Netanjahu, Israel

Die von Südafrika eingereichte Völkermord-Klage bezeichnet Israels Regierungschef als «moralischen Tiefpunkt».

14.01.2024 - 01:03:55

Netanjahu: Israel führt «gerechten Krieg». Sein Land werde «bis zum Ende» kämpfen. Israels Armee will den Druck auf die Hamas erhöhen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sein Land zum 100. Tag des Gaza-Kriegs erneut auf einen Kampf «bis zum vollständigen Sieg» eingeschworen. Der Staat Israel, seine Streitkräfte und Sicherheitsdienste führten einen «moralischen und gerechten Krieg, der seinesgleichen sucht, gegen die Hamas-Monster, die neuen Nazis», sagte der innenpolitisch unter Druck stehende Regierungschef am Samstag. «Niemand wird uns stoppen», sagte Netanjahu und wies dabei auf die von Südafrika beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag eingereichte Klage wegen Völkermords hin.

«Die heuchlerische Attacke in Den Haag gegen den Staat der Juden, der aus der Asche des Holocaust entstanden ist, auf Geheiß derjenigen, die gekommen sind, um einen weiteren Holocaust an den Juden zu begehen, ist ein moralischer Tiefpunkt in der Geschichte der Nationen», sagte Netanjahu. In den Tunneln der Hamas unter dem Gazastreifen habe die Armee Kopien von Adolf Hitlers «Mein Kampf» gefunden. Die Islamisten der Hamas seien «die neuen Nazis», sagte Netanjahu und zitierte damit Bundeskanzler Olaf Scholz. Diesem hatte er gedankt, dass Deutschland die Völkermord-Klage klar zurückwies.

Netanjahu steht seit dem Überfall in der Kritik

Ein Massaker der Hamas und anderer extremistischer Organisationen im Süden Israels mit 1200 Toten sowie die Verschleppung von Zivilisten und Soldaten in den Gazastreifen hatten am 7. Oktober den Gaza-Krieg ausgelöst. Israels Militär geht seitdem mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive gegen die Hamas vor. Netanjahus Popularität brach nach dem beispiellosen Überfall ein. In der Öffentlichkeit seines Landes wird ihm vorgeworfen, die Vorbereitungen der Sicherheitskräfte auf einen solchen Angriff vernachlässigt zu haben.

«Wir werden den Krieg bis zum Ende fortsetzen - bis zum vollständigen Sieg, bis wir alle unsere Ziele erreicht haben: Die Beseitigung der Hamas, die Rückgabe aller unserer Geiseln und die Gewährleistung, dass der Gazastreifen nie wieder eine Bedrohung für Israel darstellen wird», sagte der Netanjahu. Es sei zudem ein Krieg gegen «die Achse des Bösen, angeführt vom Iran und seinen drei Stellvertretern», sagte der Regierungschef und führte neben der Hamas auch die Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon und die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen an.

Israels Generalstabschef: Erhöhen Druck auf Hamas

Israels Armee will den militärischen Druck auf die Hamas weiter erhöhen, wie der israelische Generalstabschef Herzi Halevi ebenso mit Blick auf den 100. Tag des Kriegs ankündigte. «Druck, der zur Zerschlagung der Hamas und zur Rückkehr der Geiseln führt», sagte er.

Die Hamas-Führung setze ihre Hoffnungen auf einen Waffenstillstand «und ist überzeugt, dass dieser Moment nahe ist», sagte Halevi. Man werde weiter «entschlossen und beharrlich» sein. «Um die Hamas zu zerschlagen, ist Geduld notwendig und unerlässlich», sagte der Generalstabschef. Er ging auch auf die andauernden Konfrontationen mit der Hisbollah-Miliz im Libanon ein, die mit der Hamas verbündet ist. «Das Gebiet im Südlibanon ist ein Kampfgebiet, und das wird es auch bleiben, solange die Hisbollah von dort aus operiert», sagte Halevi. «Die Hisbollah riskiert, den gesamten Libanon in ein Kampfgebiet zu verwandeln, und das zu einem hohen Preis», warnte er.

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