Botschaft, Koran

Erneut soll bei einer Protestaktion in Schweden ein Koran-Exemplar angezündet werden.

20.07.2023 - 12:03:01

Irak droht Schweden mit Abbruch der Beziehungen. Die Wut darüber entlädt sich im Irak schon vorab - auch auf diplomatischer Ebene.

  • Anhänger des schiitischen Geistlichen Muqtada al-Sadr halten den Koran, das heilige Buch der Muslime, während einer Demonstration vor der schwedischen Botschaft hoch. - Foto: Hadi Mizban/AP

    Hadi Mizban/AP

  • Demonstranten erklimmen eine Mauer an der schwedischen Botschaft. - Foto: Ali Jabar/AP/dpa

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Anhänger des schiitischen Geistlichen Muqtada al-Sadr halten den Koran, das heilige Buch der Muslime, während einer Demonstration vor der schwedischen Botschaft hoch. - Foto: Hadi Mizban/APDemonstranten erklimmen eine Mauer an der schwedischen Botschaft. - Foto: Ali Jabar/AP/dpa

Als Reaktion auf eine geplante Koranverbrennung in Schweden hat der Irak den schwedischen Botschafter ausgewiesen. Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani forderte den Diplomaten auf, «das irakische Territorium zu verlassen». Zugleich kündigte das irakische Außenministerium an, den Geschäftsträger aus der irakischen Botschaft in der schwedischen Hauptstadt Stockholm zurückzurufen.

Wenige Stunden zuvor drohte der Irak dem Land mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Wenn dort wie im Juni erneut ein Koran-Exemplar angezündet würde, werde der Irak die Beziehungen zu Schweden abbrechen, teilt das Büro von Ministerpräsident Mohammed al-Sudani nach einem Krisentreffen mit. Man habe die schwedische Regierung darüber «auf diplomatischen Kanälen» informiert, erklärt das Büro bei Twitter.

In der Nacht hatten sich Hunderte Demonstranten an der schwedischen Botschaft in der irakischen Hauptstadt Bagdad versammelt. Viele kletterten laut Augenzeugen über Absperrungen, einige drangen bis ins Gebäude vor, wie auf in sozialen Netzwerken geteilten Videos zu sehen war. Einige legten Feuer, von dem Gebäude stieg Rauch auf. Am Morgen beruhigte sich die Lage.

Koran und iranische Flagge sollten verbrannt werden

Der schwedische Außenminister Tobias Billström bestätigte, dass bei dem Sturm der Demonstranten die Botschaftskanzlei verwüstet und in Brand gesteckt wurde. Er verurteilte den Vorfall und übte scharfe Kritik an den Behörden vor Ort.

Hintergrund war die Genehmigung einer Versammlung in Schweden, die an diesem Donnerstag vor der irakischen Botschaft in Stockholm stattfinden sollte. Nach Angaben der schwedischen Nachrichtenagentur TT wollte dabei eine Person einen Koran und eine irakische Flagge verbrennen. Nur zwei Personen sollen demnach an der Demonstration teilnehmen. Eine Koranverbrennung im Juni hatte unter anderem in der arabischen Welt für Empörung gesorgt, im Irak kam es zu mehrtägigen Protesten.

Irakisches Außenministerium verurteilt Angriff

Schon Ende Juni war bei einer Demonstration vor der Stockholmer Moschee ein Koran-Exemplar angezündet worden. Im Irak kam es zu umfangreichen Protesten. Marokko zog seinen Botschafter aus Schweden ab, Saudi-Arabien bestellte den schwedischen Botschafter ein. Auch Papst Franziskus äußerte sich zu dem Vorfall und zeigte sich «wütend und angewidert». Mutwillige Koranschändungen gelten im Islam als blasphemisch. In vielen islamischen Ländern drohen dafür Strafen.

Das irakische Außenministerium verurteilte den Angriff auf die schwedische Botschaft in Bagdad auf das Schärfste. Es sei eine Attacke auf eine diplomatische Einrichtung.

Der schiitische Al-Sadr ist einer der einflussreichsten Geistlichen im arabischen Raum. Seine islamistische Bewegung setzt sich zusammen aus Millionen vorwiegend ärmerer Menschen aus dem städtischen Raum. Nach einer langen politischen Krise hatten seine Anhänger 2022 unter anderem den Regierungspalast mit dem Büro des Ministerpräsidenten in Bagdad sowie das Parlamentsgebäude gestürmt und besetzt. Al-Sadr hatte nach der Koranverbrennung im Juni auch zu einem «wütenden Protest» vor der schwedischen Botschaft aufgerufen.

@ dpa.de