USA greifen, Huthi-Stellungen

Die schiitische Miliz beschießt wieder ein Schiff im Roten Meer und gefährdet damit eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt.

18.01.2024 - 04:20:57

USA greifen Huthi-Stellungen im Jemen an. Die USA setzen die Huthi auf die Terrorliste und schlagen zurück. Der Überblick.

Nach einer erneuten Drohnenattacke auf ein Schiff im Golf von Aden haben die USA in der Nacht wieder Stellungen der vom Iran unterstützten schiitischen Huthi-Miliz im Jemen angegriffen.

Der Militärschlag habe 14 für den Abschuss vorbereiteten Raketen gegolten, teilte das zuständige Regionalkommando des US-Militärs mit. Zuvor hatte das US-Militär mitgeteilt, eine im Jemen gestartete Kampfdrohne habe einen unter der Flagge der Marshallinseln fahrenden US-Frachter getroffen. Es habe einige Schäden gegeben, aber keine Verletzten.

Als Reaktion auf die wiederholten Angriffe auf die internationale Schifffahrt im Roten Meer hatten die USA und Großbritannien mit der Unterstützung Verbündeter bereits in der vergangenen Woche einen umfassenden Militärschlag gegen die Huthi ausgeführt. Zudem setzten die USA die Huthi wieder auf die Liste der weltweit agierenden Terrororganisationen.

Seit Beginn des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greift die Miliz immer wieder Frachter mit angeblich israelischer Verbindung an. Große Reedereien meiden zunehmend die Route über das Rote Meer, über die normalerweise etwa zehn Prozent des Welthandels laufen.

Militärchef: Krieg im Norden wahrscheinlicher

Angesichts der angespannten Lage an der Grenze mit dem Libanon bezeichnete Israels Militärchef die Wahrscheinlichkeit eines Krieges im Norden als viel höher als zuvor. «Ich weiß nicht, wann der Krieg im Norden beginnt», sagte Generalstabschef Herzi Halevi bei einem Besuch von Soldaten in Nordisrael. Er könne aber sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es in den kommenden Monaten zu einem Krieg kommen könnte, viel höher sei als in der Vergangenheit.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der mit dem Iran verbündeten Hisbollah-Miliz. Fast täglich berichten beide Seiten von Raketenbeschüssen und Schusswechseln. Es gab bereits einige Tote. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg im Jahre 2006.

Medikamente für Geiseln und Zivilbevölkerung

Die für von der islamistischen Hamas verschleppten Geiseln vorgesehenen Medikamente trafen nach Angaben des katarischen Außenministeriums im Gazastreifen ein. Medikamente sowie Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung und Geiseln seien in den abgeriegelten Küstenstreifen gebracht worden, teilte Ministeriumssprecher Madschid al-Ansari bei X (vormals Twitter) mit. Katar vermittelte zuvor zwischen Israel und der Hamas, um die Medizin-Lieferung zu ermöglichen.

Bei dem Terrorangriff der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023 wurden 1200 Menschen getötet und etwa 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Nach israelischen Angaben befinden sich noch 132 Geiseln in dem Küstengebiet. Ein Regierungssprecher teilte zudem mit, ein Drittel der verbliebenen Geiseln sei chronisch krank und benötige Medizin. Ob die Geiseln wirklich Medikamente erhalten werden oder in welchem Ausmaß, war zunächst unklar.

UN: Netanjahu und Guterres hatten keinen Kontakt

UN-Generalsekretär António Guterres und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatten nach Angaben der Vereinten Nationen seit dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober keinen direkten Kontakt. Guterres habe damals eine Bitte für ein Telefonat im Büro von Netanjahu hinterlassen, sagte ein Sprecher des UN-Chefs.

Netanjahu habe sich daraufhin aber nie gemeldet. «Der Fakt, dass sie nicht angerufen haben, hat aber den Generalsekretär und seine Mitarbeiter nicht davon abgehalten, mit einer Vielzahl von israelischen Offiziellen zu interagieren», sagte der Sprecher. Das Verhältnis zwischen Israel und den Vereinten Nationen gilt als schwierig. Viele Israelis sehen sich von den UN unfair behandelt.

Jordanien: Feldkrankenhaus stark beschädigt

Das von Jordanien errichtete Feldlazarett zur Behandlung von Verwundeten im Gazastreifen wurde nach jordanischen Angaben durch israelischen Beschuss stark beschädigt. Ein Mitarbeiter sowie ein Mann, der auf der Intensivstation behandelt wurde, seien dabei verletzt worden, teilten die jordanischen Streitkräfte mit. Israel trage «die volle Verantwortung für die Sicherheit des Krankenhauspersonals», hieß es weiter.

Israels Armee teilte mit, dass sie bei einer Operation gegen die islamistische Hamas in Chan Junis in der Nähe des Feldlazaretts auf Terroristen gestoßen und es zum Schusswechsel gekommen sei. Man habe das Feldlazarett jedoch nicht angegriffen, fügte das Militär hinzu. Es sei unversehrt, funktionsfähig und biete weiter medizinische Versorgung an.

Bewaffnete Palästinenser im Westjordanland getötet

Bei einem Einsatz der israelischen Armee in der Stadt Tulkarem im Westjordanland wurden nach israelischen Angaben mehrere bewaffnete Palästinenser getötet. Vier Menschen seien bei einem Drohnenangriff ums Leben gekommen, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Israelische Einsatzkräfte führten in einem Flüchtlingslager in dem Ort im Nordwesten des Palästinensergebiets «einen Einsatz zur Terrorismusbekämpfung» durch, hieß es von der Armee.

Auf die Sicherheitskräfte seien dabei Schüsse abgegeben und Sprengsätze geschleudert worden. Sie hätten daraufhin das Feuer eröffnet und auch aus der Luft angegriffen. Dabei wurden Armeeangaben zufolge mehrere bewaffnete Personen getötet. Ob die Toten einer extremistischen Gruppierung angehörten, war zunächst unklar.

Was heute wichtig wird

Angesichts der wachsenden Spannungen zwischen den vom Iran unterstützten Milizen Hisbollah im Libanon und Huthi im Jemen droht eine Ausweitung des Gaza-Kriegs auf die ganze Region. Unterdessen gehen die heftigen Kämpfe zwischen den israelischen Streitkräften und der islamistischen Hamas im Gazastreifen weiter. Die humanitäre Lage für die palästinensische Zivilbevölkerung verschärft sich weiter.

@ dpa.de