Irak, Schweden

Erneut soll bei einer Protestaktion in Schweden ein Koran-Exemplar angezündet werden.

20.07.2023 - 05:52:39

Irak: Demonstranten stürmen schwedische Botschaft. Die Wut darüber entlädt sich im Irak schon vorab.

  • Anhänger des schiitischen Geistlichen Muqtada al-Sadr halten den Koran, das heilige Buch der Muslime, während einer Demonstration vor der schwedischen Botschaft hoch. - Foto: Hadi Mizban/AP

    Hadi Mizban/AP

  • Demonstranten erklimmen eine Mauer an der schwedischen Botschaft. - Foto: Ali Jabar/AP/dpa

    Ali Jabar/AP/dpa

Anhänger des schiitischen Geistlichen Muqtada al-Sadr halten den Koran, das heilige Buch der Muslime, während einer Demonstration vor der schwedischen Botschaft hoch. - Foto: Hadi Mizban/APDemonstranten erklimmen eine Mauer an der schwedischen Botschaft. - Foto: Ali Jabar/AP/dpa

Nach Ankündigung einer weiteren geplanten Koranverbrennung in Schweden haben Demonstranten die Botschaft des Landes im Irak vorübergehend gestürmt und dort Feuer gelegt. Laut Augenzeugen zogen Hunderte zur Botschaft, von denen viele über Absperrungen kletterten und Parolen riefen wie «Ja, ja zum Koran».

Bilder in sozialen Netzwerken zeigten an dem Gebäude in Bagdad in der Nacht Feuer und Rauchwolken. Einige feierten auf der Straße und schwenkten irakische Flaggen. Unter den Protestlern waren viele Anhänger des einflussreichen schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr. Bis zum Morgen zogen die Gruppen teils wieder ab.

Schwedisches Außenministerium: «Mitarbeiter in Sicherheit»

Die schwedische Regierung verurteilte den Angriff auf die eigene Botschaft und übte scharfe Kritik an den Behörden im Irak. Um 2.00 Uhr (Ortszeit) in der Nacht hätten gewalttätige Demonstranten die schwedische Botschaft in Bagdad gestürmt, die Botschaftskanzlei sei dabei eingenommen, verwüstet und in Brand gesteckt worden, erklärte Außenminister Tobias Billström am Morgen. Vor weniger als einem Monat sei ein ähnlicher Vorfall in Bagdad passiert.

«Das, was passiert ist, ist völlig inakzeptabel und die Regierung verurteilt diese Angriffe aufs Schärfste.» Die Regierung stehe im Kontakt mit hochrangigen irakischen Vertretern, um ihre Bestürzung zum Ausdruck zu bringen. Aus demselben Zweck werde der Geschäftsträger des Iraks - der höchste Diplomat des Landes in Schweden - in Stockholm ins Außenministerium bestellt.

Das schwedische Außenministerium teilte mit, über die Lage informiert zu sein und im ständigen Kontakt mit den Mitarbeitern vor Ort zu stehen. «Unsere Mitarbeiter sind in Sicherheit», teilte das Pressebüro in Stockholm mit.

«Wir verurteilen alle Angriffe auf Diplomaten und Mitarbeiter internationaler Organisationen.» Es sei die Aufgabe irakischer Sicherheitskräfte, diplomatische Vertretungen zu schützen. Während des nächtlichen Tumults war auf Videos wenig Widerstand von Sicherheitskräften zu sehen.

Die schwedische Polizei hatte zuvor einen Antrag für eine öffentliche Versammlung genehmigt, die heute vor der irakischen Botschaft in Stockholm stattfinden sollte. Nach Angaben der schwedischen Nachrichtenagentur TT wollte dabei eine Person einen Koran und eine irakische Flagge verbrennen. Nur zwei Personen sollen demnach an der Demonstration teilnehmen. Demonstranten in Bagdad sagten laut Augenzeugen, der hiesige Protest sei eine Reaktion auf die neue geplante Koranverbrennung in Schweden.

Irakisches Außenministerium verurteilt Angriff

Schon Ende Juni war bei einer Demonstration vor der Stockholmer Moschee ein Koran-Exemplar angezündet worden. Im Irak kam es zu umfangreichen Protesten. Marokko zog seinen Botschafter aus Schweden ab, Saudi-Arabien bestellte den schwedischen Botschafter ein. Auch Papst Franziskus äußerte sich zu dem Vorfall und zeigte sich «wütend und angewidert». Mutwillige Koranschändungen gelten im Islam als blasphemisch. In vielen islamischen Ländern drohen dafür Strafen.

Das irakische Außenministerium verurteilte den Angriff auf die schwedische Botschaft in Bagdad auf das Schärfste. Es sei eine Attacke auf eine diplomatische Einrichtung.

Der schiitische Al-Sadr ist einer der einflussreichsten Geistlichen im arabischen Raum. Seine islamistische Bewegung setzt sich zusammen aus Millionen vorwiegend ärmerer Menschen aus dem städtischen Raum. Nach einer langen politischen Krise hatten seine Anhänger 2022 unter anderem den Regierungspalast mit dem Büro des Ministerpräsidenten in Bagdad sowie das Parlamentsgebäude gestürmt und besetzt. Al-Sadr hatte nach der Koranverbrennung im Juni auch zu einem «wütenden Protest» vor der schwedischen Botschaft aufgerufen.

@ dpa.de