen sein. Die Bilanz stammte von Donnerstag 18.00 Uhr, wie das UN-Nothilfebüro OCHA berichtete. Unabhängig prüfen lassen sich die Informationen nicht.

OCHA nannte auch eine Schadensbilanz der Hamas-Behörden: Demnach sollen 45 Prozent aller Häuser im Gazastreifen durch die israelischen Angriffe zerstört (gut 16.000), unbewohnbar (gut 11.000) oder beschädigt (rund 150.000) worden sein. Das israelische Militär sagt, Hamas verstecke legitime militärische Ziele zwischen den Häusern.

Die Zahl der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln ist indes höher als bisher von Israel angenommen. Man habe die Familien von 229 Geiseln informiert, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Morgen. Das sind fünf mehr als noch am Vortag. Es werde erwartet, dass die Zahl noch steigen könnte.

Palästinenser: Vier Tote bei Konfrontationen im Westjordanland

Bei Konfrontationen mit dem israelischen Militär im Westjordanland wurden nach palästinensischen Angaben außerdem vier Menschen getötet. In der Stadt Dschenin seien drei Palästinenser durch israelische Schüsse ums Leben gekommen, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit.

Ein weiterer Palästinenser sei in der Stadt Kalkilija getötet worden. Dem israelischen Militär zufolge soll es sich bei mindestens einem Toten in Dschenin um ein Mitglied einer militanten Palästinenserorganisation gehandelt haben.

Nach Angaben der Armee fanden in der Nacht in mehreren Städten Razzien im Westjordanland statt. 36 gesuchte Personen seien festgenommen worden. Sie stünden im Verdacht, «in terroristische Aktivitäten verwickelt zu sein», teilte das Militär auf Nachfrage mit. Unter den Festgenommenen sind demnach 17 Mitglieder der islamistischen Hamas.

Drohne geht in Ägypten nahe israelischer Grenze nieder

Im ägyptischen Ort Taba ging nahe der Grenze zu Israel eine Drohne nieder. Sechs Menschen seien verletzt worden, sagte ein Sprecher der ägyptischen Armee. Eine «anonyme gelenkte Drohne» sei in Nähe des Krankenhauses von Taba niedergegangen. «Der Vorfall wird von einem Sonderausschuss der betroffenen Behörden untersucht», teilte der Sprecher mit. 

Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News hatte vorher dagegen von einer Rakete berichtet und eine mögliche Reaktion nicht ausgeschlossen. «Sobald die Verantwortlichen hinter dem Raketenangriff feststehen, stehen alle Optionen zur Verfügung, um damit umzugehen», berichtete der Sender unter Berufung auf einen Regierungsverteter. Ägypten behalte sich das Recht vor, zu reagieren.

Israels Armee erklärte, die Drohne sei aus «Nähe des Roten Meers» gekommen. Israelische Kampfjets seien schnell in die Gegend beordert worden, sagte Armeesprecher Daniel Hagari laut israelischen Medien. Israel werde mit Ägypten und den USA an einer «verstärkte Verteidigung gegen Bedrohungen aus Nähe des Roten Meers» arbeiten. 

Der Verdacht richtete sich gegen die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen, die vom Süden der Arabischen Halbinsel mutmaßlich Ziele in Israel angriffen. Die Rebellen werden vom Iran unterstützt.

USA verstärken Militärpräsenz im Nahen Osten

Das US-Militär hat derweil angesichts des Gaza-Kriegs rund 900 Soldaten in den Nahen Osten verlegt. Sie würden nicht nach Israel geschickt, sondern sollten Einheiten unterstützen, die sich bereits in der Region befänden, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Donnerstag. Zur Abschreckung regionaler Akteure haben die USA bereits mehrere Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge ins östliche Mittelmeer verlegt, US-Truppen wurden in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt.

Iran warnt Washington

Irans Außenminister warnte die USA vor einer direkten Verwicklung in den Konflikt. Sollte der «Völkermord in Gaza weitergehen, werden sie von diesem Feuer nicht verschont bleiben», sagte Hussein Amirabdollahian laut einem Transkript seiner Rede bei einer Sondersitzung der UN-Vollversammlung in New York.

«Ich sage den amerikanischen Staatsmännern und Streitkräften, die jetzt den Völkermord in Palästina handhaben, ganz offen, dass wir die Ausweitung und das Ausmaß des Krieges in der Region nicht begrüßen.»

Israel verurteilte seinerseits ein Treffen russischer Diplomaten mit Vertretern der Hamas in Moskau. «Wir fordern die russische Regierung auf, die Hamas-Terroristen unverzüglich auszuweisen», teilte der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Lior Haiat, mit.

Die hohen Hamas-Funktionäre hätten an ihren Händen das Blut von 1400 getöteten Israelis, «die abgeschlachtet, ermordet, hingerichtet und verbrannt wurden». Russlands Außenministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass Diplomaten in Moskau mit Hamas-Vertretern unter anderem über die Freilassung ausländischer Geiseln sprachen.

USA fliegen Luftangriffe auf Iran-gestützte Milizen in Syrien

Die USA fliegen derweil im Osten Syriens als Reaktion auf Angriffe proiranischer Milizen Luftangriffe. Ziele seien zwei Einrichtungen gewesen, die von Irans Revolutionsgarden sowie deren Verbündeten genutzt würden, teilte das US-Verteidigungsministerium in Washington mit. Die US-Angriffe lassen Sorgen einer möglichen Eskalation auch in Syrien wachsen vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas.

Die Angriffe seien ein Akt der Selbstverteidigung zum Schutz von US-Personal und hätten nichts mit dem derzeitigen Konflikt zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen zu tun, betonte das Pentagon. «Die USA suchen keinen Konflikt (...), aber diese vom Iran unterstützen Angriffe auf US-Militär sind inakzeptabel und müssen aufhören», hieß es in der Mitteilung weiter.

@ dpa.de

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