PiS, Parlamentswahl

Die seit 2015 in Polen regierende PiS ist laut Prognosen bei der Parlamentswahl stärkste Partei geworden, hat aber die absolute Mehrheit verfehlt.

16.10.2023 - 08:52:52

Prognose zur Wahl in Polen: PiS ohne absolute Mehrheit. Die Opposition sieht Chancen für einen Machtwechsel.

  • Bleibt er im Amt? Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki wählt in der Hauptstadt. - Foto: Michal Dyjuk/AP/dpa

    Michal Dyjuk/AP/dpa

  • Stimmabgabe in einem Wahllokal in Warschau. - Foto: Michal Dyjuk/AP/dpa

    Michal Dyjuk/AP/dpa

  • PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski im Wahllokal in Warschau. - Foto: Petr David Josek/AP/dpa

    Petr David Josek/AP/dpa

  • Oppositionsführer Donald Tusk könnte neuer polnischer Ministerpräsident werden. - Foto: Piotr Nowak/PAP/dpa

    Piotr Nowak/PAP/dpa

Bleibt er im Amt? Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki wählt in der Hauptstadt. - Foto: Michal Dyjuk/AP/dpaStimmabgabe in einem Wahllokal in Warschau. - Foto: Michal Dyjuk/AP/dpaPiS-Chef Jaroslaw Kaczynski im Wahllokal in Warschau. - Foto: Petr David Josek/AP/dpaOppositionsführer Donald Tusk könnte neuer polnischer Ministerpräsident werden. - Foto: Piotr Nowak/PAP/dpa

Eine neue Prognose nach der Parlamentswahl in Polen hat bestätigt, dass Polens nationalkonservative Regierungspartei PiS die absolute Mehrheit verfehlt hat und drei Oppositionsparteien eine neue Regierung bilden könnten.

Die PiS von Ministerpräsident Mateusz Morawiecki wurde mit 36,6 Prozent der Stimmen stärkste Kraft, wie am Morgen veröffentlichte Ergebnisse von Nachwahlbefragungen des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zeigten. Auf dem zweiten Platz mit 31 Prozent lag demnach die oppositionelle liberalkonservative Bürgerkoalition (KO) des ehemaligen Ministerpräsidenten und früheren EU-Ratspräsidenten Donald Tusk.

Veränderungen in der Außenpolitik erwartet

Ein möglicher Machtwechsel in Warschau könnte entscheidende Veränderungen in der polnischen Außenpolitik bringen. Die PiS liegt im Dauerstreit mit Brüssel und verärgerte Berlin mit Forderungen nach Weltkriegsreparationen. Die Opposition könnte Polen auf einen proeuropäischen Kurs bringen.

In der neuen Prognose wurden der PiS 198 Sitze im neuen Parlament vorhergesagt. Die Mehrheit liegt bei 231 der 460 Mandate. Als Koalitionspartner kommt nur die ultrarechte Konfederacja infrage, mit deren 14 Mandaten es laut Prognosen aber ebenfalls nicht für eine Regierungsmehrheit reicht. Das endgültige Wahlergebnis steht wohl erst am Dienstag fest.

Die oppositionelle Bürgerkoalition (KO) kann laut Prognosen auf 161 Mandate zählen. Sie könnte mit dem christlich-konservativen Dritten Weg (13,5 Prozent) und dem Linksbündnis Lewica (8,6 Prozent) eine Koalition bilden. Das Dreierbündnis käme auf 248 Abgeordnete und hätte eine Mehrheit im Parlament.

Langwierige Regierungsbildung wird erwartet

Oppositionsführer Donald Tusk sah sich am Sonntagabend schon als Sieger: «Ich habe mich noch nie so sehr über den zweiten Platz gefreut. Polen hat gewonnen, die Demokratie hat gewonnen, das ist das Ende der PiS-Regierung», sagte er am Wahlabend. PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski sagte, man warte auf den weiteren Verlauf der Ereignisse.

Das Kräfteverhältnis im Parlament kann sich noch durch Nuancen von wenigen Prozentpunkten für kleinere Parteien verschieben. Erwartet wird eine langwierige Regierungsbildung.

Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Jürgen Hardt (CDU), sagte, der Wahlausgang in Polen zeige, «dass mit Deutschland- und Europafeindlichkeit auch bei unseren Nachbarn keine Wahlen zu gewinnen sind. Die Menschen in Polen gehören zu den großen Gewinnern der europäischen Einigung und lassen sich nicht das Gegenteil einreden.» Die CDU/CSU wünsche sich «das rasche Gelingen der Bildung einer neuen polnischen Regierung unter Donald Tusk».

Der Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-polnische Zusammenarbeit, Dietmar Nietan, sieht in der hohen Wahlbeteiligung ein Zeichen für den Wunsch nach Wandel. «Es hat eine Rekordwahlbeteiligung von fast 73 Prozent gegeben. Das hat es nach der Wende im demokratischen Polen noch nie gegeben. Das zeigt, dass die Menschen eine Veränderung wollen», sagte der SPD-Politiker dem Bayerischen Rundfunk.

Ein möglicher Machtwechsel könnte auch nach Einschätzung einer Expertin zu einer Verbesserung des deutsch-polnischen Verhältnisses führen. Sollte die heutige Opposition mit Donald Tusk die künftige Regierung stellen, würden sich sicherlich Rhetorik und Atmosphäre ändern, sagte Agnieszk Lada-Konefal vom Deutschen Polen-Institut der Deutschen Presse-Agentur. «Man wird kooperationsbereiter sein - im deutsch-polnischen Verhältnis wie auch in der EU.» Gleichzeitig warnte Lada-Konefal vor der Erwartung, dass sich in der polnischen Politik sofort alles ändere.

@ dpa.de