Weltweit, Fortschritt

Die Welt tut zu wenig gegen die Erderwärmung.

14.11.2023 - 07:54:51

Weltweit zu wenig Fortschritt beim Klimaschutz. Einer neuen Studie zufolge fehlt es an Tempo in den Sektoren Energie, Industrie, Transport sowie dem Umbau der Land- und Forstwirtschaft.

  • In der WRI-Studie wird das 1,5-Grad-Ziel konkret übersetzt in Vorgaben für einzelne Sektoren. Die Bilanz: trostlos. - Foto: Patrick Pleul/dpa

    Patrick Pleul/dpa

  • Ein Feuerwehrmann kämpft in dem Dorf in der Nähe von Athen gegen einen Waldbrand. Die Vereinten Nationen fürchten durch den Klimawandel eine Zunahme von Katastrophen mit schweren Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährungssicherheit. - Foto: Marios Lolos/XinHua/dpa

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  • Ein einzelner Eisberg treibt im Scoresby Sund vor Grönland. - Foto: Chris Szagola/AP/dpa

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  • Auf diesem Feld hatte Bauer Abdul Haqim früher Weizen anbaute, um seine Familie zu ernähren. Eine schwere Dürre hat die ohnehin schon verzweifelte Lage in Afghanistan dramatisch verschlimmert. Der Boden auf diesem Feld ist total ausgetrocknet. - Foto: Mstyslav Chernov/AP/dpa

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  • Das Braunkohlekraftwerk Lippendorf. In dem Kraftwerk wird Braunkohle aus umliegenden Tagebauen zur Strom- und Wärmeerzeugung verbrannt. - Foto: Jan Woitas/dpa

    Jan Woitas/dpa

In der WRI-Studie wird das 1,5-Grad-Ziel konkret übersetzt in Vorgaben für einzelne Sektoren. Die Bilanz: trostlos. - Foto: Patrick Pleul/dpaEin Feuerwehrmann kämpft in dem Dorf in der Nähe von Athen gegen einen Waldbrand. Die Vereinten Nationen fürchten durch den Klimawandel eine Zunahme von Katastrophen mit schweren Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährungssicherheit. - Foto: Marios Lolos/XinHua/dpaEin einzelner Eisberg treibt im Scoresby Sund vor Grönland. - Foto: Chris Szagola/AP/dpaAuf diesem Feld hatte Bauer Abdul Haqim früher Weizen anbaute, um seine Familie zu ernähren. Eine schwere Dürre hat die ohnehin schon verzweifelte Lage in Afghanistan dramatisch verschlimmert. Der Boden auf diesem Feld ist total ausgetrocknet. - Foto: Mstyslav Chernov/AP/dpaDas Braunkohlekraftwerk Lippendorf. In dem Kraftwerk wird Braunkohle aus umliegenden Tagebauen zur Strom- und Wärmeerzeugung verbrannt. - Foto: Jan Woitas/dpa

Die Anstrengungen beim Klimaschutz rund um den Globus hinken einer neuen Studie zufolge weit dem Ziel hinterher, die Erderwärmung auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Analyse der Vereinten Nationen.

«Der Bericht zeigt, dass die Regierungen zusammengenommen Babyschritte gehen, um die Klimakrise abzuwenden», erklärte UN-Klima-Chef Simon Stiell am Dienstag. Die anstehende Weltklimakonferenz in Dubai müsse ein «Wendepunkt» sein. «Die Regierungen müssen sich nicht nur auf stärkere Klimaschutzmaßnahmen einigen, sondern auch genau zeigen, wie sie diese umsetzen wollen.»

Bericht «State of Climate Action»

An Tempo fehlt es unter anderem in den Sektoren Energie, Industrie, Transport sowie dem Umbau der Land- und Forstwirtschaft. Einzig die weltweiten Verkaufszahlen für Elektroautos sind auf Linie mit dem Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, wie der heute veröffentlichte Bericht «State of Climate Action» des World Resources Institute (WRI), des NewClimate Institute und sowie Climate Analytics und des Bezos Earth Fund zeigt.

In der Studie wird das 2015 in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel konkret übersetzt in Vorgaben für einzelne Sektoren. Die Bilanz ist trostlos, wie die Studienautorin Sophie Boehm vom WRI sagte. «Trotz jahrzehntelanger eindringlicher Warnungen und Weckrufe haben unsere Politiker dabei versagt, auch nur annähernd Klimaschutz im erforderlichen Tempo und Umfang zu mobilisieren.» Von 42 untersuchten Indikatoren sei nur der Verkauf von Elektroautos auf dem richtigen Weg, um die errechneten Etappenziele für 2030 zu erreichen.

Hier einige Beispiele aus dem Bericht

  • Der Anteil von Solar- und Windenergie ist in den vergangenen Jahren jährlich im Schnitt um 14 Prozent gestiegen. Nötig wären aber 24 Prozent, um bis 2030 auf 1,5-Grad-Kurs zu kommen.
  • Beim Kohleausstieg müsste sich das Tempo der Studie zufolge versiebenfachen. Umgerechnet bedeutet das, dass jährlich bis 2030 etwa 240 Kohlekraftwerke stillgelegt werden müssten.
  • Waldzerstörung: Von 2021 bis 2022 habe sich die entwaldete Fläche von 5,4 auf 5,8 Millionen Hektar vergrößert, was in etwa der Fläche Kroatiens entspreche.
  • Klimaschädliche Subventionen: Trotz gegenteiliger Versprechen schossen die staatlichen Subventionen für Öl, Gas und Kohle von 2020 auf 2021 um nahezu das Doppelte nach oben - auch wegen der Energiekrise im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.

Claire Fyson von Climate Analytics sagte, es sei absurd, angesichts der eskalierenden Klimakrise weiter in großem Stil in Gas- und Kohlekraft zu investieren. Auf der UN-Klimakonferenz in Dubai im Dezember müssten alle Regierungen weltweit einen fairen und schnellen Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle vereinbaren.

Auswertung aller bisherigen Klimaziele

Das Klimasekretariat der Vereinten Nationen hat alle Klimaziele ausgewertet, die bis zum 25. September dieses Jahres vorgelegt wurden. Dadurch soll deutlich werden, wie weit die Welt vom Pfad zum 1,5-Grad-Ziel entfernt ist. Folgende Schlüsse wurden daraus gezogen:

  • Selbst wenn alle diese Ziele umgesetzt würden, lägen die im Jahr 2030 noch ausgestoßenen weltweiten Emissionen nur zwei Prozent unter dem Niveau von 2019. Dies bedeutet zwar, dass der Höchstwert der weltweiten Emissionen noch in diesem Jahrzehnt gemessen würde - allerdings für die in Paris beschlossenen Klimaziele viel zu spät. Um die Erderwärmung wie angestrebt bei 1,5 Grad zu stoppen, müssten die Emissionen dem Weltklimarat zufolge im Jahr 2030 bereits 43 Prozent niedriger sein als 2019.
  • Verglichen mit dem Jahr 2010 lägen die klimaschädlichen Emissionen im Jahr 2030 der Berechnung zufolge sogar immer noch 8,8 Prozent höher. Diese Prognose hat sich seit dem Stand im vorigen Jahr auch nur geringfügig verbessert.

Dass Staaten oft ihre eigenen Klimaziele praktisch gar nicht wie angestrebt umsetzen, ist in dieser Analyse noch gar nicht berücksichtigt.

@ dpa.de