Prozess, Ex-Kanzler

Er war die Lichtgestalt der Konservativen in Österreich.

23.02.2024 - 05:51:08

Prozess gegen Österreichs Ex-Kanzler Kurz im Finale. Dann drängten ihn Ermittlungen der Staatsanwaltschaft aus dem Amt. Jetzt steht der erste Prozess gegen Sebastian Kurz vor dem Ende.

  • Abgesehen vom aktuellen Prozess droht dem Ex-Kanzler Sebastian Kurz noch ein zweites Verfahren. - Foto: Roland Schlager/APA/dpa

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  • Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz erscheint zum voraussichtlich letzten Prozesstag vor dem Landgericht Wien. - Foto: Heinz-Peter Bader/AP/dpa

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  • Sebastian Kurz erscheint vor dem Landgericht Wien. Österreichs Ex-Kanzler wurde zu acht Monaten auf Bewährung verurteilt. - Foto: Heinz-Peter Bader/AP/dpa

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Abgesehen vom aktuellen Prozess droht dem Ex-Kanzler Sebastian Kurz noch ein zweites Verfahren. - Foto: Roland Schlager/APA/dpaÖsterreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz erscheint zum voraussichtlich letzten Prozesstag vor dem Landgericht Wien. - Foto: Heinz-Peter Bader/AP/dpaSebastian Kurz erscheint vor dem Landgericht Wien. Österreichs Ex-Kanzler wurde zu acht Monaten auf Bewährung verurteilt. - Foto: Heinz-Peter Bader/AP/dpa

Mit der Vernehmung von zwei Zeugen ist am Freitag der Prozess gegen Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz vor dem Landgericht Wien fortgesetzt worden. Dem 37-Jährigen wird Falschaussage vor dem Ibiza-Untersuchungsausschuss vorgeworfen.

Der ehemalige Regierungschef soll vor dem Gremium seinen Einfluss bei der Bestellung seines Vertrauten Thomas Schmid an die Spitze der Staatsholding Öbag heruntergespielt haben. Konkret geht es um die Frage, ob Kurz lediglich informiert oder in die Top-Personalie involviert war.

Heute drehten sich die per Videoschalte durchgeführten Befragungen um die Glaubwürdigkeit des Hauptbelastungszeugen Schmid. Ein russischer Geschäftsmann, der Schmid im Zusammenhang mit einem geplanten Öl-Projekt getroffen hatte, schilderte den 47-Jährigen als jemanden, der nach seinem Eindruck unter erheblichem Druck der Staatsanwaltschaft stand.

Der Zeuge war von der Verteidigung benannt worden. Schmid sei sehr an einem Deal mit der Staatsanwaltschaft interessiert gewesen, sagte der Russe. «Schmid hat gesagt, er sei gut zu den Leuten, die gut zu ihm sind», so der aus Moskau zugeschaltete Zeuge über ein Treffen mit dem ehemaligen Kurz-Vertrauten.

Der dazu befragte Schmid betonte wiederum, er haben zu keinem Zeitpunkt Druck durch die Staatsanwaltschaft verspürt. «Da kann man nicht von Druck sprechen, und ich habe das auch nie gesagt.»

Auch Diversion möglich

In dem Prozess gegen Kurz ist neben einer Verurteilung und einem Freispruch auch eine sogenannte Diversion möglich. Dabei handelt es sich in der Regel um eine Geldstrafe ohne Schuldspruch und formelle Verurteilung.

Die Staatsanwaltschaft fordert eine Bewährungsstrafe sowie eine Geldstrafe. «Selten war ein Fall der Falschaussage so klar gelagert», sagte Oberstaatsanwalt Gregor Adamovic in seinem Plädoyer vor dem Landgericht Wien. Der ehemalige Regierungschef habe im Gegensatz zu seinen Aussagen vor dem Ibiza-Untersuchungsausschuss sehr wohl aktiven Einfluss auf die Besetzung des Chefpostens bei der Staatsholding Öbag mit seinem Vertrauten Thomas Schmid genommen. Kurz habe sich generell zu seiner Regierungszeit ein Veto- und Durchgriffsrecht bei Personalentscheidungen gesichert, so die Anklage weiter.

Der 37-Jährige, der nach seinem Rücktritt und seinem grundsätzlichen Abschied aus der Politik Ende 2021 nun als Unternehmer tätig ist, hat stets seine Unschuld betont. Er stand von 2017 bis 2019 an der Spitze einer Koalition der ÖVP mit der rechten FPÖ. Dieses Bündnis zerbrach an der Ibiza-Affäre, die Fragen zur Anfälligkeit der Regierung für Korruption aufwarf. Von 2020 bis 2021 leitete Kurz ein Bündnis von ÖVP und Grünen.

Kurz 2020 so beliebt wie selten

Zum Zeitpunkt seiner Aussage im Juni 2020 war Kurz auch vor dem Hintergrund seiner Führung in der Corona-Krise so beliebt wie selten. Er hatte den Bürgern stets einen «neuen Stil» versprochen, ohne die in Österreich verbreitete Vetternwirtschaft. Dies gilt als ein Grund, warum er im Untersuchungsausschuss seinen Einfluss bei der Öbag-Besetzung als «informiert», aber nicht als «involviert» schilderte.

Abgesehen vom aktuellen Prozess droht dem Ex-Kanzler noch ein zweites Verfahren. In der sogenannten Inseraten-Affäre sollen der damalige Regierungschef und sein Team mit Steuergeld gefälschte Umfragen in Auftrag gegeben haben. Außerdem sollen sie sich mit Inseraten in diversen Medien eine wohlmeinende Berichterstattung erhofft haben. Die Ermittlungen wegen des Verdachts der Bestechlichkeit, Korruption und Untreue laufen gegen insgesamt zehn Verdächtige.

@ dpa.de