Annalena Baerbock, Deutschland

Eine Woche nach dem blutigen Terror der islamistischen Hamas in Israel setzt Außenministerin Baerbock ihre Bemühungen um die Freilassung der Geiseln fort.

14.10.2023 - 05:28:19

Baerbock zu Krisengesprächen in Ägypten

Außenministerin Annalena Baerbock hat ihre Krisengespräche nach dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel mit einem Treffen mit dem türkischen Außenminister Hakan Fidan in Ägypten fortgesetzt. Die beiden Minister hätten sich unter anderem über die gemeinsamen Bemühungen um die Freilassung der von der Hamas nach Gaza verschleppten deutschen Geiseln und die Fragen des humanitären Zugangs nach Gaza ausgetauscht, hieß es aus deutschen Delegationskreisen.

Es sei ein «gutes und konzentriertes rund einstündiges Gespräch» am Rande des Krisenbesuchs Baerbocks in der ägyptischen Hauptstadt Kairo gewesen, hieß es weiter. Die Außenministerin und ihr türkischer Kollege «haben sich intensiv zu ihren Erkenntnissen und Schlussfolgerungen aus den Krisengesprächen der letzten Tage ausgetauscht». Ein weiteres Gesprächsthema sei die Unterstützung der Ukraine gewesen. Die beiden Außenminister hätten vereinbart, in der aktuellen Krise engen Kontakt zu halten.

Baerbock war gestern Abend aus Israel nach Ägypten weiter gereist. Der Airbus der Flugbereitschaft der Bundeswehr, mit dem Baerbock von Berlin nach Tel Aviv geflogen war, kehrte mit deutschen Staatsangehörigen an Bord nach Deutschland zurück. Auf der Plattform X schrieb das Auswärtige Amt: «Weitere 85 deutsche Staatsangehörige haben soeben den Flughafen Tel Aviv verlassen. Außenministerin @ABaerbock wünschte allen eine gute und sichere Heimreise.» Baerbock reiste mit einer kleineren Maschine der Flugbereitschaft nach Ägypten.

«Lassen Sie diese unschuldigen Menschen frei»

Baerbock hatte die Hamas bereits gestern während einer Pressekonferenz mit ihrem israelischen Kollegen Eli Cohen mit einem emotionalen Appell aufgerufen, die verschleppten Geiseln freizulassen. Sie appelliere nicht nur als Außenministerin, sondern als Mensch und Mutter an die Hamas und deren Verbündete: «Lassen Sie diese unschuldigen Menschen, lassen Sie diese unschuldigen kleinen Mädchen frei», sagte sie. Dies sei «die Erwartung all derjenigen, die auf der Seite der Menschlichkeit stehen».

Die Bundesaußenministerin appellierte an Länder wie Katar und Ägypten, die über direkte Gesprächskanäle verfügten, sich für die Freilassung der Geiseln einzusetzen. Unter den rund 150 Geiseln wird auch eine einstellige Zahl von deutschen Doppelstaatlern vermutet.

Baerbock sicherte Israel bei ihrem Besuch volle Solidarität zu. «In diesen schrecklichen Tagen stehen wir an Ihrer Seite und fühlen mit Ihnen. In diesen Tagen sind wir alle Israelis», sagte sie. Auf die Frage, wie Deutschland Israel politisch und eventuell militärisch unterstützen werde, antwortete sie: «Mit allem, was Israel von uns braucht.» Sie fügte an: «Und mit allem, heißt auch mit allem.»

Familie von Shani Louk: Baerbock sicherte Unterstützung zu

Im Fall der mutmaßlich von Hamas-Terroristen verschleppten Deutschen Shani Louk hat Baerbock der Familie nach deren Angaben ihre Unterstützung zugesichert. Konkrete Ergebnisse habe es bei dem Treffen am Freitag in Israel jedoch nicht gegeben, sagte Wilfried Gehr der dpa. Gehr ist der Lebensgefährte von Shanis Tante. Beide halten sich aktuell in Sulz am Neckar in Baden-Württemberg auf. Das Auswärtige Amt wollte sich zu dem Treffen nicht äußern.

Die 22-jährige Shani Louk soll beim Terrorangriff auf Israel am vergangenen Wochenende nach Überzeugung ihrer Familie verschleppt worden sein. Sie sei bei dem Musikfestival in der israelischen Negev-Wüste von der islamistischen Hamas als Geisel genommen worden. Shani Louks Familie, von der ein Teil in Ravensburg lebt und ein anderer Teil regelmäßig in Sulz am Neckar ist, geht davon aus, dass die junge Frau schwer verletzt, aber am Leben ist und sich im Gazastreifen befindet.

Shanis Mutter Ricarda hatte sich mit der Bitte um Hilfe an die Öffentlichkeit gewandt. Auch die Tante der jungen Frau hatte an die Behörden appelliert. Die Familien hätten bei dem Treffen mit Baerbock die Geschichten der Verschleppten erzählen dürfen, und bei der Außenministerin seien dabei auch ein paar Tränen geflossen, sagte Gehr. Shanis Mutter Ricarda habe durch das Treffen etwas beruhigt werden können.

Gehr dagegen kritisierte das Gespräch als «Polit-Show»: Man habe die Familien lediglich als «Statisten» benutzt, tue aber zu wenig, um die Gefangenen zu befreien, sagte er.

@ dpa.de